Ein Löwe räkelt sich in der Herbstsonne, zwei Wölfe laufen in ihrem Käfig auf und ab, Schweine grunzen friedlich hinter Gittern, neben einem künstlichen See genießen ein paar Biberratten ihr Mittagsessen, bestehend aus Äpfeln, ein Fuchsbaby mit buschigem Schwanz flüchtet vor dem Fotoapparat eines Kindes. Der Babuin-Affe kehrt einer neugierigen Besuchergruppe, die sich neben seinem Käfig angesammelt hat, den Rücken. Er hat wahrscheinlich keine Lust auf Besuch. Auch der Jaguar will sich nicht zeigen. Das Herbstwetter ist an diesem Dienstagmorgen wunderbar, viele Kinder sind mit ihren Großeltern oder Lehrern unter-wegs. Es ist ein ruhiger Tag im Zoologischen Garten Kronstadt.
Nach dem Besucherandrang am Wochenende – über 17.500 Eintrittskarten wurden verkauft, wobei Kinder keinen Eintritt zahlten – erholen sich nun Tiere und Personal von den stressigen Tagen. So viele Menschen auf einmal haben sie seit Langem nicht gesehen, da der Tiergarten über drei Jahre wegen Renovierungsarbeiten für das Publikum geschlossen war. Am 6. Oktober öffnete der Zoo wieder seine Tore und zeigte sich den Kronstädtern im neuen Look: moderne Anlagen, größere Zwinger für die Tiere, ein Kinderspielplatz, neue Infotafeln, ein Abstellplatz für Fahrräder.
Die Arbeiten sind aber noch nicht fertig. Auf dem Plan stehen noch ein Planetarium und ein Café, wo sich die Besucher erholen können. Die Modernisierungsarbeiten des 1960 gebauten Zoos wurden größtenteils aus staatlichen Mitteln finanziert. Da diese nur in Quoten kamen, wurde die Wiedereröffnung mehrmals verschoben.
Das Warten hat sich aber gelohnt, weil der neue Zoo etwas mehr an einen Tiergarten aus den westlichen Ländern erinnert. Was früher wie eine Tier-Ausstellung mit über 30 Jahren alten Käfigen aussah, gleicht jetzt einem Naturpark. Die Fläche des Tiergartens, der sich im Noua-Stadtviertel befindet, wurde von vier auf zehn Hektar vergrößert, die Zwinger für die Tiere wurden erweitert, ein Kinderspielplatz wurde eingerichtet.
Über 60 Tierarten
Im Zoo von Kronstadt leben 760 Tiere, Vögel und Reptilien aus über 60 Arten. Darunter Boa-Schlangen, Wasserschildkröten, exotische Fische, Braunbären, Hirsche, Lamas, Strauße, Füchse und Wölfe. Die großen Attraktionen sind natürlich die wilden Tiere wie Jaguare, Löwen oder Tiger, aber auch vor dem Affenkäfig, wo mehrere Babuine wohnen, häufen sich die Besucher. Eine Neuigkeit ist das sogenannte „Haus mit Hof“/Casa cu ocol, ein Bauernhaus, das im Baustil des Gebiets Rucăr-Bran errichtet wurde. Hier kann man Haustiere wie Hühner, Enten, Truthähne, Wachteln, Perlhühner, Hasen, Schafe, Ziegen und Schweine sehen, was besonders interessant für Kinder ist. Kinder aus Kronstadt glauben zwar nicht, dass Kühe lila sind, so wie die aus der Werbung des bekannten Schokoladenherstellers, oder dass Enten gelb sind, so wie jene in der Badewanne. Trotzdem verbringen die Großstadtkinder von heute ihre Ferien nicht mehr bei den Großeltern auf dem Land, so wie die frühere Generation. Deshalb haben sie keinen Kontakt zu Tieren, die auf dem Hof gezüchtet werden.
Tiger und Löwen von oben bewundern
Eine andere Neuigkeit sind das Planetarium, das in zwei Wochen geöffnet wird, und der Kinderspielplatz – hier können Lehrstunden (Botanik, Zoologie, Biologie oder Erdkunde) gehalten oder Schulprojekte organisiert werden. Das Gebäude des Planetariums wird auch ein Tierkrankenhaus, die Büros der Angestellten und ein Café beherbergen. Die vielleicht interessanteste Neuigkeit ist der Zwinger für Löwen, Jaguare und Tiger, über denen drei Pavillons gebaut wurden, von welchen aus man die Tiere von oben bewundern kann und eine Panorama-Aussicht über das ganze Gelände des Zoos hat. Die Zwinger kann man auch durch einen Tunnel erreichen, wo man die gefährlichen Tiere durch eine Glaswand fast hautnah erleben kann. Ebenfalls interessant ist das Gebäude, wo Reptilien und Vögel aus allen Kontinenten der Welt untergebracht sind. In Zukunft will man 20 neue Schlangen-Arten und ein kleines Krokodil in dieses Gebäude bringen.
An allen Gittern sind zweisprachige (rumänisch und englisch) Tafeln angebracht, wo die Besucher Informationen über die Herkunft der jeweiligen Tiere, über deren Verhalten und auch über ihre Lebenserwartung finden können. Die meisten Tiere erreichen in der Zoo-Gefangenschaft ein höheres Lebensalter als ihre Artgenossen in Freiheit. Trotzdem leben Pferde unter normalen Umständen über 30 Jahre, während Zoo-Pferde in wenigen Fällen älter als 10 Jahre werden.
Es fehlt noch eine Webseite
Was braucht der Kronstädter Zoo noch, um modern zu sein? Auf jeden Fall eine Webseite, mit Infos über die Tiere und über die Geschichte des Zoos, aktuellen Nachrichten zum Nachwuchs, Interviews mit Zoo-Pflegern und Kinderprojekten. Natürlich wird auch das Café, das gebaut wird, auf Interesse stoßen. Vielleicht wäre es auch nicht schlecht, informative Broschüren für die Besucher zu gestalten. Im Noua- Viertel, das im Südosten von Kronstadt und sehr nahe am Wald gelegen ist, gibt es viele Freizeit-Attraktionen. Dazu gehören der vor Kurzem renovierte Park neben dem See, wo man Boot fahren und picknicken kann, ein Abenteuer-Park, ein Aqua-Park und Wanderwege, die bis auf den Hohenstein oder in die Schulerau führen. Nun gehört der neu eröffnete Zoologische Garten auch dazu und ist für einen Besuch auf jeden Fall zu empfehlen. Der Eintrittspreis für Erwachsene beträgt 10 Lei, Schüler und Studenten zahlen 5 Lei und Besuchergruppen zahlen einen Leu weniger pro Person. Mehr Infos über den Zoo findet man vorläufig nur auf Facebook: www.facebook. com/ZooBrasov.