Kürzlich erreichte uns in der Redaktion der dritte Band der Serie „Veröffentlichungen zu den Zipsern im Wassertal“ von Gertraude Schmitzberger, redigiert und mit Ergänzungen von Kurt Druckenthaner und Anton-Joseph Ilk. Die Dokumentation ist als eine eingehende Studie über die Geschichte der Zipser, der wirtschaftlichen Entwicklung im Wassertal in der Maramuresch, zu der sie ausschlaggebend beigetragen haben, zu werten. Die Autorin Gertraude Schmitzberger, 1943 in Linz geboren, hat keine persönlichen Bindungen zu diesem Gebiet, doch ein großes Interesse dafür entwickelt, und nach mehreren Besuchen sich eingehend darüber dokumentiert, Materialien gesammelt. Sie promovierte an der Wiener Universität im Fach Österreichische und Neuere Geschichte.
Nach ihrer Pensionierung aus dem Lehramt widmete sie sich der Familienforschung und der Geschichte der altösterreichischen Holzarbeiter im Komitat Marmarosch, von dem sich ein Teil in der Ukraine befindet. Darüber veröffentlichte sie mehrere Studien, stellte Mitteilungen auf internationalen Symposien vor und beriet sich mit Kurt Druckenthaner und Anton-Joseph Ilk über ihre Forschungsergebnisse. Eine schwere Krankheit verhinderte sie, ihre Forschungsergebnisse in einem Buch zu veröffentlichen. Dieser Aufgabe nahmen sich die beiden an, ergänzten und bearbeiteten die Studien, die nun in Buchform im Verlag „Haus der Heimat“ in Nürnberg 2014 erschienen sind.
Kurt Druckenthaner, geboren 1965 in Gmünden, studierte Musikerziehung, Germanistik und Philosophie in Salzburg. Der Dialektforscher ist Herausgeber mehrerer Bücher zum Thema Salzkammergut. Anton-Joseph Ilk, geboren 1951 in Oberwischau, ist unseren Lesern gut bekannt durch seine langjährige Mitarbeit in unserer Wochenschrift. Er studierte Philosophie und Theologie in Karlsburg, war anschließend Pfarrer in Sathmar und Baia Mare. 1998 siedelte er er aus und wirkt auch heute als Pfarrer in Alkoven, Diözese Linz. 2009 promovierte er an der Universität Wien im Fach Europäische Ethnologie. Er ist Autor mehrerer Bücher bezüglich Volksgut, Geschichte und Brauchtum der Zipser im Wassertal.
Kaiser Leopold I. hatte 1702 das Komitat Marmarosch vom Fürsten Siebenbürgens Michael Apafy II. wegen der reichen Salzvorkommen um eine Million Gulden erworben. Um diese Vorkommen abzubauen, benötigte es das entsprechende Holz für die Flöße um das Salz auf der Theiß zu befördern. Das war der Anlass, auch in diesem Komitat des Reiches Ordnung in die Waldwirtschaft zu bringen. Die aus der Zeit stammenden Dokumente und Zeugenaussagen führten zu dieser Dokumentation, die sicher Historiker, vor allem Fachleute aus dem Forstwesen, ansprechen.
Nach einigen Vorbemerkungen der Herausgeber, einigen Angaben über die Autorin und einem Vorwort von Gertraude Schmitzberger ist der Band in sieben Kapitel, bezogen auf die verschiedenen darin behandelten Themen, gegliedert. Eine reiche Bildillustration kennzeichnet ihn, was den dokumentarischen Wert des Buchs wesentlich steigert. Sehr reich ist auch der Anhang zu dem aufliegenden Band, in dem man Namen der Beamten des Wald- und Rentamts (1778 – 1815) findet, sowie die Namen erster Meister und Meisterknechte in Oberwischau, Daten über die Besoldung der Beamten und Arbeiter, die damals registrierten Lebensmittelpreise (1775-1788), Holztarife, Maße und Gewichte, die Holzschläge und Ansiedlungen im Wassertal, Satzungen der Waldarbeiter, eine Zeittafel, und ein Quellenverzeichnis.
