Bukarest (ADZ) - Der inhaftierte Ex-PSD-Chef Liviu Dragnea ist seit dem Wochenende in einem weiteren Korruptionsverfahren beschuldigt – laut Strafrecht die letzte Etappe vor der Anklageerhebung. Dem 57-Jährigen wirft die Antikorruptionsbehörde DNA im sogenannten Teldrum-Verfahren Amtsmissbrauch, Vorteilsnahme, Steuerbetrug, Urkundenfälschung und Bildung einer kriminellen Vereinigung vor.
Das Korruptionsverfahren, das Dragnea jahrelang mit allen Mitteln, einschließlich einer Klage gegen die EU-Kommission, zu verhindern versucht hatte, basiert auf einem Gutachten des Europäischen Amts zur Betrugsbekämpfung (OLAF), demzufolge Dragnea zwischen 2002 und 2009 als damaliger Chef des Kreisrates Teleorman dem von ihm kontrollierten Bauunternehmen Teldrum illegal zwei EU-geförderte Aufträge zur Sanierung lokaler Landstraßen zugeschoben hatte. Teldrum stellte dafür völlig überteuerte Rechnungen aus, der Schaden belief sich letztlich auf mehr als 6 Millionen Euro.
Für den Ex-Politiker ist sein drittes Korruptionsverfahren das brisanteste, da er als zweifach Vorbestrafter vor Gericht keine Milde erwarten kann. Dragneas Panik wurde am Vorabend seiner Beschuldigung überdeutlich, als er sich erstmals aus dem Knast heraus per Skype interviewen ließ – und zwar von seiner früheren PR-Beraterin. In dem vom TV-Sender „Realitatea Plus“ ausgestrahlten Gespräch wetterte Dragnea gegen Justizbehörden und „Parallelstaat“, die europäische Chefanklägerin Laura Kövesi sowie gegen Staatschef Klaus Johannis. Dragneas PR-Coup sorgte prompt für einen Eklat, da der Häftling ohne Genehmigung der Gefängnisleitung interviewt worden war. Inzwischen prüft die Innenrevision des Justizministeriums den Vorfall, während der Insasse vorerst mit dem Entzug des Arbeitsrechts abgestraft wurde.