Das Thema der am Donnerstag, 6. September, vom Deutschen Wirtschaftsklub Kronstadt (DWK) im Aro-Hotel veranstalteten Tagung lautete „Investitionsstandort Kronstadt“. Es dürfte vor allem für die Mitglieder der „Carl-Wolff-Gesellschaft“ (CWG) aus München das Interesse geweckt haben. Die ausgewanderten Siebenbürger Sachsen mit Unternehmen in Deutschland wünschen sich eine Zusammenarbeit mit dem DWK und denken an eventuelle Investitionen in der alten Heimat (in diesem Fall in Kronstadt und Umgebung). Die deutsche Erfahrung und die siebenbürgische Herkunft sind Vorteile, die für sie als seriöse Partner sprechen, glaubt der CWG-Vorsitzende Helmuth Hensel. Vor Ort wollten sie, auf DWK-Einladung, erfahren, was für Möglichkeiten bestehen, um sich hier geschäftlich anzusiedeln und um sich, zu ihrem Vorteil aber auch zum Vorteil der Region, auf dem rumänischen aber auch besser auf dem deutschen Markt zu positionieren.
Nach dem Grußwort des stellvertretenden Vorsitzenden des Kreisrates Kronstadt, Mihai Pascu, nach den Vorstellungen der beiden Wirtschaftsklubs und nach mehreren Firmenpräsentationen folgte eine gemeinsame Analyse der Chancen und Risiken, die gegenwärtig mit einer Investition im Raum Kronstadt verbunden sind. Die DWK-Geschäftsführerin Cristina Veith, die diesen Teil der Tagung moderierte, wünschte sich mehr: eine zielorientierte Projektplanung, die auf Grund des Feedbacks dieses Treffens erstellt werden sollte, um konkret zu sehen, was für notwendige Verbesserungen unternommen werden können.
Auf bunten Kartons wurden zunächst gesondert Stärken und Schwächen, Chancen und Risiken zum Thema „Investitionsstandort Kronstadt“ von den Teilnehmern festgehalten. Danach sollte diese Umfrage bewertet werden um sie zu vergleichen mit den eigenen Einschätzungen die die DWK-Leitung vorher vorgeschlagen hatte. Erwünscht war vor allem, positiv oder negativ, jenes zu benennen, was konkret als Stärke und Opportunität gelten kann, oder umgekehrt, was als Risiko, als Gefahr eingeschätzt wird. Im letzteren Fall wäre es ideal gewesen, Lösungen zu identifizieren, das zu benennen, was von den Teilnehmern und ihren Wirtschaftsklubs zur Verbesserung und Behebung der Probleme getan werden kann.
Dieses Vorhaben ist nur zum Teil gelungen denn vieles wurde ziemlich allgemein eingeschätzt. Man war sich schnell einig über die Pluspunkte der Region wie z. B. günstige Lage, Zusammenarbeitsmöglichkeiten mit anderen Firmen, Regionen, Wirtschaftsvertretungen oder die multikulturelle Prägung der Region die zusammen mit dem Tourismus-Potenzial auch eine bessere Lebensqualität bedeuten kann. Die Entwicklungschancen sind echt: der Investitionsbedarf in Bereichen wie Energie, Maschinenbau, Holzverarbeitung, Tourismus ist da. Zugriff auf Förderfonds gibt es. Hinzugefügt wurde auch der Sektor Dienstleistungen, vor allem Instandhaltung und Wartung neu eingeführter Anlagen. Was die Risiken betrifft, so wurden auch allgemeine Probleme angeführt wie: instabile Gesetzgebung, Wechselkursschwankungen, schwache Infrastruktur, die zu einer schweren Erreichbarkeit trotz günstiger Lage führt, Korruption und Bürokratie, vorgegebene umständliche Finanzbuchhaltung. Dagegen könne in naher Zukunft vom DWK selber wenig unternommen werden.
Eventuell, wie bereits versucht, Ausbildungsseminare im Bereich Buchhaltung. Ansonsten, hieß es, sei Bürokratie und die damit verbundene Korruption eigentlich nicht auf Unfähigkeit und fehlende Mittel der Behörden zurückzuführen sondern auf die Tatsache, dass diese dadurch mit einem (allerdings illegalen) Zusatzgewinn rechnen. Bei höheren Löhnen könnte sich die Lage bessern, hofft der DWK-Vorsitzende Werner Braun. Sein Kollege Christian Macedonschi plädiert für eine steuerliche Unabhängigkeit von Bukarest im Rahmen einer Verwaltung wo die Regionen mehr Selbstbestimmungsrecht haben – auch das ein schwieriger Prozess, der auf politischem Weg zustande kommen muss, für den man aber Lobby machen sollte.
Willkommen waren Vorschläge zur Behebung existierender Mängel. Der Bedarf an gut ausgebildeten Fachkräften vor Ort, vor allem in Bereichen wie Maschinenbau oder Tourismus kann gelöst werden, indem Fachschulen gegründet werden. Der DWK hat diesbezüglich in Kronstadt durch die Gründung der „Dualen Fachschule Kronstadt“ Pionierarbeit geleistet. Personalabwerbung könne verhindert werden, wenn die Zusammenarbeit klappt. Kooperation ist auch das Schlüsselwort für eine gemeinsame Strategie in den Problemen mit Lieferanten. In der Kooperation mit den lokalen Behörden spielt die Tatsache, dass der DWK übers Kronstädter Forum nun zwei Vertreter im Stadtrat hat, auch eine Bedeutung.
Kontakte und Kennenlernen erfolgten nicht nur auf der Tagung sondern auch im Rahmenprogramm in dem das vom DWK veranstaltete Oktoberfest nicht fehlen konnte. Auch das trug zu dem bei, was sich sowohl DWK als auch CWG wünschen – ihre Partnerschaft mit Leben füllen.