Die am Sonntagabend, dem 15. Juli, in der Schwarzen Kirche abgehaltene Aufführung der „Mat-thäus-Passion“ BWV 244 von Johann Sebastian Bach, für welche die 600 Eintrittskarten schon seit Anfang der Woche ausverkauft waren und die daher auch live auf einem Großbildschirm im Honterushof übertragen wurde, war ein überwältigendes Erlebnis. Vor allem musikalisch, aber auch aus ökumenischer Sicht. Die 150 Laien- und Berufsmusiker siebenbürgisch-sächsischer, ungarischer und rumänischer Abstammung aus Deutschland, Ungarn und Rumänien, die bei dem Konzert mitgewirkt haben, waren „vereint in einem interethnischen und ökumenischen Projekt“ , wie Stadtpfarrer Christian Plajer in seiner Ansprache sagte.
Der Kronstädter Bachchor, der Chor „Lux Aurumque“ und das Barocke Orchester des Festivals für Alte Musik Szeklerburg, der Kinderchor der Schwarzen Kirche und der „Schola Gregoriana“-Kinderchor aus Siculeni (Kreis Harghita), wie auch sechs Solisten unter der Gesamtleitung von Steffen Schlandt, Organist und Kantor der Honterusgemeinde, und mit Ulrike Titze als Konzertmeisterin, haben zusammen J.S. Bachs bedeutendes Werk aufgeführt, erstmals in Rumänien mit barocken Instrumenten. Während des dreistündigen Konzerts in zwei Teilen konnte das Publikum den Text der „Matthäus-Passion“ in rumänischer Sprache auf mehreren Bildschirmen in der Schwarzen Kirche mit verfolgen.
Zur Hundertjahrfeier Großrumäniens soll dieses Projekt als ein „gelungenes Beispiel von guter Verständigung, Frieden, konstruktiver Zusammenarbeit für einen gemeinsamen Zweck gesehen werden zwischen Rumänen, Ungarn und Sachsen, unterstützt von ausländischen hingegebenen Fachkräften – ein Beispiel authentisch europäischer Einstellung“, so Plajer.
Rund ein Jahr haben die Proben für die „Matthäus-Passion“ gedauert, wobei das gesamte Ensemble erst bei der Generalprobe zusammengekommen ist. Die „Matthäus-Passion“ ist in derselben Besetzung wie in Kronstadt im Bukarester Athenäum und in der römisch-katholischen Szent-Agoston-Kirche Szeklerburg aufgeführt worden.
Am Ende der beeindruckenden Aufführung wurde statt Applaus gemeinsam „Vaterunser“ gebetet, jeder in der eigenen Sprache, um wie J.S. Bach, der am Ende seiner Kompositionen „Soli Deo Gloria“ (Gott allein die Ehre) schrieb, Gott die Ehre zu weisen.