Bukarest (ADZ) – Ex-PNL-Chef Ludovic Orban ist am Dienstag aus der liberalen Fraktion im Unterhaus ausgetreten; der 58-Jährige will vorerst als fraktionsloser Abgeordneter weitermachen. Als Parlamentarier stehe man in der Pflicht seiner Wähler, er selbst erachte sich an seine Wahlversprechen gebunden und sehe daher keinen anderen Weg, als sich „hoffentlich bloß zeitweilig“ von seinen liberalen Kollegen zu trennen, kündigte Orban in der Abgeordnetenkammer an. Seinem Beispiel könnten, den Medien zufolge, ein bis zwei Dutzend liberale Parlamentarier folgen, was für die PNL einen folgenschweren Bruch bedeuten würde, zumal Orban laut Presse im Begriff steht, eine eigene Partei aus der Taufe zu heben.
Die politischen Ereignisse der letzten Monate würden „jede Vorstellungskraft“ sprengen – er habe noch nie dermaßen viele gegen die Interessen des Landes gerichtete politische Vorstöße gesehen; eine „künstliche Krise“ sei geschaffen worden, um „eine Partei und eine Koalition zu zerstören“. Diesem „Politzirkus“ und „Attentat“ auf die Interessen des Landes und seiner Bürger könne er nicht tatenlos beiwohnen, sagte Orban, der die Liberale Partei aufforderte, sich wieder „den Bürgern zu-“ und „vom Untermieter auf Cotroceni abzuwenden“.
Der Partei, der er immerhin seit 30 Jahren angehört, will Orban vorerst nicht den Rücken kehren – „noch nicht“, stellte der frühere PNL-Chef klar.
Fast zeitgleich berief Staatspräsident Klaus Johannis dessen älteren Bruder, Präsidialrat Leonard Orban, ab, nachdem dieser die Verrentung beantragt hatte. Für Verdienste um „Rumäniens europäisches Projekt“ sowie um die „Modernisierung der Präsidialverwaltung“ verlieh Johannis dem ehemaligen EU-Kommissar außerdem den Orden „Stern Rumäniens“ im Rang eines Ritters.