Der Feldzug misslang und auf dem Rückzug wurde Rákoczys Heer von Tataren gefangen genommen. Diese erpressten 90.000 Taler von Rakoczy, davon bezahlte die Stadt Kronstadt 25.000 Taler für die gefangenen Kronstädter.
Im August 1658 fielen etwa 100.000 Tataren über den „Buzău–Pass“ ins Burzenland ein und verwüsteten mehrere Ortschaften.
Der Kronstädter Stadtrichter Michael Herrmann konnte zwar die Belagerung Kronstadts mit 10.000 Talern Erpressungsgeldern verhindern, dennoch waren die Zerstörungen, welche damals angerichtet wurden, vergleichbar mit jenen des Mongolensturms von 1241. Man zählte Tausende von Toten und 18.000 Gefangene und Verschleppte. Durch die Zerstörung der kleineren Ortschaften im Burzenland sowie durch die Belagerung Kronstadts durch Rakoczy (welcher zeitweilig die Versorgung mit Trinkwasser der Stadt unterband) brachen Seuchen in der Stadt aus. Es herrschte eine der schlimmsten Hungersnöte, die die Stadt je erlebt hatte. Der damalige Stadtrichter Herrmann starb an der Pest in der Stadt.
1661 fielen Türken und Tataren aufs neue im Burzenland ein und verwüsteten ganze Ortschaften und vor allem die Gärten und Felder. Im gleichen Jahr setzten die Türken Michael Apafi (1661 – 1690) als Fürst von Siebenbürgen ein.
Um sich ein Bild der damaligen chaotischen politischen und militärischen Verhältnisse in Siebenbürgen zu machen, sei erwähnt, dass innerhalb von drei Jahren (1658–1661) fünf Fürsten den Thron Siebenbürgens bestiegen, die zum Teil gleichzeitig regierten und sich bekämpften. Drei von ihnen starben später eines gewaltsamen Todes.
Bezogen auf das Gebiet der Schulerau, liefern die Quellen in dieser Zeit kaum Informationen. Die Schulerau war damals wohl nur sporadisch ein Nebenschauplatz kriegerischer Handlungen von geringem Ausmaß.
In den „Quellen zur Geschichte der Stadt Kronstadt“, Bd. VI, in der so genannten „Raussischen Familienchronik“ (1661–1665), S. 33-34, wird berichtet, dass ein Register auch über die Grundstücke in der Schulerau in der Stadtverwaltung vorhanden war, wo die Erträge aus Verpachtungen vermerkt wurden. Diese sind ein sicheres Zeichen dafür, dass die Weidewirtschaft in der Schulerau auch in dieser unruhigen Zeit ungestört betrieben wurde.
Durch die ständigen Einfälle von türkischen und tatarischen Heeren (zuletzt im Jahre 1661) wurde das gesamte Anbaugebiet im Burzenland verwüstet, die meisten Ortschaften mit Ausnahme der Kirchenburgen zerstört, die Bevölkerung vertrieben, verschleppt und getötet. Pestseuchen und Hungersnöte hatten die geplagte Bevölkerung der Stadt Kronstadt und Umgebung an den Rand des Verderbens gebracht. Die Bevölkerung war auf ein Drittel dezimiert.
Das Jahr 1683 verzeichnet den Vorstoß Kara Mustafas mit einem 80.000 Mann starken Heer gegen die Befestigungen Wiens. Nach längerer Belagerungszeit, unter immer schlechter werdender Versorgung der Türken, konnten die „Kaiserlichen Truppen“, welche die Befestigungen der Stadt Wien verteidigten, das türkische Heer vernichtend schlagen.
Nun begann die erfolgreiche Rückeroberung von Ungarn und Siebenbürgen durch die Österreicher. Die von den Türken aus dem ungarischen Adel eingesetzten Fürsten in Siebenbürgen leisteten den unaufhaltsam vordringenden kaiserlichen Besatzern erbitterten Widerstand. 1687 lagen die Türken noch mit 40.000 Mann vor den Toren Hermannstadts. Laut einem Abkommen von Blasendorf vom 27. Oktober 1687 war Siebenbürgen verpflichtet, den kaiserlichen Besatzungstruppen 12 Städte und Befestigungen zur Verfügung zu stellen. Hermannstadt und Kronstadt waren darunter. In Kronstadt kamen die österreichischen Truppen im Frühjahr 1688 an und wurden nicht freundlich empfangen.
