Bukarest (ADZ) - Kulturminister Daniel Barbu ist am Donnerstagabend im Bukarester Altstadtkern von einigen Dutzend Gegnern des Goldprojekts Roşia Montană tätlich angegriffen worden – er selbst blieb zwar unverletzt, doch ging die Heckscheibe seines Dienstwagens zu Bruch. Polizeibeamte und Gendarmen mussten den Minister und dessen Fahrer aus der Menschenmenge hinauseskortieren.
Der Liberale hatte sich im „Club A“ an einer Debatte zum Stand der rumänischen Kultur beteiligt, als einige Demonstranten den Saal betraten, ihn wegen seiner dem Goldförderprojekt erteilten Genehmigung zur Rede stellten und ihn mit getürkten Dollarscheinen, die im Medaillon Barbus Porträt aufwiesen, bewarfen. Die Protestler warfen dem Minister vor, vom Projektbetreiber gekauft worden zu sein, und forderten ihn zum umgehenden Rücktritt auf. Barbu ließ sich indes auf keine Wortgefechte ein, sondern zog es vor, die Veranstaltung zu verlassen.
In der engen Blănari-Straße konnte sein Dienstwagen an der aufgebrachten Menge jedoch nicht vorbei, Barbu und sein Fahrer saßen eine geraume Weile fest, während die Protestler den Pkw mit „Rettet Roşia Montană“-Stickern und Geldscheinen beklebten. Als schließlich ein Stein in dessen Heckscheibe flog, stieg der erboste Minister aus und bezeichnete die Demonstranten als „Neofaschisten“ und „Legionäre“. Ein erhebliches Polizei- und Gendarmerieaufgebot konnte das Auto nach einigem Gerangel mit den Protestlern schließlich zur nahegelegenen Hauptstraße eskortieren. Nach Angaben der Polizei wurden noch am gleichen Abend drei Personen verhört und bis Donnerstagmorgen neun Verdächtige identifiziert, die nun vernommen werden sollen. Von einer Anzeige gegen seine Aggressoren sah der Minister bisher ab.
Premier Ponta sowie Senats- und Liberalenchef Antonescu bezeichneten den Vorfall als „inakzeptabel“, die Täter müssten identifiziert und bestraft werden. Meinungsvielfalt und friedliche Proteste seien eine Sache, Gewalt und tätliche Angriffe etwas anderes – gegen letztere Protestformen hätten die Ordnungshüter dezidiert vorzugehen, sonst blühe dem Land die Anarchie, sagte der Premier.