Bukarest (ADZ) - Kollektives Aufatmen in Rumänien nach der Inhaftierung des zunehmend europafeindlich agierenden PSD-Chefs Liviu Dragnea: Die „Ära Dragnea, eine der schwärzesten der letzten 30 Jahre, ist beendet“, Rumänien könne endlich wieder „nach Europa zurückkehren“, sagte USR-Chef Dan Barna in einer ersten Reaktion.
Das Oberste Gericht habe trotz aller Einschüchterungsversuche einmal mehr unter Beweis gestellt, dass die rumänische Justiz unabhängig sei, fügte Barna hinzu. Sowohl die Wahlallianz USR-PLUS als auch die Liberalen forderten den umgehenden Abgang der Regierung Dăncilă, die nach der „abermaligen Erniedrigung der Auslandsrumänen an den Wahlurnen“ nicht länger tragbar sei. Die liberale Opposition bestand zudem auf einer Dringlichkeitssitzung der Leitung des Unterhauses, um das Amt des Kammerpräsidenten neu besetzen zu lassen.
Ex-PSD- und -Regierungschef Victor Ponta sagte, dass Dragneas unrühmlicher Abgang für die Regierungspartei in etwa mit dem Untergang der „Titanic“ vergleichbar sei und sprach von einer „Schande ohnegleichen“, dass Dragnea nicht längst zurückgetreten war, sondern es vorzog, als amtierender dritter Mann im Staat eingekerkert zu werden.
Regierungschefin Viorica Dăncilă, die aktuelle Nummer zwei in der PSD, teilte am Montag nach einer ersten Dringlichkeitssitzung des Parteivorstands mit, dass sie bis zu einem voraussichtlich im Sommer stattfindenden Parteitag den PSD-Vorsitz fürs Erste interimistisch übernimmt. Dăncilă bedauerte in wenigen Worten Dragneas „persönliches Drama“ und beschwor anschließend den Zusammenhalt in der Partei. Einen Rücktritt als Ministerpräsidentin schloss die 55-Jährige trotz des Wahlfiaskos ihrer Partei ausdrücklich aus.