Olivia Grigoriu (40) ist Vorstandsmitglied im Kronstädter Ortsforum und hat vergangenen Herbst von Seiten des Forums für eine Position im Stadtrat kandidiert. Bei den Wahlen für den neuen Vorstand des Ortsforums Kronstadt, die am Sonntag, dem 28. März, stattfinden, ist sie die alleinige Kandidatin für die Leitung des Vorstandes. Grigoriu hat langjährige Erfahrung im verwaltungs- und organisatorischen Bereich, sie hat für arvato-Bertelsmann den Unternehmensstandort in Hermannstadt mit aufgebaut, für IBM internationale Projekte geleitet und für Competence Call Center als Geschäftsführerin den Standort für über 200 Mitarbeiter in der Zinnenstadt aufgebaut und geführt. Im Gespräch mit KR-Redakteurin Laura Căpățână Juller spricht sie über ihre Entscheidung, das Ortsforum zu leiten, sowie über Projekte und Pläne.
Frau Grigoriu, Sie stellen sich zur Wahl als Vorsitzende des Kronstädter Ortsforums. Was hat zu dieser Entscheidung geführt?
Meine Großmutter, Ada Teutsch, hat mir vorgelebt, wie wichtig es ist, sich für die Gemeinschaft einzubringen. Ihrem Beispiel folgend, bin ich schon seit Jahren ein aktives Mitglied des Vorstandes. Nun bin ich an dem Punkt angekommen, an dem ich mir wünsche, die Mitglieder des DFDKs als Vorsitzende vertreten zu dürfen. Persönlich erhoffe ich mir, dadurch unserer Gemeinschaft neue Zukunftsperspektiven zu eröffnen, nicht zuletzt denke ich dabei auch an meine Kinder.
Meine beruflichen Erfahrungen qualifizieren mich, die Position der Vorsitzenden auszufüllen. Die Tatsache, dass sich niemand außer mir zur Wahl gestellt hat, zeigt, dass es kaum noch Mitglieder gibt, die bereit sind, ihre persönliche Zeit in diese Position zu investieren. Auch meine zeitlichen Ressourcen sind knapp, aber das Forum ist mir wichtig. Und deshalb bin ich auch dazu bereit, durch die Übernahme der Verantwortung als Vorsitzende, meinen Beitrag für unsere Gemeinschaft zu erbringen.
Was für Herausforderungen warten auf den neuen Vorsitzenden des DFDK?
In der langjährigen Existenz des DFDKs wurde es versäumt, die Organisation gerichtlich als Verein einzutragen. Der aktuelle Vorsitzende, Herr [indilariu, hat den Prozess der Eintragung im letzten Jahr angestoßen. Bei der letzten Vollversammlung im Fe-bruar 2020 haben die Mitglieder für die Umsetzung der gerichtlichen Eintragung und Anpassung der Satzung gestimmt. Dementsprechend hat auch für mich die Vollendung dieses Projekts oberste Priorität. Die Eintragung des DFDKs als Verein bedeutet auch die Anpassung der Satzung, die zukunftsweisend für das Ortsforum sein wird. Diese muss von den Mitgliedern angenommen und getragen werden. Daher sehe ich diesen Punkt als außerordentlich herausfordernd an.
Welches sind Ihre Pläne als Vorstandsvorsitzende?
Als Vorsitzende möchte ich mich für eine übergreifende, gute Zusammenarbeit des Forums mit der Kirche, der Schule und der Stadtverwaltung einsetzen. Ich möchte die Projekte, die der aktuelle Vorstand angestoßen hat, zu Ende führen und die Durchführung neuer Projekte unterstützen, die dem Fortbestand unserer Sprach- und Kulturgemeinschaft zugutekommen. Konkrete Pläne habe ich viele, aber ich denke, dass es wichtig ist, sich in erster Linie mit dem neuen Vorstand abzusprechen und Ziele und Aufgaben für die nächsten vier Jahre zusammen festzulegen. Nur so werden wir als Team gemeinsam an einem Strang ziehen.
Sie werden im Jahr 2021 drei Projekte durchführen, für welche Sie Finanzierung vom Siebenbürgenforum erhalten haben. Bitte stellen Sie diese kurz vor.
Ich habe festgestellt, dass es in Kronstadt kein Firmenverzeichnis gibt, wo man alle Unternehmen findet, die etwas mit der deutschen Minderheit zu tun haben, die von Deutschen gegründet oder geleitet werden. Deswegen wünsche ich mir ein Verzeichnis, das mit der Webseite des Forums verknüpft sein soll, in der all diese Firmen aufgelistet sind. Diese Liste soll bis Ende des Jahres fertig sein.
Ebenfalls wünsche ich mir die Gründung eines Kinderforums. 2019 hatte ich ein Projekt, das „Die Vorlesestunde“ hieß, da habe ich Vorschulkindern vorgelesen, danach haben wir uns bewegt, haben getanzt, gesungen, es war richtig toll. Ich möchte das wieder aufnehmen und weiterführen. Dieses Jahr ist es von Mai bis einschließlich September, einmal im Monat, geplant. Im Juni wird ein Ausflug mit Familien mit Kindern stattfinden, mit dem Ziel, uns besser kennenzulernen und zu vernetzen. Geplant sind Spiele für Kinder und Eltern in Teamarbeit und ein gemeinsames Lagerfeuer am Abend.
Auch für die Zukunft habe ich ein Projekt, das ich gerne in Zusammenarbeit mit dem Bürgermeisteramt verwirklichen will. Ich würde mir ein interethnisches kulturelles Fest wünschen, an dem alle ethnischen Gruppen, die in Kronstadt gelebt haben und von denen es auch noch einige Vertreter gibt, teilnehmen sollen. Bürgermeister Allen Coliban hat den Akzent auf die starke Wertschätzung der Minderheiten gesetzt und ich denke, dass er so ein Projekt unterstützen würde.
Herzlichen Dank für das Gespräch!