Was gibt’s Neues im Deutschen Jugendforum Kronstadt? Ein wenig mehr Politik, ein wenig mehr Sport, ein wenig gewagtere Initiativen. Und ein jüngeres Durchschnittsalter. Die kleine Organisation hat auch in diesem Jahr so manches vorzuweisen, wie der Vorsitzende Paul Binder im folgenden Interview berichtet. Er ist Absolvent des Johannes-Honterus-Lyzeums, hat in Klausenburg Kommunikationswissenschaften studiert und wird in diesem Jahr 24. Er arbeitet für die IT-Firma Awinta in Siebendörfer/Săcele als Entwickler und treibt sehr gerne Sport. Im Forum engagiert sich Paul Binder nicht erst seit 2011, als er in die Vorstände des Ortsforums und des Jugendforums gewählt wurde. Für die KR sprach er mit Redakteurin Christine Chiriac.
Das Jugendforum ist zurzeit sehr „jung“. War die Mitarbeit am Wahlkampf eine positive oder eher eine anstrengende Erfahrung?
Nachdem wir im März den Vorstand gewählt haben, folgte erst einmal das Einarbeiten der neuen Vorstandsmitglieder – und das sind vier von fünf Personen. Der Wahlkampf im Mai und Anfang Juni hat uns tatsächlich geholfen, uns effizienter zu organisieren. Ich selber hatte mich im Frühjahr entschlossen, auf der Liste des Kronstädter Forums für den Stadtrat zu kandidieren. Also interessierte ich mich zugleich, ob es Sinn macht, die Jugend in die Vorbereitung der Kommunalwahlen einzubinden.
Der Wahlkampf stellte sich als lehrreich heraus: Die Jugendlichen haben aus erster Hand erfahren und erlebt, wie man Wahlkampf macht, wie man Veranstaltungen vorbereitet, wie man mit fremden Menschen umgeht – selbst wenn es vielleicht ein wenig „vor ihrer Zeit“ war, weil die meisten noch kein Wahlrecht haben. Sie haben sich untereinander besser kennengelernt, haben Kontakte aufgebaut. Insgesamt waren es 17-18 Jugendliche, die aktiv mitgemacht haben – manche waren bei jeder Aktion dabei, andere haben nur einmalig teilgenommen. Das Jugendforum hat mindestens 200 Arbeitsstunden in den Wahlkampf „investiert“: Wir haben Werbung in der Stadt gemacht, sind mit Banner-Fahrrädern durch die Straßen gefahren, haben Flyer verteilt, haben an der Vorbereitung des Events im Aro Palace Hotel – als Klaus Johannis Kronstadt besucht hat – mitgeholfen. Das hat sich im Endeffekt „ausgezahlt“, denn als Dankeschön haben wir vom Forum vier Fahrräder und von der Julius-Römer-Hütte eine Party auf dem Schuler bekommen.
Werden die Fahrräder schon genutzt?
Wir haben einmal an der Radfahreraktion „Masa critică“ teilgenommen, außerdem habe ich zwei Fahrradtouren organisiert. Zugegeben: Die eine war ziemlich kurzfristig angekündigt und als Testfahrt gedacht und hatte wenige Teilnehmer, aber die zweite habe ich als „Event“ organisiert, via Facebook und E-Mail-Verteiler bekannt gemacht, in der ADZ ankündigen lassen. Wir hatten sehr schönes Wetter und die Tour selbst hat allen Spaß gemacht: Wir sind aus Bartholomae nach Rosenau gefahren, von dort in die Valea Glăjeriei, dann über einen schönen Forstweg oberhalb von Sohodol, wo wir eine längere Pause gemacht und die schöne Aussicht bewundert haben. Dann sind wir hinunter nach Törzburg gefahren, von dort nochmal hoch nach Predeluţ und schließlich nach Zărneşti, wo wir in den Zug nach Kronstadt eingestiegen sind. Es waren insgesamt 50 km, aber die Strecke war auch für die Anfänger angenehm.
Wie geht es den traditionellen Gruppen des Jugendforums – der Theatergruppe und der Zeitungsredaktion?
