Für Friedrich Mieß (1854-1935) passe am besten die Bezeichnung „Maler Kronstadts und des Burzenlandes“, sagte der Leiter der Kunstabteilung des Kunstmuseums Kronstadt, Radu Popica, bei der Vernissage (am 24. Juli) der Retrospektivausstellung, die nun im Kunstmuseum bis Ende September geöffnet ist (dienstags – sonntags, von 10 bis 18 Uhr).
Ausgestellt werden 51 Werke (Malerei und Grafik), die aus den Beständen des Kunstmuseums Kronstadt, des Brukenthalmuseums, des Teutsch-Hauses Hermannstadt und der Kronstädter Honterusgemeinde sowie aus privaten Sammlungen stammen. Es handelt sich hauptsächlich um Landschaftsbilder und offizielle Porträts Kronstädter Persönlichkeiten aber auch um Akt-Studien aus mehreren Schaffensetappen des Künstlers, der um 1900 zusammen mit Arthur Coulin als der bekannteste Kronstädter Maler seiner Generation galt. Trotzdem wurde es recht still um Mieß nach dessen Tod bis in die 1990er Jahren. So ist es begrüßenswert, dass anlässlich dieser Ausstellung der von Popica in Aussicht gestellte Katalog gleichzeitig auch als längst fällige Friedrich-Mieß-Monografie gedacht ist.
Vor einem zahlreich erschienenen Publikum erwähnte Popica eine Besonderheit der Ausstellung, die zumindest für Rumänien, sehr selten sei: Mieß tritt nicht nur als Maler auf, sondern auch als begabter Fotograf. Mehrere Aufnahmen von Mieß, die heute Eigentum des Kronstädter Volkskundemuseums sind, begleiten die dazu gehörenden Landschaftsgemälde. Mieß´ künstlerisches Credo lautete, die Malerei solle die Wirklichkeit/die Natur möglichst wahrheitsgetreu wiedergeben. Demzufolge malte er oft auch nach Fotovorgaben und dokumentierte fotografisch den künstlerischen Entstehungsprozess seiner Werke mit Werkstattfotos.
Der Künstler, der der klassischen akademischen Ausbildung wie auch seiner Heimatstadt Kronstadt zeit seines Lebens treu blieb, gilt als bürgerlicher, konservativer Maler. Seine Gemälde sollten deshalb Mensch und Natur losgelöst von jedem Störenden darstellen. Dass sie dabei zeitlos Ruhe, Frieden, eine souveräne Haltung ausstrahlen, davon kann man sich selber bei einem Ausstellungsbesuch überzeugen.