Die Buchvorstellung des Bandes „Die Schwarze Kirche zu Kronstadt – Reformation und Wiederaufbau, die Inszenierung der konfessionellen, städtischen und ständischen Identität“ der Kunsthistorikerin Dr. Agnes Ziegler, ist sicher ein bleibendes Ereignis in der Geschichte der Honterusgemeinde. Bei dem am Mittwoch dem 8. Februar l.J. stattgefundenen Sektempfang im Kapitelzimmer, betonte einleitend Stadtpfarrer Christian Plajer, dass die Forschungsergebnisse, vorgelegt bei ihrer Dissertation 2012 von Dr. Agnes Ziegler , einen wahren Erfolg verzeichneten. Die Autorin als bekannte Wissenschaftlerin hat in ihrem nun aufliegenden Forschungsband, erschienen in deutscher Sprache, dessen Übersetzung aus dem Ungarischen der Honterusgemeinde zuliebe erfolgte, neue Erkenntnisse über den Aufbau der Schwarzen Kirche nach dem großen Brand vom 21. April 1689 gebracht. Es ist auch Wissenschaft, was wir aus unserer Vergangenheit lernen. Diese wird unseren Glauben stärken, die Architektur der Kirche ist ein Glaubenszeugnis. Durch dieses Werk werden auch wieder einige Auslegungen der Geschichte der Kirche konfrontiert, oder gar Ansprüche anderer Konfessionen, wie beispielsweise 2018 die bezüglich der sogenannten Satteldeck, die von 1696 stammt. Aufgrund der vorgenommenen Analysen konnten die Sachverhalte geklärt werden, und somit konnte man auch den Verleumdungen ein Ende setzen.
Richard Sterner, Büroleiter für Verwaltung und historische Liegenschaften der Evangelischen Kirche A.B. Kronstadt, der auch mit einer Kopie der Wetterfahne von 1694 der Kirche von deren Restaurierung als Beispiel ausging, betonte die Rolle des Kunstwissenschaftlers bei solchen Arbeiten. Eine Restaurierung wie die der Schwarzen Kirche ist nicht die Vision eines Einzelnen, sondern einer ganzen Gruppe. Die Hauptrolle dabei fällt der Wissenschaft zu. Man repariert, baut, aber das Wichtigste fällt dem Wissenschaftler zu, wobei die diesbezüglichen Weichen von ICOMOS gelegt worden sind.
Ausführlich ging dann die Autorin Agnes Ziegler auf das Buch ein, das, wie sie betonte, in einer ersten Form als Dissertation am Kunsthistorischen Institut der Eötvös-Lorand-Universität in Budapest vorgelegt wurde und dann in ungarischer Sprache erscheinen konnte. Die Idee zu der Thematik gab ihr Prof. Dr.Andras Kovacs, da Agnes Ziegler das Geschichtsstudium in Klausenburg abgeschlossen hatte und an die Ausarbeitung der Dissertation schritt. In ihrem Vorwort zum aufliegenden Band betont Dr. Agnes Ziegler: „Für eine leidenschaftliche Kronstädterin ist es eine besondere Ehre und Freude, durch die Bearbeitung der faszinierenden und bunten Geschichte der Kronstädter Pfarrkirche zur Wiederbekanntmachung der Stadt beizutragen.“ Sie richtet ihren Dank darin an die Herausgeber der Reihe „Kunst und Konfession in der Frühen Neuzeit“, an Dr. Ulrich A. Wien für seine Initiative für dieses Übersetzungs- und Veröffentlichungsprojekt, an die Verleger, Albrecht Weiland, den Martin-Luther Bund, dem Diasporawerk der VELKD, dem Schroubek Fonds Östliches Europa, und dem Land Kärnten. Für die Übersetzung richtet sie ihren Dank an Christina Kunze aus Berlin, Domnica Vi{an für die grafische Gestaltung und Camelia Neagoe für die Auslese historischer Fotos im Kronstädter Staatsarchiv, wie auch an ihren Mann Dr. Frank-Thomas Ziegler als engen Mitarbeiter und Berater als Kunsthistoriker.
