Bukarest (ADZ) – Das politische Büro der Liberalen hat sich am Montagabend mehrheitlich für die Aufnahme von Koalitionsverhandlungen mit der oppositionellen PSD ausgesprochen – 48 Mitglieder des erweiterten Leitungsgremiums der PNL stimmten dafür, 22 dagegen. Weder PNL-Chef Florin Cîțu noch die restlichen Parteigrößen traten anschließend vor die Medien, sondern begnügten sich, in einer Presseerklärung mitzuteilen, Koalitionsverhandlungen mit der PSD wegen einer „stabilen Mehrheit“ eingehen zu wollen, um die „politische sowie Gesundheitskrise“ schnellstmöglich beilegen zu können.
Einzig Ex-PNL-Chef Ludovic Orban stellte sich der Presse und geißelte den „politischen Selbstmord“ seiner Partei sowie deren „schweren Verrat“ an der eigenen Wählerschaft. Orban, der erstmals seit seiner Abwahl wieder einer Sitzung des PNL-Landesrates beigewohnt hatte, gab Präsident Klaus Johannis den Löwenanteil der Schuld für den plötzlichen Linksschwenk der PNL. Bereits vor der Sitzung hatte der frühere PNL-Chef der Presse gesagt, gegenüber seinen Kollegen klarstellen zu wollen, dass sich ihre „Wege trennen“ würden, sollten sie ein Bündnis mit der PSD absegnen – die Abspaltung des Orban-Flügels scheint folglich unabdingbar.
Wie die Medien unter Berufung auf Insiderangaben berichteten, hoffen die Liberalen, ihre Koalitionsverhandlungen in spätestens zwei Wochen abschließen zu können, damit die sozialliberale Exekutive schon Anfang Dezember in Amt und Würden ist.
Die rund vierstündige Sitzung wurde von einem Protest Bukarester Bürgerrechtler begleitet, die „Ihr Verräter“ und „Schande über euch“ riefen. Bei ihrer Ankunft wurden mehrere PNL-Spitzen ausgebuht, zudem bewarfen die Protestler einige der eintreffenden Pkw mit Toilettenpapierrollen.