Bukarest (ADZ) - Russlands Vizepremier Dmitri Rogosin hat Rumänien am Wochenende per Twitter mit einem Bomber-Überflug gedroht, nachdem ihm aufgrund der gegen ihn bestehenden EU-Sanktionen der Überflug mit einer zivilen Maschine verweigert wurde: „Rumänien hat den Luftraum infolge einer Aufforderung der USA für mein Flugzeug gesperrt ... das nächste Mal komme ich mit einer Tupolew 160“, twitterte Rogosin. Letztere ist ein strategischer Langstreckenbomber.
Der russische Hardliner war nach einer recht abenteuerlichen Reise in das vom Nachbarland Moldau abtrünnige Transnistrien in Rage geraten. Rogosin hatte den 9. Mai bzw. Tag des Sieges im Zweiten Weltkrieg mit den transnistrischen Separatisten gefeiert, doch verweigerten ihm zunächst die Ukraine und dann auch Rumänien den Überflug, sodass er Moskau letztlich mit einem Linienflug erreichte.
Das Außenministerium in Bukarest reagierte scharf: Die Drohung des russischen Vizepremiers mit dem Einsatz eines Ultraschallbombers stelle im aktuellen Kontext eine schwerwiegende Erklärung dar – man erinnere daran, dass Rumänien NATO- und EU-Mitglied sei. Moskau sei aufgefordert klarzustellen, ob Rogosins Äußerung die offizielle Position der russischen Regierung sei, hieß es in einer Mitteilung. Eine Antwort Moskaus darauf stand am Montag zwar aus, nicht aber eine weitere Pöbelei Rogosins: Man werde den „Herren aus Rumänien“ schon bald „erklären, wer sie sind und was wir von ihnen halten“.
Staatschef Traian Băsescu wertete am Sonntag in einem Fernsehgespräch dessen Bomberdrohung als „völlig unüberlegt“. Rogosin sei wohl „genervt“ gewesen oder habe „zu viel Wodka intus“ gehabt. Zwar sei er russischer Vizepremier, doch stelle seine Aussage für Rumänien „bis zum Gegenbeweis“ keinen offiziellen Standpunkt der Behörden in Moskau dar. Premier Victor Ponta bezeichnete Rogosin als „Provokateur“.
Im Eklat um Rogosins Drohung verwies der bekannte Politologe und Russland-Experte Dan Dungaciu auf die vom Kreml seit Jahren bevorzugte Strategie bzw. Rollenverteilung – es liege auf der Hand, dass Rogosin oder Extremist Wladimir Schirinowski nach Herzenslust pöbeln dürfen, damit Kreml-Chef Putin vergleichsweise umso besonnener und zurückhaltender scheine.