In ihrer ausführlichen Vorstellung dieses Bandes ging die Autorin auf Besonderheiten ein, die sie besonders in ihrer Dokumentation angesprochen haben, wo sie neue Erkenntnisse sammeln konnte. Besonders beeindruckt wurde sie vom Reichtum an Glaubenserkenntnissen in der Gemeinschaft. Kennzeichnend ist dieses sowohl für die Zeit vor als auch nach dem Brand, und wie deren Beziehung zur Reformation war. Diesbezüglich hat sie zahlreiche bekannte und unbekannte Quellen einsehen können. So entstand diese Monographie, wobei sie einige besondere Highlights beeindruckt haben.
Wie kam das Kronstädter Kapitel nach Kronstadt, so dass die Stadt zu einem Minibischofssitz wurde? Dann der große Aufwand, mit dem die Kirche gebaut worden ist, auch heute ist sie die größte Kirche Mitteleuropas. Eine weitere Besonderheit ist auch wie der Chor gebaut wurde, der Ähnlichkeit mit der Sebalduskirche Nürnberg aufweist. Beeindruckend ist auch das sogenannte Sprengewölbe beim Eingang. In der Beschreibung folgen bauliche Änderungen, wobei der Bogen durch Pfeiler gestärkt wurde. In der Zeit des Pfarrers Peter Mederus im 17. Jahrhundert wurde die Kirche ganz umgewandelt.
Eingehend wird der Große Brand geschildert, der von der Schwarzgasse ausging und dann die Innere Stadt in Schutt und Asche legte. Kirche, Schule, Wohnhäuser, Rathaus wurden Opfer der Flammen. Die Beschreibungen gehen auf zwei schriftliche Quellen zurück wobei diese ähnlich ausfallen wie derartige Schilderungen über den Brand von Schäßburg, London, Dresden. Bei dem Brand ist die ganze Innenausstattung mit Ausnahme des Taufbeckens verbrannt, es schneite und regnete in den Raum bis 1694, als endlich das Dach eingeweiht werden konnte, das von einem Zimmermann aus Schäßburg errichtet wurde. Ein Baumeister aus Österreich hat das Gewölbe und die Emporen wieder aufgebaut. Die ganze Gemeinschaft hat an dem Wiederaufbau der Kirche mitgewirkt.
Nach dem Kapitel, das dem Wiederaufbau der Kirche gewidmet ist, folgt eines, das die Wiederherstellung der Einrichtung schildert. Dabei geht die Autorin auf die Sitzordnungen, Gestühl, Kanzel, Bau der Portale und Fenster ein, auf den Kirchenschatz, die osmanischen Teppiche und die Kanzel.
Besonders beeindruckt wurde die Kunsthistorikerin davon, wie im 19. Jahrhundert gebaut wurde, als die ganze Einrichtung wie Altar und Orgel entstanden. Möglich war dies auch durch die wohlhabende Kirchengemeinde. Im 20. Jahrhundert zwischen 1912 und 1999 wurde die Kirche fast ununterbrochen restauriert. Und das in fünf Restaurierungsetappen und trotz der Schwierigkeiten jener Zeit: Krieg, Deportation, Evakuierung. Doch in der Gemeinde gab es sehr viel Ehrgeiz.
Der Band ist ein Werk, das weiterhin den Forschungen dienen wird. Hervorzuheben sind auch die Druckqualität, die reiche Illustration, die Liste der benutzten Archivalien und Bibliografie, der Literaturnachweis und das Orts- und Namensverzeichnis, die den rund 450 Seiten umfassenden Band abschließen. Dr. Agnes Ziegler verdient die volle Anerkennung der Gemeinschaft. Zu dem Gelingen des Abend trugen auch die musikalischen Einlagen von Musikwart Dr. Steffen Schlandt, seiner Gattin Gabriela und Sohn Felix bei, so das gemeinsame Singen des Klageliedes von Nicolai Müller nach dem Brand: „Kronstadt/du geliebte/jetzt hochbetrübte und Jammervolle Stadt: Wer kan dich und die Deinen/mit Tränen genug beweynen“ zitiert aus der Kopie der Originalschrift von 1689, die den Teilnehmern ausgehändigt wurde.
Der Band konnte von den Anwesenden gekauft werden und ist auch im Inspiratio-Geschenkeladen erhältlich.