Immer öfter hört man besonders von den eingefleischten Kronstädtern, dass die Stadt zu einem schon fast unübersehbaren Anziehungspunkt für in- und ausländische Touristen geworden ist. Ganze Gruppen ziehen durch die Stadt, angeleitet von Reiseführern, die besser oder auch weniger gut mit der Stadtgeschichte vertraut sind. Natürlich werden die Ortsfremden vom alten Stadtteil angelockt – sicher nicht von den immer mehr um sich greifenden Neubauvierteln und deren Wohnblocks –, wobei die Schwarze Kirche, schon durch den erhaltenen etwas geheimnisumwobenen Namen nach dem großen Stadtbrand von 1689 besonders anlockt und die hinterlassenen Spuren, wenn auch nicht mehr so schwarz, Hauptanziehungspunkt der Stadt unter der Zinne sind. Und bevor man Zugang in deren Inneres hat, muss man gegenüber in dem INSPIRATIO-Geschenkeladen die Eintrittskarte erwerben, wenn man es nicht schon per Internet getan hat. Das vielseitige Angebot an Geschenken, aber auch an Dokumentationen, nicht nur über die Schwarze Kirche, sondern auch über die Siebenbürgische Kirchenburgenlandschaft, bieten dem Besucher die Gewissheit, es mit einem ausgesprochenen Kulturzentrum zu tun zu haben. Die in die oberen Räume führenden mittelalterlichen Holztreppen, fachkundig wie das ganze Gebäude restauriert, bringen einen in die dort befindliche Kunstgalerie, wo monatlich neue Ausstellungen bekannter bildender Künstler gezeigt werden, mit diesen Bekanntschaft geschlossen werden kann, deren Werke auch erworben werden können. Außer dem Kronstädter Kunstmuseum, dem immer kleiner gewordenen Ausstellungssaal der Filiale des Verbandes bildender Künstler, der sich nun in der Klostergasse befindet, den gelegentlichen Ausstellungen im Foyer und Treppenhaus der Kreisbibliothek, erweist sich INSPIRATIO unter der fachkundigen Leitung von Edith Olosz, als gefragter Treffpunkt von Künstlern aller Generationen wie auch ethnischer Zugehörigkeit.
Unter der Bezeichnung „Acasă“ (Daheim) wurde am Samstag, dem 2. November, zu der nun 19. bisher eröffneten Ausstellung eingeladen. Es handelt sich um eine kollektive Ausstellung zweier bildender Künstlerinnen, die von Kronstadt angezogen worden sind, sich hier ansiedelten und für die der alte Stadtteil zur Thematik ihrer Gemälde, Zeichnungen und Keramikgegenstände wurde. In den bisherigen zwei Jahren seit Eröffnung von INSPIRATIO Gift Studio auf dem Kronstädter Honterushof Nr. 8, in dem mittelalterlichen Gebäude der ehemaligen Bibliothek, konnten nicht nur Ausstellungen bildender Künstler besichtigt werden, es fanden auch Buchvorstellungen statt. Die nun ausstellenden Künstlerinnen, deren Werke bis zum 29. November begutachtet und bewundert werden können, haben sich nicht von Anfang ihrer beruflichen Laufbahn an für das Kunsthandwerk entschieden. Edith Olosz stellte die beiden Autorinnen vor, die dann selbst Details über ihr Schaffen gaben, auf Fragen der Besucher bei der Vernissage und dem Sektempfang eingingen. Raluca }inc˛ schafft erst seit 2016, nachdem sie den Beruf als Veterinärmedizinerin aufgegeben hat, die Liebe für Tiere aber nicht. Nach Bukarest und einem längeren Aufenthalt in den Niederlanden hat sie diese 2011 für Kronstadt aufgegeben. Zurzeit schreibt sie Gedichte, Bücher für Kinder, arbeitet in Lehm und mit Wolle, erstellt dekorative Gegenstände, die auch in Geschäften zu sehen sind, von denen sie aber eine Auswahl in der Ausstellung bietet.
Sabina Tupan lebt und arbeitet nun auch in der Stadt unter der Zinne. Sie malt und zeichnet, erstellt Kunstgegenstände aus Keramik und Textilien. Dabei geht sie von der eigenen Perspektive aus. Die Ausstellung ist ihr Kronstädter Debüt, wobei sie Inspiration auch aus den Keramikkursen von Raluca }inc˛ bekommen hat. Sie hat bisher in Bukarest, London, Berlin, Zürich, Johannesburg und New Delhi ausgestellt. Ausbildungen hat sie in in London bei Univ.Goldsmiths und bei Arte Creative in Canterbury vorgenommen. Die Thematik der Ausstellung bezieht sich auf Außen- aber auch Innenansichten Kronstädter Gebäude, was auch auf den Keramikexponaten zu sehen ist. Die ausgestellten Gemälde zeigen eine besondere Chromatik. Auch das Gebäude, in dem sich INSPIRATIO befindet, wurde dargestellt.
Darüber, wie die Auswahl der bildenden Künstler und deren Werke geschieht, die dort ausstellen, klärte uns Edith Olosz auf. Die Künstler kommen selbst mit Anfragen und Angeboten, eine Jury trifft die Auswahl, wobei die Tochter der Managerin Edith Olosz, die Kunst studiert hat, auch eine kompetente Hilfe bietet. Die Dauer der Ausstellungen ist relativ kurz von nur einem Monat, was von einem großen Angebot und Interesse der Künstler zeugt, sich dort den Kunstliebhabern vorzustellen. Unterschiedlich ist jeweils auch die von den Kunstwerken ausgestrahlte Atmosphäre, die jetzige Schau bietet, kann man sagen, eine fröhliche Stimmung.