Bukarest (ADZ) - In der Koalition hängt der Haussegen wegen der Brandrede des rechtsnationalen ungarischen Regierungschefs Viktor Orbán schief: Der Chef des mitregierenden Ungarnverbands (UDMR), Kelemen Hunor, nahm Orbán am Donnerstag dezidiert in Schutz und bestritt, dass dessen Rede „rassistisch oder Putin-freundlich“ gewesen sei, auch sei seine These über „Rassenvermischung“ eine „Herzens-, keine politische Angelegenheit“. Es sei heutzutage „Trend, jeden einen Faschisten zu schimpfen“, der „anderer Meinung“ sei, sagte Kelemen dem Nachrichenportal Maszol.
Davor hatte PSD-Chef Marcel Ciolacu klargestellt, vom UDMR-Chef eine „sofortige“ Stellungnahme zu Orbáns Äußerungen erwartet zu haben. Da der UDMR sich jedoch tagelang ausgeschwiegen habe, werde dessen Haltung in einer Koalitionssitzung zur Aussprache kommen müssen. Was Orbán sich nämlich geleistet habe, sei „ein Affront“ gewesen - nicht bloß gegen Rumänien, sondern allgemein, so Ciolacu.
Auch die PNL zeigte sich entnervt vom Verhalten des UDMR: Regierungs- und PNL-Chef Nicolae Ciucă bezeichnete Orbáns Rede als „völlig deplatziert in einer EU, deren Bürger deutlich mehr verbindet denn trennt“. Weit schärfer mit dem UDMR ins Gericht ging der Chef des PNL-Verbandes Sath-mar, Adrian Cozma, der den umgehenden Abgang des Verbands aus der Koalition forderte - gleich zwei Kabinettsmitglieder, nämlich Vizepremier Kelemen und Umweltminister Tanczos Barna, hätten Orbán während seines Privatbesuchs in Siebenbürgen begleitet und dessen schockierenden Aussagen offen Beifall gespendet.
Trotz der deutlichen Koalitionsspannungen rechnen Politbeobachter nicht mit einem Bruch: PSD und PNL kämen zwar auch ohne den UDMR auf eine Mehrheit, jedoch auf eine weit weniger komfortable.