Bukarest (ADZ) - Crin Antonescu hat am Montag vor dem Politbüro der PNL seinen Rücktritt als Parteichef bekanntgegeben, auch die restliche Parteispitze zog die Konsequenzen aus dem schwachen Wahlergebnis und trat geschlossen zurück. Bis zum umgehend einzuberufenden außerordentlichen Parteitag, der Ende Juni/Anfang Juli stattfinden könnte und auf dem die neue PNL-Spitze gewählt werden soll, wird die bisherige Führungsriege laut Beschluss des Politbüros geschäftsführend im Amt bleiben.
Als erster kündigte der frühere Transportminister Ludovic Orban, der als entschiedener Gegner des linksliberalen Bündnisses USL bei der PNL-Leitung zunächst in Ungnade gefallen war, an, für das Amt des Parteichefs kandidieren zu wollen. Politbeobachter schließen jedoch nicht aus, dass Antonescu wieder antritt, da die PNL bisher recht geschlossen hinter ihm steht. Auch seinem bisherigen Vize Klaus Johannis werden gute Chancen auf das Amt eingeräumt, sollte er es denn wollen. Kaum jemand zweifelt zudem daran, dass auch der abtrünnige Liberale und frühere Premier Călin Popescu-Tăriceanu antreten wird, um zu versuchen, die von der PSD heißersehnte Wiederherstellung der USL durchzuziehen.
Der Senatschef sorgte am Montag im Übrigen für einen Eklat sondergleichen in seiner früheren Partei, da er sich überraschend bei der Sitzung des Politbüros einstellte und von letzterem regelrecht vor die Tür gesetzt werden musste. Das Leitungsgremium stimmte geschlossen gegen eine Neuauflage der USL, für einen Beitritt der liberalen Europaabgeordneten zur EVP-Fraktion sowie für den Parteiausschluss des liberalen Senatoren und Ex-Innenministers Radu Stroe – ein Befürworter der Wiederherstellung der USL.
Der plötzliche Schwenk der rumänischen Liberalen zur Fraktion der EVP erwies sich im Europäischen Parlament, wie zu erwarten, als des einen Freud’ und des anderen Leid: Während ALDE-Chef Guy Verhofstadt von einer „unglücklichen Entscheidung“ Antonescus sprach, der die Partei durch eine absehbare „Allianz mit Băsescu“ schwächen werde, hieß EVP-Chef Joseph Daul den Neuzugang willkommen „in seiner neuen politischen Familie“ – die EVP werde sich bemühen, sämtliche Beitrittsformalitäten schnell zu erledigen.