Bukarest (ADZ) - Der Boykott des umstrittenen Referendums durch knapp 80% der rumänischen Wähler sorgt sowohl in der PSD als auch in der oppositionellen PNL für Schuldzuweisungen und neue Kritik an der eigenen Parteispitze.
Die PSD-Größen waren zunächst zu keiner Stellungnahme bereit, sondern ließen in einer ersten Reaktion über Vize-Generalsekretär Codrin Ștefănescu mitteilen, dass einzig die „Aufwiegelungen“ von Staatschef Klaus Johannis und der bürgerlichen USR zu dem „für Millionen Rumänen traurigen Ausgang“ geführt hätten. Aufwind erhielten durch das Referendums-Fiasko indes die PSD-Rebellen: So warf der Bukarester Bezirksbürgermeister Robert Negoiță seinem Parteichef Liviu Dragnea „Realitätsfremde“ vor – jemand, der sich derart von der Wählerschaft entfernt habe, könne nicht an der Parteispitze bleiben, so Negoiță, der auch „die zum Fenster hinausgeworfenen 40 Millionen Euro“ – die Kosten des Referendums – beklagte.
Auch der Chef der oppositionellen USR, Dan Barna, dessen Partei als einzige offen für einen Referendums-Boykott geworben hatte, warf der Regierung vor, das Geld der Steuerzahler verplempert zu haben und forderte den umgehenden Rücktritt von Regierungschefin Viorica Dăncilă (PSD).
Krach gab es am Sonntagabend auch bei den oppositionellen Liberalen, da PNL-Chef Ludovic Orban sich zu einem dezidierten Anhänger der „traditionellen Familie“ erklärt hatte. Viele Parteigrößen warfen Orban nun vor, mit seiner Positionierung die Partei „von etwa 70% der liberalen Wähler entfremdet“ zu haben und forderten seinen Abgang.
Das Patriarchat der Rumänisch-Orthodoxen Kirche teilte seinerseits am Montag mit, dass „die Haltung der Rumänen respektiert und analysiert“ werde, während die „Koalition für die Familie“ ihre Auflösung bekannt gab.