Skandal im Pantelimon-Krankenhaus spaltet auch Rumäniens Medizinwelt

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Bukarest (ADZ) – Um die verdächtigen Todesfälle aus dem hauptstädtischen Pantelimon-Krankenhaus, für die zwei Ärztinnen unter Anklage auf Mord und Mordversuch stehen, ist auch in der medizinischen Fachwelt ein Streit entbrannt. Die beiden Frauen sollen laut Staatsanwaltschaft bei mindestens einem Patienten die Dosis Noradrenalin, das den Kreislauf von Koma-Patienten unterstützt, vorsätzlich stark reduziert haben, und so das Ableben des Mannes verursacht haben – mutmaßlich, um Betten auf der Intensivstation freizumachen.   

Praxisnahe Mediziner können die schweren Vorwürfe nicht nachvollziehen, da ihnen zufolge auch eine drastische Herabsetzung von Noradrenalin durchaus nicht unüblich und unter Umständen auch empfehlenswert sei. Außerdem streiten sie die Kompetenz der Gerichtsmediziner am Institut INML ab, die bei dem einen dokumentierten mutmaßlichen Opfer einen direkten Zusammenhang zwischen dem Ableben und der zu niedrigen Dosis erkannt haben wollen. Die INML-Ärzte konterten: Sie seien im Gegenteil als einzige dazu fähig, justitiell tragbare Untersuchungsergebnisse zu liefern. 

In die Diskussion bringen Fachleute nun auch systemspezifische Argumente ein: Dr. Elena Copaciu, Chefin der Intensivstation bei der SUUB-Uniklinik in Bukarest zwischen 2005 und 2017, spricht bei Hotnews die völlige Überlastung der Ärzte in diesem speziellen Umfeld an und will an einen vorsätzlichen Mord nicht glauben. Der Pariser Arzt für Narkose- und Intensivmedizin Dan Longrois, nach Angaben von News.ro eine Koryphäe auf seinem Gebiet, stellt sich ebenfalls hinter seine Bukarester Kolleginnen und weist auch auf einen mangelhaften Rechtsrahmen für den Umgang mit Todkranken und das Fehlen von Palliativeinrichtungen hin. Konsequenzen zieht ein anderer Mediziner: Der Psychiater Gabriel Diaconu, der laut über die Akzeptanz der Abkoppelung von Lebenserhaltungsmaßnahmen nachdachte, kündigte seinen Rücktritt als ehrenamtlicher Berater von Gesundheitsminister Alexandru Rafila an.