Der seit Kurzem aufliegende 10. Band der Serie „Aus Urkunden und Chroniken“ des sehr aktiven und vielseitigen Historikers Gernot Nussbächer ist nicht nur als Jubiläumsband dieser Reihe zu bezeichnen, sondern auch als Nachschlagewerk zur Geschichte mehrerer siebenbürgisch-sächsischer Ortschaften aus dem Kreis Hermannstadt. Die Anregung dazu ging von Martin Bottesch, Vorsitzender des Kreisrats Hermannstadt, aus.
Wie der Autor in seinem Vorwort zum Band unterstreicht, wurde vom Zentrumsforum Hermannstadt und dessen Vorsitzendem Prof. Dr. Hans Klein dieser Vorschlag für gut geheißen und auch die Finanzierung dafür gesichert. Gernot Nussbächer hatte schon bei einem weiteren Band über den Hermannstädter Kreis maßgeblich mitgewirkt, „Kreis Hermannstadt – Bilder und Geschichte“, in dem er die geschichtlichen Texte verfasst hat. Der Band gliedert sich in die Serie der Neuerscheinungen ein, die Hermannstadt gewidmet wurden, als dieses zur europäischen Kulturhauptstadt 2007 erklärt worden war.
Der erste Band der Serie „Aus Urkunden und Chroniken“ erschien im Jahre 1981 im Bukarester Kriterion Verlag. Die Geschichte von insgesamt 123 siebenbürgisch-sächsischen Ortschaften wurde seither ausführlich präsentiert. Gernot Nussbächer hat mit seiner bekannten Akribie Daten über deren Gründung, erste urkundliche Erwähnung, wirtschaftliche Entwicklung, über wichtige Ereignisse und den Bau von Kirchen und Wehranlagen ausgekundschaftet und aus den in Archiven vorgenommenen Studien ans Licht gebracht.
Die bisherigen zehn Bände der Serie sind einer Enzyklopädie ähnlich. Benötigt man geschichtliche Daten zu einer der siebenbürgischen Ortschaften, findet man sie stichhaltig in den jeweiligen Beiträgen. Zu den insgesamt 1490 eigenen Veröffentlichungen von Gernot Nussbächer zählen bisher 39 Bücher und Broschüren. Weitere 80 Mitarbeiten an kollektiven Bänden, 155 Abhandlungen in Fachzeitschriften, die über 1200 Artikel in Zeitungen und Zeitschriften in deutscher, rumänischer und ungarischer Sprache beziehen sich auf die Geschichte und Vergangenheit von mehr als 200 siebenbürgischen Ortschaften.
Im Mittelpunkt seiner Forschungen und Studien stand die Persönlichkeit des Humanisten, Reformators, Schulmannes und Buchdruckers Johannes Honterus. Somit hat der Autor einen wesentlichen Beitrag erbracht zur Vermittlung von Kenntnissen, die Heimatliebe und Heimatverbundenheit fördern. Das Motto von Michael Lebrecht „Man muss sein Vaterland kennen, wenn man es lieben will“ (1789) stand ihm stets vor Augen. Und obwohl Gernot Nussbächer ein eingefleischter Kronstädter ist und die Archivforschungen in wichtigen Zentren hätte vornehmen können, hat er viele der Ortschaften Siebenbürgens persönlich besucht. So erklärt er ausführlich im Vorwort dieses Bandes auch seine Beziehungen zu Hermannstadt.
In alphabetischer Reihenfolge umfassen die 44 Beiträge diese Bandes Daten zu und aus der Geschichte der beiden Ortschaften Abtsdorf – eine bei Agnetheln, die andere bei Kleinschelken – über Agnetheln, Almen, Alzen, Arbegen, Baaßen, Baumgarten, Bell, Birthälm, Bonnesdorf, Braller, Burgberg, Bürgesch, Bußd, Dobring, Durles, Eibesdorf, Frauendorf, Freck, Gierlsau, Großau, Großkopisch, Großlasseln, Großpold, Großprobstdorf, Großscheuern, Gürteln, Hahnbach, Hamlesch, Haschagen, wobei einigen der Ortschaften gleich zwei und mehr Materialien gewidmet werden.
Die Beiträge sind mit insgesamt 1037 Anmerkungen versehen, was einem die Möglichkeit bietet, weitere Quellen zu konsultieren. Da der aufliegende Band bei dem Buchstaben H endet und wichtige Ortschaften wie Heltau und Hermannstadt nicht aufgenommen wurden, lässt sich darauf schließen, dass voraussichtlich noch zwei Buchbände dieser Serie dem Kreis Hermannstadt gewidmet werden. Übrigens ist im Anhang eine Übersicht der bisher erschienenen zehn Bände der Reihe „Aus Urkunden und Chroniken“ einzusehen, in der man Angaben über Erscheinungsjahr, Verlag und die im jeweiligen Band enthaltenen Ortschaften findet.
Desgleichen sind die biografischen Daten und die wichtigsten Veröffentlichungen des Autors im Anhang sowie ein Ortsnamensverzeichnis mit den Benennungen in deutscher, rumänischer und ungarischer Sprache enthalten. Für seine vielseitige Forschungstätigkeit und dem aufklärenden Bildungsdienst an der Gemeinschaft wurden Gernot Nussbächer seitens der Heimatortsgemeinschaften Kronstadt und Bartholomae in Deutschland und des Kronstädter Ortsforums der Apollonia-Hirscher-Preis (2008), sowie seitens des Siebenbürgenforums die Honterus-Medaille (2009) verliehen. Der Autor erfreute sich auch anderer in- und ausländischer Ehrungen. Sicher sind diese auch ein Ansporn für seine weitere Tätigkeit, für die Veröffentlichungen, an denen er gegenwärtig arbeitet, wie er uns verraten hat.
Gebührende Anerkennung muss auch dem aldus Verlag in Kronstadt und dem Arbeitskreis für Siebenbürgische Landeskunde Heidelberg für ihren Beitrag an der Herausgabe dieses Bandes ausgesprochen werden.
Gernot Nussbächer, „Aus Urkunden und Chroniken“, 10. Band, Erster Teil A – Ha, aldus Verlag Kronstadt, Arbeitskreis für Siebenbürgische Landeskunde Heidelberg 2012, 256 Seiten, Lei 39.