Bukarest (ADZ) – Das öffentlich-rechtliche Fernsehen TVR hat die für Sonntag im Rahmen der Vormittagssendung „Dorfleben“ geplante Ausstrahlung eines davor aufgezeichneten Gesprächs mit Regierungschef Dacian Cioloş vertagt – nach eigenen Angaben aus wahlkampf-ethischen Gründen, obwohl der amtierende Premier und frühere EU-Agrarkommissar bekanntlich bei der Parlamentswahl gar nicht antritt. Man habe den Entschluss gefasst, um keine „Interpretationen“ aufkommen zu lassen, biete Cioloş jedoch an, das Gespräch entweder im Rahmen einer Wahlkampf-Sonder-sendung oder aber nach Wahlkampfende auszustrahlen, hieß es in einer TVR-Pressemitteilung.
Damit setzt sich das staatliche Fernsehen unter Leitung seiner PSD-nahen Intendantin Irina Radu allerdings dem Vorwurf der Doppelmoral sowie Zensur aus – 2014 hatte es nämlich kein Problem damit gehabt, in der gleichen Sendung ein einstündiges Interview mit dem damaligen Präsidentschaftskandidaten Victor Ponta (PSD) auszustrahlen. TVR-Verwaltungsratmitglied Radu Carp forderte die Intendantin am Sonntagabend schriftlich auf, ihren Beschluss vor dem Ethikrat der Fernsehanstalt zu erläutern. Liberalenchefin Alina Gorghiu bezichtigte das staatliche Fernsehen offen der Zensur, während Präsidentschaftsberater Andrei Muraru auf Facebook schrieb, das Öffentlich-Rechtliche leiste sich wieder einmal „Wahlkampf-Vorhersagen“.