Das verpflichtende Tragen einer Schuluniform ist ein Thema, das nicht nur hierzulande für unterschiedliche Stellungnahmen sorgt. Viele Schüler sehen so etwas als einen Zwang an und lehnen sie deshalb prinzipiell ab. Das ist auch beim Kronstädter Honteruslyzeum der Fall, sagt der neue Schulleiter Radu Chivărean anlässlich eines Gesprächs mit der KR, an dem sich auch Schulinspektorin Gabriela Adam beteiligte. „Die Schüler sollten eigentlich stolz sein, eine Uniform zu tragen. Heute sind sie stolz darauf, keine Uniform tragen zu müssen“, sagt der Lyzeumsdirektor. Eine eigene Uniform würde aber dazu beitragen, dass ein Zugehörigkeitsgefühl gegenüber der Schule, in der man lernt, entsteht, meint Inspektorin Adam. „Es sind ja nicht irgendwelche Schüler in irgendeiner Schule“, sagt sie und geht davon aus, dass das auch die Schüler so empfinden.
Beispiele von Schülern, die die Uniform ihres Lyzeums gern tragen, gibt es nicht nur in den USA oder in England, sondern auch in Kronstadt. Die Kollegien „Andrei Şaguna“ und „Dr. Ioan Meşotă“ haben diesen Schritt mit Erfolg getan. Sie gelten als unter den besten der Stadt und dort Schüler zu sein, wird wohl auch auf der Straße selbstbewusst zur Schau gestellt. Keiner dieser Schüler würde sich wohl beschweren, die Uniform tragen zu müssen, glaubt Frau Adam.
Beim Honteruslyzeum wurde bereits ein Wappen entworfen, das das historische Stadtwappen – die Krone auf dem Baumstumpf – und die rumänische und deutsche Bezeichnung „Liceul Teoretic ‚Johannes Honterus‘ Lyzeum“, sowie den Stadtnamen in beiden Sprachen enthält. Es wird zur Uniform gehören und als Kennzeichen dieser traditionsreichen und nicht nur in Kronstadt wohlbekannten Schulanstalt dienen. Dieser Prozess der Identifizierung mit der Schule der man angehört, sowie der Stolz, den der Schüler damit verbindet, sind im Kommen. Davon sind sowohl Schuldirektor als auch Schulinspektorin überzeugt.
Bezüglich der Uniform-Frage sollten hier auch andere, allgemein gültige Vorteile genannt werden. Das wäre die Tatsache, dass eine einheitliche Kleidung soziale Unterschiede nicht unterstreicht; dass der Stress und der Druck der Schüler bezogen auf eine möglichst modisch-elegante Kleiderauswahl umgangen wird; dass die Uniform zu mehr Verantwortung und Disziplin, vor allem außerhalb des Schulhofes, anregen müsste. Sicher gibt es auch die wohlbekannten Gegenargumente zur Uniformpflicht: Wer sie nicht gern trägt, fühlt sich darin einfach nicht wohl. Manche vermissen die individuelle Note bei einer Kleidung, die bei allen identisch aussieht. Müssen manche Kleidungselemente gleich sein, so wird mehr Wert auf möglichst auffällige (und teure) Accessoires gesetzt – von Schmuck bis zum Handy. Die Meinung des Schuldirektors bezüglich Uniform, die auch von der Schulinspektorin geteilt wird, ist bekannt. Ob das auch die anderen Lehrkräfte überzeugt, den Eltern einleuchtet und vor allem die Einstellung der Schüler ändert, bleibt abzuwarten. Stolz auf seine Uniform zu sein, bedeutet stolz auf seine Schule zu sein, auf was sie früher geleistet hat, auf was sie heute bedeutet und vorweisen kann. Wenn möglichst viele Honterianer froh sind, in dieser deutschsprachigen Schule zu lernen, dann werden sie wahrscheinlich einen „Uniformzwang“ nicht grundsätzlich ausschließen.