Bukarest (dpa/ADZ) - Nach groß angelegten Polizeiaktionen gegen korrupte Zollbeamte und Grenzpolizisten hat es jetzt auch Rumäniens Zollbehördenchef erwischt. Ministerpräsident Emil Boc entließ am Mittwochabend Radu Traian Mãrginean, dem die Staatsanwaltschaft vorwirft, in eine Korruptionsaffäre um die Zollchefin eines Grenzübergangs zur Ukraine verwickelt zu sein. Seit Tagen werden in Rumänien Zollbeamte und Grenzpolizisten wegen des Verdachts auf Korruption festgenommen. Beobachter meinen, dass die Regierung damit beweisen wolle, dass das Land reif für einen Beitritt zur grenzkontrollfreien Schengen-Zone sei.
Die Beamtin soll nach Dafürhalten der Staatsanwaltschaft insgesamt 430.000 Euro Schmiergeld für das Amt der Zollchefin des kleinen Grenzübergangs Halmeu bezahlt haben. Wie viel von diesem Geld in die Taschen ihres Chefs Mãrginean in Bukarest geflossen ist, war zunächst unklar. Beschafft habe die Beamtin das Geld teils durch Beteiligung am Zigarettenschmuggel, teils von Privatleuten, die Geld zu Wucherzinsen verleihen.
Die Behauptung der Staatsanwälte vor dem Gericht in Sathmar/Satu Mare, dass das Geld „im Namen und für eine politische Partei“ verlangt worden wäre, bliebe allerdings fraglich, wird kommentiert. Das Bukarester Appelationsgericht hat bis Donnerstagvormittag verfügt, dass 97 Personen, die in Korruptionsfälle an der Westgrenze verwickelt sind, in Vorbeugehaft genommen werden. Das Urteil in weiteren Fällen wurde erwartet.