Ich freue mich sehr, heute dabei sein zu können und zu Ihnen sprechen und mit Ihnen diskutieren zu können.
Dieses Sachsentreffen ist etwas Besonderes: Erstens findet es zum ersten Mal hier in Kronstadt statt und zweitens gedenken wir der Ankunft des Deutschen Ordens im Burzenland vor 800 Jahren. Und drittens glaube ich, dass die Bundesrepublik insgesamt heute hier ganz besonders gut vertreten ist.
Die Präsenz des Ordens war im Rückblick nur ein Intermezzo. Gleichwohl sieht man sie heute in Übereinstimmung, in Kontinuität und im historischen Gesamtkontext mit dem Wirken der Siebenbürger Sachsen. Andere sind berufener, dieses komplexe Thema näher zu beleuchten.
Die Hauptbotschaft an das Familientreffen: Wir stehen zu unserer Verantwortung der deutschen Minderheit gegenüber und werden alles tun, um die seit mehr als 20 Jahren bewahrte Qualität unserer Zusammenarbeit auch in Zukunft zu sichern.
Die Wirtschaftsförderung, die Instrumente und das Personal des IfA, die Altenheime oder die Zahlung von Hilfen an besonders Bedürftige, sind nur einige Beispiele. Im Jahr 2011 ist die deutsche Minderheit in Rumänien mit rund 2,13 Millionen Euro durch die Bundesregierung gefördert worden. Sie ist damit die am stärksten geförderte deutsche Minderheit weltweit.
Meine Mitarbeiter und ich engagieren sich für alle hier im Lande lebenden deutschen Gruppen in gleichem Maße. Wegen der schieren Zahl guter Projektvorschläge ist das bei gleichzeitig beschränkten Mitteln durchaus kompliziert. Tröstlich ist: Wann immer wir eine Förderung ablehnen, es kommt der Minderheit an anderer Stelle zugute.
Sie selbst haben durch Ihre Kreativität, Ihre Schaffenskraft und Ihren beispielhaften Einsatz viel bewegt. Hier im Burzenland ist in erster Linie „Musica Coronensis“ zu nennen. Diese Konzertreihe ist eines der größten Kulturprojekte der deutschen Minderheit und wird von uns in diesem Jahr bereits in der 9. Auflage unterstützt.
Wir fördern in diesem Jahr zum ersten Mal auch die „Zeidner Konzertreihe“, das Kinder- und Jugend-Musikensemble „Canzonetta“ aus Kronstadt und ein deutschsprachiges Kinder-Waldferienlager in Tartlau.
Die Bewahrung Ihrer Tradition und Kultur ist in erster Linie aber keine Frage des Geldes, sondern die Frucht Ihres über 800-jährigen erfolgreichen zivilisatorischen Wirkens in dieser Region.
Wo geht die Reise hin ?
Lassen wir uns nicht durch das atemberaubend viele Lebensspannen umfassende Jubiläum verwirren. Was die nächsten 800 Jahre bringen werden, weiß keiner von uns. Was wir wissen, ist, dass die Geschichte kein linearer Prozess ist. Konzentrieren wir uns deshalb pragmatisch auf die zu lösenden praktischen Probleme.
Die Bindung zwischen der deutschen Minderheit und dem kulturellen Erbe muss stark bleiben. Dieses Erbe ist Teil der kultur- und bildungspolitischen Realität des heutigen rumänischen Staates geworden. Wir leisten zu seiner Stabilisierung unseren Beitrag. Ich bin der festen Überzeugung, dass die Kampagne der deutschen Botschaft zur Förderung der deutschen Sprache und die fast schon flächendeckende Unterstützung des deutschsprachigen Unterrichtswesens mit seinen vielen entsandten Lehrern und dem pädagogischen Verbindungspersonal – die Tatsachen und die Zahlen sind Ihnen allen bekannt – ein Beitrag zur Bewahrung Ihrer Identität ist, aber gleichzeitig auch ein wertvolles Instrument im Rahmen der deutsch-rumänischen Zusammenarbeit.
Aber es gibt auch eine politische Komponente.
In keinem Land Mittel- und Osteuropas bringt sich die Minderheit im gleichen Maße in das öffentliche Leben des Heimatlandes ein. Stellvertretend für viele, die ich nicht aufzählen kann, seien hier nur zwei Persönlichkeiten genannt, die – jede auf ihre Weise – höchsten Respekt im In- und Ausland genießen, Bürgermeister Klaus Johannis und der Abgeordnete Ovidiu Ganţ.
Sie alle werden weiterhin als Brücke zwischen Deutschland und Rumänien fungieren, Sie werden sich weiterhin hier vor Ort in Siebenbürgen einsetzen und dafür, dass die Geschichte und Kultur der Minderheit lebendig bleibt und mit dem steten Willen, etwas zu bewegen beharrlich und geduldig auf gesteckte Ziele hinzuwirken.
Sie haben dies im Motto des diesjährigen Sachsentreffens passend zum Ausdruck gebracht: Herkunft prägt Zukunft.
Ich wünsche Ihnen und uns allen einen schönen Festtag.