Ein Teil der Kronstädter hatte sich auf dem Schloss auf dem „Schlossberg“ verschanzt und verweigerte den Österreichern vorerst den Einmarsch in die Stadt. Die Habsburger erzwangen sich mit Waffengewalt den Eintritt in die befestigte Stadt. Die Führer des Kronstädter Aufstands wurden ein Jahr später nach ihrer Aburteilung am Marktplatz hingerichtet.
Im Frühjahr des folgenden Jahres (April 1689) kam es zum großen Brand der Stadt Kronstadt. Innerhalb von wenigen Stunden fielen zwei Drittel der Stadt den Flammen zum Opfer. Das Dach der Marienkirche brannte ab und stürzte ein. 300 Menschen verloren ihr Leben. Die von Honterus gegründete Bibliothek, eine der wertvollsten Bibliotheken in Siebenbürgen und Ungarn, fiel größtenteils den Flammen zum Opfer.
Die österreichischen Besatzungstruppen der Stadt nahmen nun Rache an den Bürgern Kronstadts, die sie vor einem Jahr sehr unfreundlich empfangen hatten, und leisteten kaum Hilfe bei der Brandlöschung. Die Verursacher der Brandlegung konnten bis heute nicht ermittelt werden. Auch ein Teil der Oberen Vorstadt brannte bei dieser Gelegenheit ab.
Nach dem Tod Apafis wurde von den in Ungarn und Siebenbürgen noch immer Einfluss nehmenden Türken, Emerich Tököli als Fürst von Siebenbürgen eingesetzt. Dieser fällt überraschend am 14. August 1690 mit einem aus Türken, Tataren, Rumänen, Kuruzen u. a. zusammengesetztem Heer bei Z²rne{ti in Siebenbürgen ein. Die österreichischen Besatzer stellen unter General Heissler ein Heer zur Wehr. Die ortsunkundigen Besatzer werden geschlagen, General Heissler wird gefangen genommen.
Erst in dieser Zeit (1689–1690) kommt auch die Schulerau wieder als Schauplatz bewaffneter Konflikte ins Spiel. Aus dem „Diarium des Seyberger–Blasius“ (1689–90) in „Quellen zur Geschichte der Stadt Kronstadt“ Bd. VII, S. 441 ist zu erfahren: „Die folgende Nacht fallen 200 Mann von Teutschen (Österreichern) ausm Schloss heraus, gehen in die Au erschlagen etlich Türken und Bulgarer Wallachen (Rumänen aus der Oberen Vorstadt Kronstadts) unter diesen auch Borsan Bakul. 4. Octobris bringen die Teutschen 7 Köpfe von Kuruzen, Türken, Tatern aus der Au und stecken sie for das Schloss in Spiess“.
Das gleiche Ereignis wird in der „Chronik der Schusterzunft“ in den „Quellen zur Geschichte der Stadt Kronstadt“ (Bd. VI., S. 605) erwähnt: In der Schulerau (nahe Rosenau) hatte sich eine Wache von Türken aufgehalten. Dieser Vorfall wurde beobachtet und der Stadt mitgeteilt, die 200 Mann aus dem Schloss voraussichtlich über die Schulerau nach Rosenau beorderte. Unter den Türken waren auch zwei Walachen. Als die „Teutschen“ diese entdeckten, gab es eine kurze Schießerei, wobei einige Türken und einer der Walachen getötet wurden.
Auf Empfehlung des kommandierenden Generals in Siebenbürgen Caraffa wird 1690 Kaiser Leopold das „Leopoldinische Diplom“ herausgeben, mit welchem versucht wird, sowohl in Ungarn als auch in Siebenbürgen den Übergang vom mittelalterlichen ständischen Rechtssystem zum modernen absolutistischen System, vertreten durch die Habsburger, durch Garantien von Religionsfreiheit und sonstigen Rechten der breiten Bevölkerung verständlich zu machen. Auch wurden darin die erhöhten Zahlungsforderungen für die Besatzungstruppen und die Steuerpflicht der ungarischen Adligen und der Szekler (die sonst nie steuerpflichtig waren) festgelegt.
Die wirklichen Forderungen waren erheblich größer und führten bei allen Betroffenen anfangs zu Protesten, später zu gut organisierten militärischen Revolten.
Es sollte noch fast 10 Jahre dauern, bis die Türken aus Siebenbürgen und Ungarn vertrieben wurden und 1699 der Friede von Karlowitz abgeschlossen wurde. Dieser Friede sollte leider noch nicht das Ende der kriegerischen Auseinandersetzungen in Siebenbürgen bringen.
(Schluss)