Auf der Postwiese in Kronstadt stoppt ein Polizei-Streifen den Verkehr in Richtung Schulerau. Es sei sinnlos hinaufzufahren, es gäbe oben keinen einzigen freien Parkplatz, teilt eine junge Polizistin den Autofahrern mit. Dasselbe Manöver geschieht zeitgleich auch in Rosenau bei der zweiten Schulerau-Auffahrt.
Wer in der Schulerau in den ersten Tagen des neuen Jahres Schi fahren möchte oder dort frische Luft schnuppern und die wunderbare Landschaft genießen will, muss deshalb damit rechnen, den RATBv-Linienbus zu benutzen oder zu Fuß zu wandern. Niemand mehr trägt aber heute seine Skier am Rücken bis in die Schulerau. Dort kann man eine komplette Skiausrüstung, wie auch Schlitten oder Eislaufschuhe mieten. Wenn genügend Geld vorhanden ist, kann man an einem Tag die Seilbahn zum Hinaufkommen benutzen und so gleich mehrere Abfahrten an den Skipisten des Schulerhanges meistern.
Die Zeiten haben sich geändert. Anreise per Pkw oder per Reisebus, Hotelquartier, den ganzen Tag Ski fahren, mit einer Mittagspause in einem der zahlreichen Restaurants in der Schulerau oder, noch besser, oben bei der SKV-Hütte „Julius Römer“ mit ihrer einmaligen Panorama-Aussicht und der vortrefflichen Küche. Wenn genügend Schnee da ist, ist die Ski-Welt in Ordnung. Wenn es nicht schneit, aber kalt genug ist, rettet der über Schneekanonen und -lanzen gesicherte künstliche Schnee den Ski-Urlaub und damit auch die Einnahmen all jener, die davon leben. Laut Angaben, wurden rund 400.000 Mal die verschiedenen Seilbeförderungsmittel im Dezember 2016 genutzt – gleich viermal so viel wie ein Jahr zuvor in derselben Zeitspanne, als Mutter Natur mit dem Schnee nicht so großzügig war.
Noch gibt es aber viel zu tun, um der Schulerau/Poiana Bra{ov zur Nummer 1 als rumänisches Wintersportzentrum zu verhelfen. Dabei geht es nicht so sehr um neue Pisten und Drahtseilbahnen, denn in diesem Bereich sind, nach den Investitionen für die europäischen olympischen Jugendwinterspiele des Jahres 2013, Grenzen gesetzt. Es geht eher um Dienstleistungen und Freizeitangebot. „Aprés Ski“ scheint noch ein Fremdwort in der Schulerau zu sein, über dessen Bedeutung und den damit verbundenen Profit man sich noch nicht vollkommen bewusst ist. Zwar steht nun ein rechteckiger weißer Betonbau vor der Bradul-Skipiste, der Säle mit Bowlingpisten, Kletterwände, Billard-Tische, Minigolf und Spielautomaten beherbergt – dieser Neubau erscheint eher als gar nicht originelle Notlösung. Da sollte einiges von den Skiorten in den Alpen abgeguckt werden, mit denen die Schulerau sich (nicht nur auf die Preise bezogen) vergleichen will. Autos sollten nicht direkt bis zur Skipiste vorstoßen dürfen. Jetzt säumen die abgestellten Wagen links und rechts die Hauptstraße, blockieren zudem die nicht immer schneefreien Gehsteige. Auf diesen stößt man noch auf Verkäufer von gegrillten Maiskolben und verzuckerten roten Äpfel oder auf das Tischlein des Losverkäufers mit seinem „Loz în plic“-Angebot.
Wer rodeln will, kann das neben der Bradul-Piste nur gegen eine hohe Gebühr tun (20 Lei/h Stunde für Erwachsene, 15 Lei für Kinder). Der 8000 Quadratmeter große Rodelhang ist abgetrennt, kontrolliert und abgesichert. Dort sind auch mehrere kanalartige Pisten angelegt. Das Gute daran: man fährt nicht mehr, wie früher, bis zum Straßenrand in die geparkten Autos oder in die Betonbänke, sondern prallt gegen eine Schutzwand aus Matten und wird von einem meterhohen Fangnetz gestoppt. Gute Skibedingungen bringen von nah und fern Besucher in die Schulerau, wobei die Kronstädter eher das Nachsehen haben: große Nachfrage – Warteschlangen - hohe Preise. Hinzu kommen jene, die sich und ihren Wohlstand unbedingt zeigen wollen (vor allem zu Neujahr und an den Winter-Wochenenden). Ist kein Schnee gesichert, so hat die Schulerau (noch) kaum Alternativen zu bieten. Die Wintersaison bleibt die Hauptsaison; der Schnee ist die beste und sicherste Grundlage der Schulerau. Leider schmilzt er jedes Jahr, früher oder später.