Begegnungen mit den Forumsmitgliedern und -sympathisanten in Kronstadt, Reps, Zeiden und Deutsch-Weißkirch standen am vergangenen Mittwoch und Donnerstag im Terminkalender des Abgeordneten der deutschen Minderheit im Rumänischen Parlament, Ovidiu Ganţ. Die Einladung diesbezüglich hatte Karl Arthur Ehrmann, Geschäftsführer der Saxonia Stiftung und Vorstandsmitglied im Kronstädter Kreisforum, lanciert. Die Veranstaltungen waren in der Tat „ein Austausch und nicht ein Vortrag“, genau wie es der Abgeordnete erhofft hatte: Aus dem Publikum, auch von jungen Forumsmitgliedern, kamen Fragen, Anregungen und Kommentare.
Im Kronstädter Forum wurde Ovidiu Ganţ von dem stellvertretenden Vorsitzenden des Ortsforums, Dieter Drotleff, begrüßt. Einleitend informierte der Abgeordnete über aktuelle politische Entwicklungen in Bukarest, die die deutsche Minderheit betreffen. Es sei beispielsweise gelungen, den Gesamthaushalt des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien (DFDR) zu erhöhen. Die Gelder vom rumänischen Staatshaushalt seien zudem pünktlich überwiesen worden, was in Vergangenheit nicht immer die Regel war. Inwiefern der Regierungswechsel, der im Februar stattgefunden hat, einen konkreten Einfluss auf die Entwicklungen (Finanzierung) im Landesforum haben könnte, bleibe künftig festzustellen.
Erfolge habe das DFDR auch im Bereich Bildung erzielt: In diesem Jahr sollen Lehrbücher für den Unterricht in Deutsch als Muttersprache für die zweite, dritte und fünfte Klasse veröffentlicht werden, nachdem im Vorjahr die Bücher für die vierte, sechste und siebte Klasse in Druck gegeben werden konnten. Aktuell sei außerdem das Thema der Aufnahme der Schüler in die Klassen 0 und 1 in Schulen und Abteilungen mit Unterricht in den Sprachen der nationalen Minderheiten.
In deutschen Schulen sollten laut Bildungsgesetz die Kinder, die der deutschen Minderheit angehören, bei der Einschreibung Priorität haben.
Ausführlich ging Ovidiu Ganţ auf die Frage der Rückerstattungen von Immobilien ein, die der Gemeinschaft oder der Kirche gehört haben. Kürzlich konnte bei der Nationalen Behörde für die Rückgabe von enteignetem Vermögen bewirkt werden, dass 251 Beschlüsse diesbezüglich gefällt werden; Dreizehn davon betreffen die Evangelische Kirche A. B. in Rumänien. Den Vorschlag der Regierung bezüglich der Novellierung der Gesetze zur Rückerstattung von Gemeinschafts-, Kirchen- oder Privatgütern wurde vom DFDR-Abgeordneten gänzlich abgelehnt. Die Politik sei ein „ständiges Geben und Nehmen“, sagte Ovidiu Ganţ. „Wichtig ist dabei, dass das Forum nicht nur seine ethnische, sondern auch seine politische Identität bewahrt und stets klar macht, dass es keinem der großen politischen Lager angehört, weder der PDL, noch dem USL.“ Ebenso wichtig wie die internen Angelegenheiten sei für die deutsche Minderheit und für deren Vertreter im Parlament die Pflege internationaler Kontakte und vor allem eine gute Beziehung zur Bundesrepublik Deutschland, gesichert durch gegenseitige Besuche und regelmäßige bilaterale Gespräche.
Auf Anregung aus dem Publikum wurde über weitere Themen diskutiert, u. a. den Stellenwert des Kronstädter Forums im Landesforum oder allgemein die Zukunft der deutschen Schulen in Rumänien angesichts des Lehrermangels und des sinkenden Sprachniveaus. Das positive Pendant hierzu sei, dass weiterhin Deutschlehrer nach Rumänien entsendet werden – „eine der wichtigen Förderungsmaßnahmen für unsere Minderheit seitens der Bundesrepublik“, wie der Abgeordnete hervorhob. Auch das neue Bildungsgesetz sei den Minderheiten in Rumänien sehr günstig. Ob das Forum eine Strategie habe, um Rücksiedler oder Einwanderer aus dem deutschsprachigen Raum anzuwerben – so lautete eine weitere Frage. Darauf antwortete Ovidiu Ganţ, dass es jedem Individuum frei stünde, ein- oder auszuwandern. Was die Zahlen der deutschen Minderheit angeht, müsse man realistisch sein, wie auch die Ergebnisse der Volkszählung von 2011 bewiesen haben. Jedenfalls bleibe „das Forum ein Mittel der deutschen Minderheit, um Interessen zu artikulieren und zu vertreten.“
In Reps wurde Ovidiu Ganţ von den Vertretern des Forums im Stadtrat, Karl Hellwig und Emerich Barfuss empfangen, in Zeiden von Stadtpfarrer Andreas Hartig und dem Vorsitzenden des Ortsforums, Paul Iacob, in Deutsch-Weißkirch von der Gemeinderätin Caroline Fernolend. In Kronstadt, Reps und Deutsch-Weißkirch ergaben sich zudem Gelegenheiten zu konstruktiven Diskussionen mit den Bürgermeistern George Scripcaru, Flavius Dumitrescu, bzw. Mircea Pălăşan.