In den nächsten zwei Jahren können die Kronstädter Kunstliebhaber drei Meisterwerke der rumänischen Malkunst in den Sälen des Kronstädter Kunstmuseums bewundern. Es handelt sich um „Vatră la Rucăr“ von Nicolae Grigorescu, „Ţărăncuţă“ von Ştefan Luchian und „Casă ţărănească“ von Gheorghe Petraşcu.
Ermöglicht wird dieses dank der Zusammenarbeit des Kronstädter Kunstmuseums mit dem Kunstversteigerungshaus Artmark aus Bukarest und dem ersten rumänischen Investmentfonds für Kunst „Certinvest Artă Românească“. Diese Initiative sei ein Zeichen der Bemühungen, die Beziehungen zwischen staatlichen Museen und Kunstsammlern zu verbessern, sagte Museumsdirektor Árpád Bartha anlässlich der öffentlichen Vorstellung der drei Meisterwerke im Kunstmuseum. Das sei im kommunistischen Regime eher umgekehrt gewesen.
Mit wenigen Ausnahmen waren jene Privatpersonen die wertvolle Kunstobjekte besaßen, darauf bedacht, ihre Schätze fern vor den Augen der Behörden und somit auch der Öffentlichkeit zu halten weil sie befürchteten, dass der Staat sie sich ohne angemessene Entschädigungen aneignet. Leidtragender dieser Situation war das Publikum, das keinen Zugang zu so manchem, praktisch versteckt gehaltenen Meisterwerk hatte, sagte Direktor Bartha.
Nach 1989 hat sich diese Sachlage verändert: einerseits gibt es Prozesse für die Rückgabe mancher Gemälde zwischen Museen und ehemaligen Eigentümern; andererseits kann man bereits von einem freien Kunstmarkt in Rumänien sprechen mit Kunstauktionen und dafür spezialisierten Firmen. „Artmarkt“ ist eine davon. Durch Leihgabe an Museen mit dem Einverständnis der Sammler oder Eigentümer mancher Kunstwerke, die über „Artmark“ versteigert wurden, haben beide Seiten zu gewinnen.
Das Museum „bereichert“ sich, was dem Publikum zugute kommt, das Versteigerungshaus profitiert auch, weil es erwiesen ist, dass durch den größeren Bekanntheitsgrad der Wert der öffentlich ausgestellten Werke steigt.
Das Museum tritt als Bewahrer und Vermittler für die Öffentlichkeit der Kunstwerke auf; das Versteigerungshaus kann seine geschäftlichen Interessen besser wahrnehmen. Im letzten Jahr hat „Artmarkt“ auf dieser Weise bereits sechs andere Meisterwerke als Leihgabe an das Hermannstädter Brukenthal-Museum und an die Kunstmuseen in Ploieşti und Constanţa vergeben.
Grigorescus Bild das nun nach Kronstadt kommt, ist 1902 datiert und hat heute einen geschätzten Marktwert von 92.000 Euro. Luchians „Bauernmädchen“ gilt als eines der meistbegehrtesten Gemälde, weil bei Artmark-Versteigerungen der Preis gleich 45 mal bis auf 75.000 Euro erhöht wurde. Beide Meisterwerke sind im Besitz eines Kunstsammlers, der anonym bleiben will.
Das dritte Meisterwerk, Petraşcus „Bauernhaus“, hat einen Marktwert von 10.000 Euro und ist im Besitz des dritten Partners dieser Ausstellungs- und Leihgabe-Initiative. Es handelt sich um „Certinvest“, der erste rumänische Investmentfonds für Kunst. Laut eigenen Angaben verfolgt „Certinvest“ sein Kapital nach folgender Struktur in Kunstobjekte rumänischer Herkunft zu investieren: 40 Prozent Kunstgegenstände aus dem nationalen Kulturerbe, das vom Nationalen Kunstmuseum rückerstattet wurde; 25 Prozent rumänische Kunst der zwanzig bekanntesten Künstler; 15 Prozent – rumänische Avantgarde-Kunst von internationalem Renommee, 10 Prozent - alte rumänische Meister (18. und 19. Jahrhundert) und 10 Prozent – rumänische Künstler der Gegenwart denen ein internationaler Bekanntheitsgrad vorausgesagt wird.
Kunst und Geschäft sind nicht immer inkompatibel. Das Kronstädter Kunstmuseum hat das erkannt und hat zusammen mit den zwei Partnern aus der Geschäftswelt eine gute Lösung gefunden, um Meisterwerke im Privatbesitz zeitweilig in seinen Beständen zu führen.