Ein Dresscode mit verbindlichen Empfehlungen der Kleidung, die die Schüler während des Unterrichts tragen sollten und ein Handyverbot während der Unterrichtsstunden sind nur zwei der Neuerungen, die im am 9. September gestarteten Schuljahr am Honterus-Nationalkolleg in Kraft treten. Hinzu kommt die Audio- und Video-Überwachung der Klassenräume, falls damit Lehrer und Eltern einverstanden sind. All das könnte als Eingriff in die Freiheit der Schüler verstanden werden. Die Maßnahmen scheinen aber notwendig zu sein, wenn man berücksichtigt, was alles an untragbaren Zuständen und skandalösen Zwischenfällen im vorigen Schuljahr aus Schulen, Lyzeen und Kollegs vermeldet wurde. So sah sich nun auch das Unterrichtsministerium genötigt, einzugreifen und restriktivere Maßnahmen vorzuschreiben bis hin zum zeitweiligen Ausschluss vom Unterricht oder Ausweisung in einen gesonderten Raum für jene Schüler, die den Unterricht stören.
Schwerwiegende Disziplinprobleme gab es am Honterus-Kolleg nicht, sagt Schulleiter Radu Chivărean. Deshalb braucht man auch keinen gesonderten Raum. Wie der Umgang mit dem Handy geregelt wird und wie die Videoüberwachung umgesetzt wird – das sollte auf einer Lehrerkonferenz zur Debatte stehen und gemäß den neuen Bestimmungen des Unterrichtsministeriums in der eigenen Honterus-Schulordnung umgesetzt werden.
Schüler, die während der Pausen in den Nebengassen des Honterushofs rauchen: das komme vor und da könnten auch Polizeistreifen abschreckend wirken, sagt der Schuldirektor. Die sind aber ausgerechnet während der Schulstunden unterwegs, also zu einem Zeitpunkt wo die Gassen eher leer sind. Drogenprobleme seien in der Schule selber unbekannt und für die Antidrogenkampagne habe die Honterusschule wiederholt lobende Worte seitens der Polizei und des Schulinspektorates zu hören bekommen. Mit dem Elternbeirat laufe die Zusammenarbeit gut. Ein konkretes Beispiel: das transparente Zusammenlegen der Klassen aller Unterrichtsstufen abwechselnd nach erzielter Durchschnitts- oder Prüfungsnote und Geschlecht, so dass nicht „selektive“ Klassen mit besseren Schülern zustande kommen.
Auch in diesem Jahr gibt es vier Vorschulklassen („Klasse Null“). Über 1400 Schüler und Schüle-rinnen lernen am Honterus-Kolleg. Es gibt auch neue Lehrer in Geschichte und Sozialwissenschaften sowie eine neue Grundschullehrerin. Der Großteil der Fächer wird auf Deutsch unterrichtet. Möglich ist das auch dank der Lehrer in Rente, die aber weiter mitmachen, unterstreicht der Schulleiter. Im Fach Informatik dauert das Problem eine deutschsprachige Lehrkraft zu finden. Was die Lehrbücher betrifft, so sieht es am besten in den Grundschulklassen aus. Da gibt es ausreichend ins Deutsche übersetzte Lehrbücher für alle Schulfächer. Dasselbe gilt auch für die Klassen V-VIII mit einer Ausnahme: das Lehrbuch Geschichte und Traditionen der deutschen Minderheit in Rumänien für die Klassen VI und VII. Unter der Hälfte der Schüler (40 Prozent) ist im Besitz dieses Lehrbuches. Probleme mit den Lehrbüchern gibt es in den Lyzealklassen, wo keine neu übersetzten Lehrbücher vorhanden sind. Selbst das Zurückgreifen auf ältere Lehrbücher reicht nicht aus, so dass auch mit dem Kopiergerät erstellte Kopien notwendig sind.
Am C-Gebäude sind Ausbesserungsarbeiten vor allem beim alten Toreingang notwendig. Ausgetauscht werden alte, schadhafte Fensterläden und Türen; Eingriffe zur Bekämpfung der Wandfeuchtigkeit werden vorgenommen und sollen vo-raussichtlich bis Jahresende abgeschlossen werden, ohne den Schulbetrieb zu stören. Die Spendenkampagne für Finanzierung erster Vorstudien einer umfassenden Umgestaltung dieser traditionsreichen Schulanstalt haben mit Unterstützung der evangelischen Honterusgemeinde (Eigentümerin eines Teiles der Schulgebäude) und des Deutschen Wirtschaftsklubs begonnen.