Bukarest (ADZ) - Nach der Wahl ist bekanntlich vor der Wahl: Vor dem Hintergrund der Präsidentschaftswahl vom Spätherbst ist den Sozialdemokraten spätestens seit Bekanntgabe der Teilergebnisse für die Europawahl klar, dass es für ihren Spitzenkandidaten Victor Ponta ohne die Stimmen der liberalen Wählerschaft nicht reichen dürfte. Entsprechend forderte der Premier noch am Sonntagabend gleich nach Veröffentlichung der ersten Hochrechnungen seine ehemaligen Koalitionspartner zur Neuauflage der USL auf.
Die Koalition bestehend aus PSD, PC und UNPR sei bereit, sich „mit jenen Spitzenliberalen an den Verhandlungstisch zu setzen, die noch an die USL glauben“. Willkommen seien allerdings „nur die, die tatsächlich an das Projekt glauben“, stellte Ponta klar.
Liberalenchef Crin Antonescu konterte prompt: Die PNL sei „nicht käuflich“ und werde alles tun, um Rumänien nicht in die Hände der „roten Barone“ fallen zu lassen, dieser „Kampf“ gehe nun „erst richtig los“.
Am Montag nahm Antonescu dann auf einer Pressekonferenz zum Wahldebakel seiner Partei Stellung: Er übernehme die Verantwortung für das weit unter dem gesteckten Ziel (20 Prozent) liegende Wahlergebnis und werde die PNL-Leitung umgehend über seinen Rücktritt als Parteichef informieren. Minuten später trat in Hermannstadt/Sibiu auch PNL-Vize Klaus Johannis vor die Presse und kündigte seinen Rücktritt von sämtlichen Parteiämtern an. Er tue dies auch angesichts der in Hermannstadt erzielten schwachen Ergebnisse seiner Partei, sagte Johannis. Zwar erwähnte keiner der beiden Spitzenliberalen die baldige Einberufung eines Parteitags zwecks Wahl der neuen Führungsriege, doch dürfte letzterer wohl unumgänglich geworden sein.
Der liberalen Wählerschaft sprach der scheidende Parteichef Mut zu: Eine Neuauflage der USL werde es nicht geben, das Bündnis sei „ definitiv passé“. Antonescu kündigte zudem an, dem Politbüro seiner Partei den Beitritt der liberalen Europaabgeordneten zur Europäischen Volkspartei (EVP) vorschlagen zu wollen.