Bukarest (ADZ) – Für Aufregung sorgte die überraschende Entscheidung des PNL-Vorstands am Mittwochabend, Finanzminister Florin Cîțu als Premierminister vorzuschlagen. Innerhalb der Parteileitung der PNL wurde Cîțu mit einer Ausnahme allseits befürwortet, informierte der zurückgetretene Premier Ludovic Orban. Präsident Klaus Johannis soll zunächst an Verteidigungsminister und Interimspremier Nicolae Ciucă als Kandidat festgehalten haben. Diese Variante sei jedoch bei den potenziellen Koalitionspartnern USR PLUS und UDMR auf Widerstand gestoßen, heißt es in rumänischen Medien. Auch Diplomaten verschiedener Länder hätten ihre Verwunderung über die Nominalisierung eines Militärs in Zeiten der Krise ausgedrückt. Ferner hat die zivile Menschenrechtsorganisation „Active Watch“ zusammen mit weiteren sechs ONGs Johannis in einem Schreiben aufgefordert, das Amt nicht militärisch zu besetzen. Der Rücktritt von Orban habe der Gesundheits- und Wirtschaftskrise eine politische Krise hinzugefügt, nun sei das Vertrauen der Bürger an die Verwaltung wichtig.
Die mögliche Nominierung von Cîțu, der bereits im Februar von Johannis als Premier-Kandidat nominiert und nur Minuten vor seiner Ernennung zurückgetreten war, löste in der PSD breite Empörung aus. Parteichef Marcel Ciolacu bezeichnete den Schachzug als „riesigen Spott“, keinesfalls werde man diesem Vorschlag zustimmen. Auf Facebook schrieb er, es sei wohl „der Moment gekommen, an dem die Rumänen gegen jene aufbegehren sollten, die das Wahlergebnis konfisziert haben“. Als PSD-Vorschlag für das Amt gilt der Arzt Alexandru Rafila. PSD-Vize Vasile Dâncu bezeichnete den Vorschlag von Cîțu als „unseriös“, spekulierte aber, er könne bloß ein Strohmann sein, um den echten Kandidaten nicht vorzeitig zu verschleißen.