Mit Steffen Schlandt, dem Kirchenmusiker der Honterusgemeinde, nominierte das Kronstädter Deutsche Forum einen Preisträger, der den jüngeren Generationen angehört. Nach Ernst Fleps, Eckart Schlandt (Steffens Vater) und Ingeborg Acker werden die Verdienste im Musikbereich erneut ins Rampenlicht gestellt.
Er selber sei völlig überrascht gewesen, diesen Preis zu erhalten, sagte Steffen Schlandt der KR, kurz nachdem Olivia Grigoriu, Vorsitzende des Kronstädter Deutschen Stadtforums und Uwe Leonhardt, Vorstandsmitglied der Heimatgemeinschaft der Kronstädter in Deutschland, ihm die Plakette, die Urkunde und einen schönen, großen Blumenstrauß übereicht hatten. Das geschah am Nikolaus-Tag im Festsaal des Kronstädter Forums, wobei bei dieser Preisverleihung in den Sitzreihen kein freier Platz übrig blieb. Ein schön geschmückter Weihnachtsbaum in der Ecke, der Adventskranz auf dem Klavierflügel mit der einen leuchtenden Kerze von den vier erinnerten an die Vorweihnachtszeit. Kerze, Flamme und Licht sollten an diesem Abend öfters angesprochen werden: in der Laudatio an den Preisträger, die Prof. Dr. Ursula Philippi hielt, in den beiden Liedern („Tragt in die Welt nun ein Licht“ und „Mache dich auf und werde Licht”) die das Publikum gemeinsam sang, in den Worten des Preisträgers.
„Ich nehme den Apollonia-Hirscher-Preis in Dankbarkeit auf, in Wertschätzung für die Gemeinschaft, in der ich groß geworden bin und die mir sehr viel zurückgegeben hat“, sagte der Kronstädter Orgelspieler und Dirigent. Das Mitmachen bei den von ihm gestalteten und geleiteten Konzerten, ermunternde Worte, Unterstützung – das und viel mehr verliehen ihm Energie. „Steffen sprudelt vor Ideen. Unerschöpflich scheint seine Energie“, hieß es in der Laudatio von Prof. Ursula Philippi, die Steffen Schlandt zum Studenten an der Klausenburger Musikfakultät hatte. Die Laudatio bringt die KR in einer der nächsten Ausgaben. Eine Premiere gab es während der Laudatio: die zwei Musik-Einlagen, flashmob-artig, „Singen macht Spaß, Singen tut gut”“ und „Chorsingen ist Diktatur“, die Chormitglieder aus dem Saal sangen und die der festlichen Stimmung eine heitere Note beifügten. Musikstücke von Bach und Corelli bot das Brassovia-Trio in der Besetzung Paul Cristian (Spinett), Roxana Bârsan (Violine), Emin Curtgeafar (Oboe) – wobei diese Musiker seit gut zwei Jahrzehnten eine enge Freundschaft mit Steffen Schlandt verbindet.
In seiner kurzen Ansprache nach der Preisverleihung dankte Schlandt allen Anwesenden, den Chormitgliedern, den Mitarbeitern von „Forum Arte“, Frau Philippi, den Gastgebern vom Kronstädter Forum, dem Brassovia-Trio, der Leitung der Honterusgemeinde, wo er seinen Hauptdienst leistet und dabei viel Freiraum für die Musik verwerten kann. Das geschichtsträchtige und schöne Umfeld Kronstadts, die Zinne, die alte Stadt – er sei davon „angezündet“ worden. Sehr viel bedeute ihm „das wunderschöne Vermächtnis vorangegangener Generationen die uns was hinterlassen haben, von dem wir einatmen und vielleicht auch etwas ausatmen können“. Bei der Preisverleihung wurde ein weiteres Mal deutlich, dass dieses „Wir“ sich heute nicht mehr nur auf die geschrumpfte deutsche Gemeinde beziehen kann. Im musikalischen Bereich ist das besonders zu spüren. Das Geschenk der Öffnung zu Leuten anderer Muttersprache, anderer Konfessionen, ihr Mitnehmen zu den Werten, die uns wichtig sind, ermöglichen das Weiterführen unseres Erbes. Und das nicht einfach irgendwie, sondern mit einem angemessenen Anspruch betreffend Qualität. Heute könne man sich nicht mehr dieselben Ziele wie vor hundert Jahren vornehmen; diese müssten etwas heruntergesetzt werden, wobei aber eine Kombination mit „etwas mehr” als das vorhandene Potenzial motivierend wirke. Steffen Schlandt spricht dabei von einer Investition in Menschen, die nun genau so bedeutend sei wie die Investition in der Restaurierung von Kirchengebäuden und wertvoller historischer Orgeln.
Die Flamme der Musik, der Liebe, des Respektes, der Freundschaft, die die Musik ja ausdrückt, wird weitergetragen. Das nimmt sich Steffen vor. „In seinem Bereich, dem der Musik und des Musikmanagements hat Steffen das Gesicht der Stadt verändert“, hieß es in der Laudatio. Er habe die Fähigkeit, Menschen auf seiner Seite zu ziehen. Steffen selbst äußerte seine Dankbarkeit, dass er in den letzten zwanzig Jahren in einer Stadt mitwirken konnte, in der sich musikalisch vieles zum Besseren gewandelt habe. Die Perspektive, dass sich nun für unser Land die Zeiten „verdunkeln“ können, sei nicht auszuhalten, sagte Steffen Schlandt vor dem Publikum mit Verweis auf die nicht abgehaltene zweite Runde der Präsidentenwahl, ein Ereignis das kurz vor der Preisverleihung für Aufsehen sorgte. Ein Hoffnungsschimmer sei nun aufgetaucht – die nächsten Wahlen könnten Schlimmeres verhindern. Passend zu dieser Zukunftsperspektive war, dass der jüngste Apollonia-Hirscher-Preisträger eine Kerze in einer Holzlaterne anzündete, die ihm unlängst geschenkt wurde.
Die Kerze als Symbol kam auch in der Abschluss-Passage der Laudatio vor. „Was kann die Gemeinschaft einem solchen Mitbürger zurückgeben, der einer Kerze gleicht, die an beiden Enden brennt und das Licht in viele Winkel trägt?“ Die aktuelle Antwort: der Apollonia-Hirscher-Peis als Zeichen des Danks und der Anerkennung.
Reicher Beifall, persönliche Gratulationen anlässlich des anschließenden Sektempfanges unterstrichen dieses im Rahmen einer Veranstaltung die das Kronstädter Stadtforum mit Unterstützung des Regierungsdepartements für interethnische Beziehungen und mit der finanziellen Beteiligung der Kronstädter HG (die für die Preisdotation aufkam) organisierte.