Justizministerium und DNA gehen geschlossen gegen Knastliteratur vor

Justizministerin Raluca Prună kündigt Gesetzesänderung an

Bukarest (ADZ) - Den heimischen Knastautoren geht die Tinte aus: Justizministerin Raluca Prună hat nämlich am Dienstag eine Eilverordnung der Regierung angekündigt, durch die der Gesetzesartikel betreffend die Verkürzung einer Haftstrafe um 30 Tage pro „wissenschaftlichem Werk“ außer Kraft gesetzt werden soll.

Das Phänomen der Knastliteratur sei offenkundig „außer Kontrolle“ geraten, weshalb sie der Regierung vorschlagen werde, umgehend mit einem Erlass dagegen vorzugehen, sagte Prună. Die Justizministerin eröffnete zudem, dass die Innenrevision der Regierung die Landesverwaltung der Haftvollzugsanstalten (ANP) sowie die Leitungen der Haftvollzugsanstalten unter die Lupe genommen hat, da rechtskräftige Urteile betreffend den fehlenden „wissenschaftlichen Charakter“ etlicher fragwürdiger Werke wiederholt ignoriert und vorzeitige Entlassungen der Autoren bzw. eingekerkerter Polit- oder Wirtschaftsprominenz trotzdem empfohlen wurden.

Fast zeitgleich gab die Antikorruptionsbehörde DNA bekannt, Ermittlungen im Fall Dutzender Knastautoren, ihrer Auftragsschreiber, Koordinatoren und sonstigen Helfer wegen „Begünstigung des Täters“ aufgenommen zu haben. Laut DNA besteht der „dringende Verdacht“, dass im Laufe der letzten Jahre ein „Mechanismus“ entstanden ist, in den „Universitätsprofessoren, Vertreter von Verlagshäusern sowie Mitglieder der Evaluierungskommissionen der Haftvollzugsanstalten“ verstrickt sind, und mit dessen Hilfe gutbetuchte Verurteilte vorzeitig auf freien Fuß kommen. Als Beweis für das florierende Geschäft mit der Knastliteratur führte die DNA den Fall eines millionenschweren Knastautors an, der simultan gleich sieben Werke verfasst, während ein anderer 212 Buchseiten binnen sechs Stunden geschrieben haben will.

Bildungsminister Andrei Curaj forderte den Rektorenrat am Dienstag auf, umgehend Maßnahmen „zum Schutz der Integrität der Universitäten“ zu ergreifen. Die Universität Craiova teilte wenig später mit, eine interne Enquete gegen insgesamt 26 Professoren eingeleitet zu haben, die die Werke prominenter Sträflinge „koordiniert“ und/oder als „wissenschaftliche Arbeit“ eingestuft und empfohlen hatten.