Auch Kronstadt hat seine korrupten Politiker. Vorläufig stehen sie nur unter dem Verdacht der Bestechlichkeit, aber erste folgenschwere Schritte gegen sie hat die Justiz bereits unternommen. Zwei Abgeordnete, Ioan Adam (PSD) und Ion Diniţă (PC) sowie der Kronstädter PNL-Chef und nun seines Amtes enthobene Vorsitzende des Kreisrates, Aristotel Căncescu, werden sich verantworten müssen gegen die Beschuldigungen, öffentliche Gelder veruntreut zu haben bzw. im Falle von Adam bei der illegalen Rückerstattung riesiger Waldflächen mitgemacht zu haben.
Ioan Adam ist außer PSD-Abgeordneter auch ein Jurist mit einer erfolgreichen Laufbahn. Er war nicht nur Richter sondern auch Präsident des Gerichtshofes Kronstadt (1990-1994), ist Autor mehrerer Lehrbücher und unterrichtet an der Kronstädter Uni. Umso schwerwiegender wiegen nun die Korruptionsvorwürfe gegen ihn. Ein Mensch, der genau wissen sollte, was es heißt, das Gesetz zu missachten, jemand, der für Gerechtigkeit sorgen soll, Studenten in Sachen Justiz unterweist und ausfragt und im Parlament Gesetze ausarbeitet – gerade dieser „Rechtswissenschaftler“ übertritt das Gesetz. Seine Studenten, seine Wähler dürften ihren Respekt ihm gegenüber endgültig verloren haben.
Aristotel Căncescu ist ehemaliger Senator und nun bei seinem vierten Mandat als Kreisratsvorsitzender. In Kronstadt hat er einen eigenen Medientrust erworben, den er nun veräußert hat. Sein Vermögen, laut Eigentumserklärung, beläuft sich, außer zwei Häusern und einem Grundstück in Kronstadt auch auf Bankkonten von 605.000 Euro und fast 4,5 Millionen Dollar. Nun soll er zusammen mit Ion Diniţă – seinerseits einer der reichsten Kronstädter Unternehmer, der aber auch politisch in der Konservativen Partei (PC) tätig wurde –, öffentliche Gelder veruntreut haben, indem er Diniţăs Firmen bevorzugt und ihnen überzogene Aufträge zugeschanzt habe. Es fällt auch auf, dass die Beiden, obwohl verschiedenen politischen Lagern zugehörend, bei diesen illegalen Geschäften problemlos gemeinsame Sache gemacht haben.
Căncescu, der wohl nicht zu unrecht als „Kronstädter Lokalbaron“ benannt wird, setzte somit nicht nur seine Freiheit aufs Spiel, sondern auch seinen guten Ruf, den er sich erworben hatte durch Verdienste in der Restaurierung von Baudenkmälern, in der Förderung des Tourismus oder in seinem unermüdlichen Einsatz für einen Kronstädter Flughafen. Er steckt zudem den Kreisrat in eine Führungskrise, gerade in einer Zeit von politischen Unruhen und Umgruppierungen.
Es sind schlechte Nachrichten, dass einige prominente Kronstädter Lokalpolitiker, die auch demokratisch durch Wahlen legitimiert wurden, so tief enttäuscht haben. Gut daran ist, dass ihnen nun auf die Finger geklopft wird und dass sie, falls sich die Korruptionsvorwürfe bewahrheiten, zur Rechenschaft gezogen werden.