Im ersten Kapitel wird ein allgemeiner Überblick zur historischen Marmarosch gegeben, die nicht nur den jetzigen Verwaltungskreis umfasste, sondern ihr größtes Teilgebiet nördlich der Theiß in der jetzigen Kapatenukraine hatte. Die Anfänge der Waldwirtschaft in dem Komitat gehen auf das Jahr 1718 zurück als Johann Fellner aus Banska Bystrica und der Sägemeister Georg Kriechbaum aus Gmünden in die Marmarosch geschickt wurden, um die Wälder zu bereisen und festzustellen, ob es da genügend Holz für die Flöße gibt, um dem Salztransport am Wasser zu sichern. Große Probleme gab es damals, die erforderlichen Fachleute für die Waldarbeit zu finden.
Oberwischau und dem Wassertal ist das nächste Kapitel gewidmet. Erste Sachsen sollen 1143 in die Marmarosch gekommen sein. Im dritten Kapitel geht die Autorin auf das Personal des Wald- und Rentamtes und seine Quartiere ein. Anfangs gehörten die Kameralbesitzungen von Oberwischau und dem Umfeld zur Kameralverwaltung von Sigeth. Das Waldamtpersonal bestand aus Waldmeister, Materialschaffer, Waldaufsehern. Leopold Carl Römisch wurde 1778 als Waldmeister nach Oberwischau berufen, der erste Materialschaffer war Johann Georg Grassler. Die über diese wie auch die Waldaufseher gemachten Angaben bezüglich Dienstpflichten, Entlohnung, Unterkunft sind interessante Angaben die besonders Fachleute im Forstwesen und Soziologen ansprechen. Im nächsten Teil wird konkret auf die Holzarbeit im Wassertal eingegangen. Triftbäche und Flüsse mussten geräumt werden, Geh- und Reitwege zu den Holzschlägen sollten gebaut werden. Desgleichen mussten Hütten für die Arbeiter errichtet werden. Alle diesbezüglichen Angaben werden mit Zeichnungen illustriert. Details über die Verbuchung und den Verkauf der Holzprodukte, über Hege und Aufforstung der Wälder werden geboten.
Das fünfte Kapitel bezieht sich auf die Verwaltungsaufgaben, ausgehend von der Buchhaltung und der Registratur, die auch heute Forstämtern vorgelegt werden könnte um genaue Übersichten über den Bestand zu machen und dem gegenwärtigen unkontrollierten Holzfällen ein Ende zu setzen. Im sechsten Kapitel erhält man Einsicht in die Auswirkungen der Waldamtsgründung auf den Ort Oberwischau. Ende des 18. Jahrhunderts setzte sich die Bevölkerung dieser Ortschaft aus mehreren Ethnien zusammen: Rumänen, Ruthenen, ungarische Beamte, österreichische Waldfacharbeiter. Durch den Zuzug von Zipsern aus der Slowakei in den Jahren 1810-1814 stieg der Anteil der Deutschen an der Gesamtbevölkerung.
In den Jahren 1785 –1787 wurde in dem Gebiet eine Hungersnot verzeichnet, die von der Witterung ausgelöst worden war und Gegenstand des 7. Kapitels ist. Wichtige Wege wurden durch die nasse Witterung unbrauchbar, die Ernte fiel besonders schlecht aus, sodass viele Familien in die Bukowina auswanderten. Anfangs 1786 waren die Wege so schlecht, dass die Fuhrleute ihre Wagen samt Ware in Debrezin zurücklassen mussten; die zugefrorenen Flüsse erlaubten die Flussfahrt nicht.
Der Band ist sehr aufschlussreich für die Geschichte dieses Landstriches und für ihre Bewohner, aber auch für Historiker und Ethnologen. Die Autorin hat sich einer schweren Arbeit in der Dokumentation angenommen, die sie auch Dank der beiden Herausgeber bestens zum Abschluss brachte.