Bukarest (ADZ) - Der Ungarnverband (UDMR) scheint nach seiner Weigerung, sich von der westenfeindlichen und rassistischen Rede des rechtsnationalen ungarischen Premierministers Viktor Orbán zu distanzieren, die Krise aussitzen zu wollen – und verwandelt die Regierungskoalition damit zunehmend in ein Pulverfass. So stieg die jüngste Regierungssitzung ohne Beteiligung von Vizepremier Kelemen Hunor und seiner beiden UDMR-Minister – sie alle zogen es vor, Urlaub zu beantragen und sich von Staatssekretären vertreten zu lassen.
Wie die Medien am Donnerstag berichteten, steht Regierungschef Nicolae Ciucă (PNL) wegen des Eklats um den UDMR zurzeit unter zunehmenden Druck – zum einem der Öffentlichkeit, zum anderen parteiintern, da ein Teil der Liberalen sich inzwischen für den umgehenden Abgang des UDMR ausspricht. Vor allem die Chefs der einflussreichen PNL-Verbände aus Siebenbürgen und dem Banat drängen laut einem Bericht der Tageszeitung „Adevărul“ auf den Abgang des UDMR, den, wie das Blatt unter Berufung auf PNL-Quellen berichtet, auch Staatschef Klaus Johannis gutheißen würde. In der PSD ist die Lage in etwa die gleiche – ein Teil der Partei spricht sich gegen, ein Teil für den Abgang des UDMR aus.
Allerdings zögert Regierungschef Ciucă das klärende Gespräch mit der UDMR-Spitze hinaus – offenbar befürchtet er, dass ein Koalitionsaus wie schon im Fall seines Amtsvorgängers Florin Cîțu letztlich auch ihn ins Wanken bringen würde. Angesichts der brodelnden Gerüchteküche beeilte sich der Minister für EU-Mittel und Investitionen, Marcel Boloș (PNL), am Donnerstag gegenüber der Presse hervorzuheben, dass Rumänien sich in schwierigen Zeiten wie diesen „den Luxus politischer Instabilität einfach nicht leisten kann“.