Architekten, und nicht nur, unter sich

Dr. Hermann Fabini über die Restaurierungsmaßnahmen an der Schwarzen Kirche 1971 – 1999

Architekt Dr. Hermann Fabini, Richard Sterner, Direktor für Immobilienverwaltung im Stadtpfarramt und Dr. Agnes Ziegler, Leiterin des Denkmalressorts der Schwarzen Kirche im Gespräch (v.r.n.l)

Die gegenwärtigen  denkmalpflegerischen Baumaßnahmen am Dachstuhl der Schwarzen Kirche waren Anlass, Architekt Hermann Fabini, der leitender Planer der Restaurierungskampagne  an dem Dom in den Jahren 1971 – 1999 war, zu einer Aussprache einzuladen. An der in der Aula der Honterusschule, am Freitag dem 26. Oktober l.J.  stattgefundenen Zusammenkunft mit Vertretern des Stadtpfarramtes der Honterusgemeinde, Architekten, die dem Fachorden der Kreise Kronstadt, Covasna, Harghita, Muresch angehören und das 2. derartige Symposium nach dem Vorjährigen damit begangen, beteiligten sich auch Zuhörer, die mit Interesse die Auslegungen von Hermann Fabini aufnahmen. Diesen  wurden  Lösungen in den verschiedenen Restaurierungsetappen vorgelegt. Dabei  kam es auch zu Fragestellungen, die weitere Aufklärung boten.


Der am 8. Oktober 1938 in Kronstadt geborene Hermann Fabini hat am Bukarester Ion-Mincu-Institut Architektur studiert und kam ab 1963 als Stadtarchitekt nach Mediasch.  1968 übernahm er die Leitung der Bauabteilung des Landeskonsistoriums der Evangelischen Kirche A.B. Es folgte 1971 seine Anstellung bei der Denkmalschutzbehörde. 1978 promovierte   er mit dem Thema über den gotischen Wohnbau in Siebenbürgen. Seit 1990 betreibt er das eigene Architekturbüro in Hermannstadt. Beginnend mit 1965 beteiligt er sich maßgeblich an der Restaurierung  und Sanierung von historischen Bauten: die Hermannstädter Altstadt, die Kirchenburg in Birthälm, die seit 1993 dem UNESCO-Kulturerbe angehört, dem Brukenthalpalais, der Stadtpfarrkirche von Hermannstadt, der Margarethenkirche in Mediasch, der Schwarzen Kirche in Kronstadt. Einleitend zu seinem Bildvortrag in Kronstadt ging er auf diese und  weitere  von ihm vorgenommenen Restaurierungsprojekte – Forumshaus in Hermannstadt, Schullerhaus Mediasch, Dom in Karlsburg, Altenheim Hermannstadt - in Siebenbürgen ein. In seinem Monumenta-Verlag ist die Reihe „Baudenkmäler in Siebenbürgen“ erschienen, die 55 Hefte umfasst. Sein „Atlas der siebenbürgisch-sächsischen Kirchenburgen und Dorfkirchen“ der in zwei Bänden erschienen ist, ist das Standardwerk  dieser Baudenkmäler.


Die wichtigste Restaurierungsetappe an der Schwarzen Kirche wurde 1967 eingeleitet und konnte 1999 abgeschlossen werden. Doch bis dahin gab es noch mehrere wichtige Eingriffe. Vor allem der  nach dem großen Brand von 1689 als in der Zeitspanne 1690 bis 1772 die Brandzerstörungen Schritt für Schritt beseitigt werden mussten.  1694 wurde diese frisch gedeckt.  Eine weitere Dachreparatur wird 1904 verzeichnet. Von 1912 – 1914 folgten Steinrestaurierungen durch die damalige Denkmalpflege Ungarns.  Zehn Jahre (1967 – 1977) dauerten die Restaurierungsarbeiten  an der Südfassade durch die rumänische Direktion für Denkmalpflege, die in dem letzten Jahr dann aufgelöst worden ist. Seinen ersten Kontakt mit diesem Denkmal, die Schwarze Kirche, hatte er 1971. Es folgten verschiedene Studien,  Vorschläge, Projekte die er für die weitere Restaurierung  der Kirchenleitung, dem Presbyterium vorlegte. Bei den Arbeiten an der Südseite  musste auch Steinersatz vorgenommen werden. Dafür wurde Naturstein aus  dem Klausenburger Gebiet und Gura Baciului verwendet. Das Marienbild in der südlichen Vorhalle wurde mit Unterstützung von UNESCO restauriert.

Auch wurde die Maßwerkgalerie  freigelegt.  Einen wichtigen Beitrag haben damals auch Architekt Günther Schuller und Kurator Otmar Richter geleistet.  Bei der Restaurierung des Innenraums wurde das Farbkonzept ausgearbeitet nach dem Befund nach den beiden getrennten Bauphasen, Gotik und Barock.  1984 konnte die Innenrestaurierung abgeschlossen werden.


Nach der Begegnung mit Architekt Ulrich Keicher wurde die Außenrestaurierung vorgenommen. Probleme gab es mit dem Naturstein, da dieser regelrecht beschlagnahmt wurde, um an den Mammutbau der Casa Poporului in Bukarest geliefert zu werden. Als Ersatz wurde Mineros als Baustoff  verwendet.  Es folgten die Arbeiten an der Nordfassade, die bis 1990 andauerten. Dann begannen die an der Westfassade und der Maßwerkgalerie. Dafür wurde eine eigene Baugruppe eingesetzt, die von Dipl.-Ing. Christian Albert geleitet wurde.  Die Restaurierung der beiden Ziffernblätter, an der sich Architekt Keicher  beteiligte und  die von der Firma Neubauer aus München durchgeführt wurde, gehörte auch zu dem Projekt.  Die gesamte Finanzierung der Restaurierungsarbeiten wurde durch die Unterstützung der Rheinischen Kirche möglich. In seiner Darlegung zeigte Fabini die verschiedenen damals ausgearbeiteten Pläne anhand der Zeichnungen und Maßangaben, von Illustrationen des Zustandes vor und nach den Eingriffen.
Arch. Dr. Hermann Fabini  ist Mitglied des wissenschaftlichen Rates der europäischen Denkmalpflegeorganisation „Europa Nostra“. 1991 wurde er auch mit dem Europa-Nostra-Preis ausgezeichnet. 1996 erhielt er den Europapreis für Denkmalpflege der Alfred Töpfer Stiftung. 2000 wurde ihm der Nationale Verdienstorden Rumäniens verliehen. Vier Jahre später erhielt Fabini den Preis des Kulturministeriums für die Restaurierung des Luxemburg-Hauses von Hermannstadt. Als Politiker - Hermann Fabini vertrat die National-Liberale Partei (PNL) im Senat des rumänischen Parlaments (2000 – 2004) -, war gegen das Projekt zur Gründung des Dracula-Parks bei Schäßburg engagiert.


Der Vortrag von Dr. Hermann Fabini bot einen eingehenden Rückblick auf Geleistetes,  aber auch auf Perspektiven. Es gibt noch viel Arbeit an dem Nachlass an Kirchen und Kirchenburgen in Siebenbürgen. Doch erleben diese gegenwärtig eine Hochkonjunktur,  auch durch die Aktion des Evangelischen Landeskirche „Entdecke die Seele Siebenbürgens“ die einen optimistisch stimmen lässt.