Marienburg, 20 Kilometer von Kronstadt entfernt. 406 Jahre sind vergangen, seitdem an diesem Ort im Kampf gegen den siebenbürgischen Fürsten Gabriel Báthory, der Kronstädter Stadtrichter Michael Weiß sowie Hunderte von Kronstädter Bürgern und Bewohnern der Burzenländer sächsischen Gemeinden, darunter auch Schüler („Studenten“) des Honterusgymnasiums, ihr Leben lassen mussten. Zum Gedenken an den 16. Oktober 1612 wurde an diesem Ort im Jahr 1913 ein Studentendenkmal errichtet. Die vom Demokratischen Forum der Deutschen im Kreis Kronstadt (DFDKK), der Evangelischen Kirche A.B. Kronstadt und dem Johannes-Honterus Lyzeum veranstaltete Michael-Weiß- Gedenkfeier findet auch in diesem Jahr traditionsgemäß am 16. Oktober statt. Jedoch diesmal nicht in Marienburg, sondern in der Aula des Honterus-Lyzeums. Auf die Zeremonie beim Studentendenkmal wird in diesem Jahr verzichtet.
Eine angenehme Überraschung
Obwohl auf die Zeremonie in Marienburg in diesem Jahr verzichtet wurde, hat man das Studentendenkmal nicht vergessen. Fünfzig Schüler der Honterusschule, die Klassen IIIB und D mit ihren Lehrerinnen Adriana Dimitriu und Marianne Kelemen, begleitet von Ursula Philippi im Namen des DFDKK, begaben sich auf die Spuren des Stadtrichters Michael Weiß nach Marienburg. „Ihre ursprüngliche Absicht war, das Areal um das Studentendenkmal sowie das Denkmal selbst zu säubern. Ein solches Trauma wirkt über viele Generationen nach und soll auch von den heutigen Schülern und Schülerin-nen der traditionsreichen Schule nicht vergessen werden“, meint Ursula Philippi. Doch die Schüler hatten eine Überraschung: als sie auf der Wiese ankamen, war die Arbeit schon verrichtet. Von Lyzeumsschülern aus Marienburg, im Auftrag des Bürgermeisteramtes. Die Müllabfuhr bog gerade um die Ecke, die Marienburger Jugendlichen winkten zum Abschied.„So wurde es ein Ausflug mit einem kleinen Ritual: vierzig Kerzen brannten unter der Inschrift, eine extra für den Stadtrichter Weiß, denn auch er hat sein Leben bei dieser Schlacht verloren. Welche Waffen wurden vor vierhundert Jahren gebraucht? Wie kam das zusammengewürfelte Heer aus Kronstadt bis Marienburg? Wer kämpfte gegen wen und warum? Gibt es heute noch ungerechte Herrscher? Wie schön, dass wir im Frieden leben! Solche und ähnliche Gedanken kamen zur Sprache. Am Denkmal war es für einen Moment still. Sonnenbeschienen grüßte das nördliche Burzenland durch die Fensterluken. Beim Ausgang unterschrieben alle Kinder ein großes Plakat, auf dem Michael Weiß, das Studentendenkmal und Fotos von diesem besonderen Ausflug zu sehen sein werden“, berichtet Ursula Philippi.
Theater, Film und Blasmusik
Zum Dank für ihre Initiative, auch wenn sie nicht wirklich Müll entsorgen mussten, spendierte das örtliche Bürgermeisteramt den Kindern einen Besuch der renovierten Marienburg. Staunend beugten sie sich über den tiefen Brunnen, liefen über die Grundmauern der Marienkirche, erkletterten einen Turm über den Wehrgang. Diese uralten Mauern standen schon vierhundert Jahre vor der Schlacht bei Marienburg, denn sie sind ein Werk des Deutschen Ritterordens. Am 16. Oktober wird die Feier ab 14 Uhr in der Aula des Honteruslyzeums stattfinden. Die Theatergruppe des Jugendforums bereitet unter der Leitung von Petra Antonia Binder eine interaktive Vorstellung für die Zuschauer vor. Ebenfalls im Programm sind auch die Vorstellung eines von Schülern erstellten Dokumentarfilms, der am Abend auch öffentlich in der Michael Weiß-Gasse gezeigt wird, und eine Ausstellung mit Zeichnungen und Collagen zum Thema der Schlacht von Marienburg, die von Schülern hergestellt wurden. Zehn Minuten vor Beginn der Feier wird die Burzenländer Blaskapelle am Honterusdenkmal spielen, um zur Gedenkfeier einzuladen. Die Veranstaltung wird von Ursula Philippi moderiert.