Er kennt bestens das Repser Ländchen, dessen Bewohner kennen ihn ebenso gut. Dipl.-Ing. Karl Hellwig (72) ist als Mitglied des Repser Stadtrates seit der Wende bekannt und aktiv, vertritt die lokale Organisation des Kronstädter Kreisforums als Zentrumforum des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien. Vor allem aber dessen Mitglieder, und wie er immer wieder betont, nicht nur die Gemeinschaft der deutschen Bevölkerung aus dem Gebiet, sondern alle Bewohner. Und wenn es sich um wichtige gemeinnützige Projekte handelt, gleich welche politische Formation diese vorschlägt, unterstützt er diese. In einem offenen Gespräch, das der Journalist Dieter Drotleff mit ihm führte, bezog er sich auf die wichtigsten Probleme mit denen sich gegenwärtig der Stadtrat von Reps auseinandersetzt, aber auch auf bisher Geleistetes in den vorangegangenen Mandaten, auf die Tätigkeit des Ortsforums.
Mit was setzt sich die Stadtleitung gegenwärtig auseinander und muss dringend eine entsprechende Lösung dafür finden?
Das allergrößte Problem, mit dem sich der Stadtrat gegenwärtig konfrontiert, ist, dass die Genehmigung für die Tätigkeit der Müllabfuhr bzw. der Mülldeponie nur bis zum bevorstehenden Sommer 2017 gültig ist. Laut Gesetz wird diese dann gesperrt. Im ganzen Umfeld von Reps gibt es keine Müllablagerung, die nach gesetzlichen Bestimmungen funktioniert. Müll entsteht aber weiterhin, wird an unerlaubten Stellen hinterlassen, meistens kommt er in die Flussauen. Zurzeit bringen auch die im Umfeld befindlichen Gemeinden die Abfälle auf die Müllhalde von Reps. Dieses ist das größte Problem. Hinzu kommt dass bei der Kanalisation der Stadt, die eingeführt worden ist, die Arbeiten an vielen Stellen vom technischen Standpunkt nicht entsprechend durchgeführt worden sind. Die Konsequenz ist die, dass die Kläranlage nicht entsprechend funktionieren wird. Das sind zwei der größten Probleme. Andere wie wirtschaftliche Entwicklung, Landwirtschaft, geringes Angebot an Arbeitsplätzen kommen hinzu.
Wie ist die Arbeitsatmosphäre im Stadtrat?
Positiv. Ich bin Mitglied des Stadtrates seit 1990. Ich muss betonen, auch mit der vergangenen Exekutive stand der Vertreter des Demokratischen Forums in einer positiven Zusammenarbeit, weil wir immer den Standpunkt vertreten haben, dass man die Stadtleitung unterstützt in ihrem Unternehmen, damit sie die lokalen Probleme erfassen kann. Als besonders positiv möchte ich betonen, dass der Stadtrat zusammen mit dem Bürgermeisteramt das Projekt zur Restaurierung der evangelischen Kirche wie schon im vorigen so auch im jetzigen Mandat unterstützt und mit 61.000 Lei dazu beigetragen haben. Die Arbeiten werden im Rahmen eines EU-Projektes abgewickelt. Es gibt ein großes Interesse, dass diese Kirche renoviert wird, damit die restaurierte Orgel und die Teppiche, die in der Schwarzen Kirche aufbewahrt sind, wieder an ihren Platz nach Reps gelangen. Somit wird die Kirche wieder zu einem zusätzlichen touristischen Magnet für die Stadt. Durch die Restaurierung der Repser Burg zum Beispiel, ist die Stadt um einen wichtigen Anziehungspunkt reicher geworden. Allein im Vorjahr waren es über 30.000 Besucher.
Das Repser Ortsforum wurde gleich nach der Wende 1990 gegründet. Seither stehen Sie diesem als Vorsitzender vor. Welches waren einige der wichtigsten Tätigkeiten und Initiativen die Sie eingeleitet haben?
In Zuge der Aussiedlungswelle, die gleich nach der Wende eingesetzt hatte, der Vereinsamung der Senioren, war das wichtigste Projekt die Gründung eines Seniorenheimes. In Zusammenarbeit mit Kirche und Spendern, mit dem besonderen Beitrag von Pfarrer Johann Stefani konnte dieses im Pfarrhaus von Schweischer eingerichtet, und 1991 auch eingeweiht werden. Ein weiteres besonderes Anliegen war das des Erhaltens des deutschsprachigen Unterrichtes in Reps. Kinder aus dem ganzen Repser Umfeld wurden mit Kleinbussen des Forums zur Schule als Zentrumsschule gebracht.