Die Theatergruppe „ImPuls“ hat dieses Jahr wieder am Internationalen deutschsprachigen Theaterfestival in Temeswar teilgenommen. Die Saxonia-Stiftung hat uns dabei maßgeblich geholfen und hat die Fahrt der etwa 15 Schüler finanziert. Die Uraufführung des neuen Stücks „Die Frauenmenagerie“ hatte eine Woche vorher hier in Kronstadt im Saal der „Redoute“ stattgefunden, in Temeswar wurde es von „ImPuls“ noch einmal aufgeführt. Doch was in Temeswar noch wichtiger ist, sind die Workshops, die gemeinsamen Veranstaltungen mit Schauspielern des Deutschen Staatstheaters, das Kennenlernen von anderen gleichaltrigen Theatergruppen.
Der Schülerzeitung „Clique“ geht es auch gut, die Redaktion ist gut belegt, mit den Druckkosten hat uns bisher der Deutsche Wirtschaftsklub Kronstadt unterstützt. Obwohl wir im vergangenen Schuljahr nur eine Ausgabe herausbringen konnten, war diese doppelt so dick wie die bisherigen und hatte positives Feedback. Wir versuchen diesen Herbst die nächste herauszubringen, an den Artikeln wird bereits gearbeitet.
Stehen weitere Projekte für die nächsten Wochen an?
Wir wollen Mitte September ein großes Projekt durchführen, das die ganze Jugend impliziert und an dem schon fest gearbeitet wird. Das Ziel ist einerseits, dass wir uns besser vernetzen, dass wir alle zusammenarbeiten, dass wir an einer sinnvollen Aktion Spaß haben. Andererseits soll das Jugendforum auch für junge Leute sichtbar werden, die es noch nicht kennen. Wir wollen gemeinsam eine Aufführung vorbereiten, die Musik, Tanz, Literatur und Theater verbindet. Die Idee ist recht spät, erst im Juni entstanden, und stammt von Petra Antonia Sârb, unserer aktuellen Praktikantin, die zugleich das Projekt koordiniert. Wir haben den Saal der Redoute kostenlos von Herrn Direktor Marius Cisar zugesagt bekommen, was uns sehr motiviert hat. Außerdem haben wir von der Donauschwäbischen Kulturstiftung des Landes Baden-Württemberg eine Förderung erhalten: ein Teil davon ist für die Praktikantenstelle vorgesehen, ein anderer Teil für das Event selbst, beispielsweise um die „externen“ Musiker zu bezahlen.
Wir wünschen uns noch, vor dem Ereignis ein Wochenende irgendwo gemeinsam zu verbringen, wo uns außer Handy nichts von außen stören kann und wo wir intensiv proben können. Mal sehen, ob es uns gelingt. Die Aufführung ist zeitlich an den Schulanfang angeknüpft, damit die Jugendlichen auch alle da sind, und damit diejenigen, die nicht direkt im Projekt impliziert sind, in die Vorstellung kommen können. Das ist zurzeit unser wichtigstes Projekt, danach denken wir an den Fotowettbewerb, der im Sommer aus internen Gründen nicht organisiert werden konnte, und an ein paar andere kleinere Initiativen. Wir wollen im Forum einen neuen großen Raum für das Jugendforum einrichten, dort wo bisher die Gästezimmer waren. Wir wollen dem Deutschen Jugendverein Siebenbürgen beitreten, der Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Jugendorganisationen ist.
Was läuft nicht so gut wie man es sich wünschen würde?
Aller Anfang ist nicht einfach: Vier von fünf Vorstandsmitglieder sind noch Lyzeumsschüler und haben noch keine Erfahrung in diesem Bereich. Es ist vielleicht die erste Organisation, in der von ihnen etwas selbstständigere Arbeit erwartet wird. Sicherlich ist es schwierig, als Unerfahrener konstant motiviert zu bleiben, dabei zu bleiben, nicht aufzugeben, Verantwortung zu übernehmen, sich auch zeitlich zu organisieren. Deshalb möchte ich, dass wir bis zu den Vorstandswahlen gemeinsam einige Spielregeln für den Vorstand aufbauen. Meiner Meinung nach hat das bis jetzt ein bisschen gefehlt. Ich würde auch Wege suchen, um Studenten an das Jugendforum heranzuziehen, sie würden gewiss mehr Initiative einbringen. Ebenfalls wäre es gut, dass wir uns schon jetzt einige Projekte für das nächste Jahr ausdenken und rechtzeitig Geld beantragen, egal wer dann gewählt werden wird.