Bukarest (ADZ) – Eingestellt hatten sich die Unternehmer und Arbeitnehmer schon auf künftig höhere Steuern und geringere Sozialausgaben, doch mit einigen der konkreten Schritte hatten sie offenbar doch nicht gerechnet. Der Arbeitgeberverband Concordia bemängelte, dass die Regierung entgegen von Zusicherungen nicht transparent vorgegangen sei und sich nicht mit der Wirtschaft abgestimmt habe, um so mehr die Maßnahmen nur drei Tage vor ihrer Umsetzung verabschiedet werden und die Firmen kurzfristig in eine unsichere Lage bringen. Die Unternehmer unterstützen zwar geringere Ausgaben des Staates im Kontext eines Haushaltsdefizits von fast neun Prozent, aber der schnelle Umsetzungstermin und das Fehlen einer Absprache bei Steuerentscheidungen seien inakzeptabel, sagte Concordia-Geschäftsführer Radu Burnete. Einen Kompromiss begrüßten die Arbeitgeber im Tourismus: Urlaubsgutscheine werden weiter angeboten, allerdings unter Mitbeteiligung der Beschäftigten.
Bei den Gewerkschaften ist der Unmut groß. Aus Sicht der Arbeitnehmer in der Gesundheitsbranche werden durch die Sparmaßnahmen Gehaltsansprüche gekürzt, da Beschäftigte im Pflegedienst und auch Ärzte teilweise auf dem Niveau von 2018 bezahlt werden. Dass Premierminister Marcel Ciolacu am Samstag feststellte, dass die Regierung nicht verpflichtet sei, Löhne zumindest an die Inflation anzugleichen, kam bei den Gewerkschaften nicht gerade gut an – Spontanproteste in Krankenhäusern seien nicht auszuschließen, so ein Gewerkschafter – über einen Generalstreik könne man immerhin noch nicht reden.
Studenten sind ihrerseits wütend, weil sie kostenfrei mit der Bahn nur noch vom Studienort nach Hause und zurück fahren dürfen. Ihre Verbände wollten am Montag auf dem Platz vor dem Sitz der Regierung protestieren.