Der Kronstädter Marktplatz im historischen Stadtzentrum dient als Austragungsort für eine Vielfalt von Veranstaltungen: Weihnachtsmarkt, in diesem Jahr erstmals auch ein Ostermarkt, Ausstellung mit Bio-Produkten und traditionellen Gerichten – als „Slow food“ ein Kontrastprogramm zum weit bekannterem „Fast food“, Bewerbung diverser Produkte von Autos bis Kosmetika, Startplatz für Crossläufe, Szene für Auftritte von Rock-, Pop-, Dance-Gruppen, Folklore- und Kinderensembles, Ausstellungsort für Fotoausstellungen z.B. „Oraşul memorabil“, gelegentlich (aber immer seltener) Protestkundgebungen.
Vorbei sind die Zeiten, wo Großevents wie das Schlagerfestival „Der Goldene Hirsch“ oder das Bierfestival diesen zentralen Platz auf Kosten der Stadttouristen für Tage und Wochen in Beschlag nahmen.
So ist es nicht verwunderlich, dass seit drei Jahren der Kulturverein „Libris Braşov“ in Partnerschaft mit dem Bürgermeisteramt und dem Kreisrat Kronstadt sowie mit der hiesigen Filiale des Rumänischen Schriftstellerverbandes ein Sommerfestival („fEstival“) der Bücher und Musik veranstaltet. Diesmal stellten sich fast 30 Verlage mit ihren Neu- aber auch älteren Erscheinungen vor. Dabei gab es auch konsistente Preisermäßigungen oder auch eine Bücherauswahl zu Preisen von 5 bis 15 Lei pro Stück. CDs standen ebenfalls im Angebot bei einer recht weiten Auswahl musikalischer Gattungen und Stilrichtungen. Hinzu kam die Möglichkeit Live-Auftritte mitzuerleben, wobei auch jüngere und somit weniger bekannte Musiker vor das Publikum treten konnten.
Das Festival, das vom 24. bis zum 27. Juli vorgesehen war, wurde um einen Tag verlängert, da sich der Montag als meteorologisch viel freundlicher als das recht verregnete und launische Wochenende erwies. Die meisten Stände waren mit Planen und anderen Improvisationen gegen Wind und Regen geschützt – vom Ästhetischen her nicht gerade ideal, aber Bücher sind nun „wetterempfindlich“. Die Auswahl war sehr groß: von Kunst- und Fotoalben, bis Kinder- und Reiseliteratur, Belletristik und Fachgebiete wie Geschichte, Ratgeber, Zusammenfassungen und Übersichten verschiedener Lehrfächer für anstehende Prüfungen als Gedächtnisstütze („memorator“). Das teuerste Buch war mit Abstand die rumänische Übersetzung des grafisch aufwendig gestalteten monumentalen „Roten Buches“ von CG Jung. Im Handel kostete das Buch schon 600 Lei, in Kronstadt war es für 420 Lei zu haben.
Fraglich bleibt, ob diese an und für sich begrüßenswerte Initiative, den Marktplatz den Literatur- und Musikfreunden zur Verfügung zu stellen, wirklich das Format aufweisen kann, Kronstadt als europäische Kulturhauptstadt für 2021 zu empfehlen. Das behaupten nämlich die Veranstalter gemeinsam mit den Stadtbehörden, die neuerdings eine Media-Kampagne im Sinne dieser Kandidatur („Braşovia 2021“) gestartet haben. Provinziell (im guten Sinne) war es; europäisch muss es noch werden z.B. mit einer stärkeren internationalen Präsenz, so dass auch deutschsprachige Bücher nicht nur eine seltene Ausnahme darstellen.