Dabei erhielten wir viel Unterstützung von Freiwilligen, die sich als Fahrer anboten, anderseits auch die Verantwortung für den Schülertransport auf sich nahmen. Christian Depner und Andreas Morgen möchte ich diesbezüglich besonders erwähnen. Auch gegenwärtig ist der Erhalt des deutschsprachigen Kindergartens, der auch für den Nachwuchs an der Schule sorgt, das Fortbestehen der deutschen Abteilung eines unserer wichtigsten Anliegen. Ein weiteres Anliegen war das der Unterstützung unserer Mitglieder bei den Antragstellungen für die Rückgabe ehemaligen Eigentums, der Unterstützung der ehemaligen Russlanddeportierten durch die über die Saxonia-Stiftung zukommenden Hilfsmittel, die Austeilung dieser an die Empfänger, sowie Hilfestellung bei den Eingaben für die Entschädigungen laut Gesetz 118. Mit Unterstützung ausländischer Helfer konnten wir das Mädchenheim „Ioana“ ins Leben rufen, das Repser Ärztehaus einrichten, die duale Berufsschule in Holzbearbeitung gründen, die Teppich-Fabrik in Betrieb nehmen und Arbeitsplätze schaffen. Über den Nowero-Verein wickelten wir weitere Projekte ab, bieten Unterstützung. Im Vorjahr konnten so 7000 Euro in Reparaturen an der Schule neben dem Kirchturm investiert werden. Über die Saxonia-Stiftung können kleine und mittelständische Betriebe weiterhin gefördert werden.
Das Repser Ortsforum unterstützt Kulturtätigkeiten in der Stadt und im Umfeld. Welche Projekte sind für die kommenden Wochen und Monate eingeplant?
Wir beabsichtigen das Mai-Singen in der Repser Burg wieder aufzunehmen. Schüler der deutschen Klassen I – IV werden unter Anleitung von Prof. Ursula Philippi im Juni eine Aufführung bieten. Im Altenheim Schweischer organisieren wir ebenfalls im Juni die Peter- und Paulswoche. Vom 9. bis 14. August findet die von der Michael-Schmidt-Stiftung organisierte Haferland-Kulturwoche statt. Heuer wird zusätzlich auch Hamruden als Ortschaft der Veranstaltungen hinzugezogen. Die Repser werden auch beim Sachsentreffen in Hermannstadt im August und beim Kirchentag in Kronstadt (29.9. – 1.10.) ihre Präsenz zeigen. Zum Thema Naturschutz wird Dietmar Groß im Herbst einen Vortrag halten. Im Dezember ist ein Adventsingen unter der Leitung von Kurt und Ursula Philippi eingeplant. Auch haben wir daran gedacht, das Haus, in dem der Komponist Georg Wilhem Berger gelebt hat, mit finanzieller Unterstützung, die wir benötigen, anzukaufen, da der jetzige Eigentümer es absetzen will – die an diesem befindliche Gedenkplatte hat er beseitigt, eine neue kann nicht angebracht werden. Darin könnte man ein Museums einrichten. Und es gibt noch weitere Vorhaben.
Sie sind Mitglied mehrerer Leitungsgremien sowohl auf gesellschaftlicher wie auch kirchlicher Ebene. Wie steht es gegenwärtig um das Repser Ortsforum?
Dessen Tätigkeit wird im Pfarrhaus von Reps durchgeführt, wo wir unsere Amtsstunden wie auch die einmal jährlich stattfindenden Vollversammlungen abhalten. Im gleichen Raum finden auch die Gottesdienste bis zum Abschluss der Restaurierung des Kirchenraumes statt. Jeden Freitag zwischen 10 und 12 Uhr sind da die Amtsstunden eingeplant. Frau Anne Gheorghe nimmt die Beiträge entgegen, macht Einschreibungen. Gegenwärtig zählt das Ortsforum 36 Mitglieder, einschließlich Sympathisanten. Die evangelische Diasporagemeinde von Reps umfasst 32 Glieder. Ich bin Frau Gheorghe sehr dankbar für ihre Arbeit, die sie für die Gemeinschaft entfaltet. Dabei finden auch Sprechstunden statt und ich bin nicht nur in dieser Zeitspanne ansprechbar. Bei der letzten Vollversammlung, die wir am 24. März in Anwesenheit des Vorsitzenden des Deutschen Kreisforums Kronstadt, Wolfgang Wittstock abgehalten haben, konnten wir den zahlreich erschienenen Teilnehmern auch einen Satzungsentwurf unseres Ortsforums aushändigen, der bei einer nächsten Zusammenkunft zur Sprache kommen soll. Auch werden wir bei dem Anlass Wahlen für den Vorstand organisieren, damit dieser demokratisch legitimiert ist. Wie ich auch bei der Vollversammlung betonte, unser Ortsforum arbeitet unter der Devise „Wir gehören zusammen“, und wir arbeiten auch zusammen.
Viel Erfolg in Ihrer weiteren Tätigkeit und der des Repser Ortsforums, sowie Dank für die Bereitschaft, auf einige unserer Fragen zu antworten. Auch unseren herzlichen Glückwunsch zu Ihrer bevorstehenden Goldenen Hochzeit! Ihre Gattin Ioana stand Ihnen in allen gesellschaftlichen Aufgaben immer zur Seite und leitet mit Hingabe das Seniorenheim von Schweischer seit dessen Gründung!