Am vergangenen Donnerstag wurde am Kronstädter Marktplatz das „Festival des Buches und der Musik“ mit einer Preisverleihung „in Weltpremiere“ eröffnet, wie es einer der Redner formulierte. Zum ersten Mal vergab der Rumänische Schriftstellerverband, Filiale Kronstadt, die Auszeichnung „Der Schriftsteller Kronstadts“ – der Titel ging an den siebenbürgischen Schriftsteller Hans Bergel.
Doru Munteanu, der Vorsitzende des Kronstädter Schriftstellerverbands, bedankte sich bei dem Bürgermeisteramt und den Unterstützern, die die Verleihung ermöglicht hatten und betonte, dass dies „keiner der klassischen Kronstädter Preise“ sei, sondern „ein neuer Preis, verbunden mit viel mehr Prestige.“ „Wir Kronstädter überholen somit eine provinzielle Phase, in der wir uns untereinander prämieren“, setzte Munteanu fort. „Wir werden zu einer europäischen Stadt mit einer entsprechenden Haltung.“
Der Titel „Schriftsteller Kronstadts“ soll fortan an Autoren verliehen werden, die in Kronstadt geboren sind, der Stadt verbunden sind oder sie und die Kronstädter Gemeinschaft in ihrem Werk reflektieren. „In diesem Jahr geht der Preis an einen Autor von europäischem Format, dessen Name und Werk eine kulturelle Marke sind“, sagte der Vorsitzende des Schriftstellerverbands. Hans Bergel – von Literaturwissenschaftlern als „repräsentativster Schriftsteller Siebenbürgens“ bezeichnet – ist am 26. Juli 1925 in Rosenau geboren und hat „ein Leben wie eine Romanfigur“ geführt, so Munteanu.
Er war Leistungssportler, Mitglied des Kronstädter Opernorchesters, Journalist der „Volkszeitung“; er wurde dreimal verhaftet und verbrachte fünf Jahre in achtzehn gefürchteten rumänischen Gefängnissen, bevor er 1968 nach Deutschland auswanderte. Dort arbeitete er für das Fernsehen in Hamburg, für den Bayerischen Rundfunk und als Chefredakteur der „Siebenbürgischen Zeitung“. Sein literarisches Debüt gab er 1956 in Rumänien, sein „literarische Schicksal spielte sich jedoch in Deutschland ab“, unterstrich Munteanu.
Heute umfasst sein Oeuvre Prosa, Lyrik und Essays – insgesamt 40 Bände, weitere sollen in diesem und in den nächsten Jahren erscheinen. Seine vielleicht bekanntesten Bücher sind „Der Tanz in Ketten“, das in rumänischer Übersetzung auch in Kronstadt bei dem „Arania“-Verlag erschienen ist, sowie „Wenn die Adler kommen“ und „Die Wiederkehr der Wölfe“. Für seine literarische Tätigkeit wurde Hans Bergel mehrfach geehrt.
Er erhielt den Dehio-Preis (1972), das Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland (1987), den Kulturpreis der Siebenbürger Sachsen (1988), den Medienpreis (1982, 1989), den Gryphius-Preis (1990), die Ehrenbürgerschaft Kronstadts (1996), die Ehrendoktorwürde der Universität Bukarest (2001) und den rumänischen Orden für kulturelle Verdienste im Rang eines Offiziers (2009). Er sei als „Mittler zweier Kulturen“ mit einem „wahrhaftig europäischen Bewusstsein“ engagiert, „ein Visionär, der uns oft auf Gefahren aufmerksam macht, auf die Wölfe, die wiederkehren“, schloss Doru Munteanu seine Präsentation ab. Urkunde, Plakette und Dotation wurden Hans Bergel von dem Bürgermeister George Scripcaru überreicht, „mit einem herzlichen Glückwunsch und Dank im Namen der Kronstädter Gemeinschaft“.
Der Preisträger bedankte sich für die Ehrung: „Der Schriftsteller Kronstadts“ sei eine „schöner Titel“, doch „Schriftsteller der Stadt“ seien „alle Kolleginnen und Kollegen in der Kronstädter Literatur“. Hans Bergel erinnerte an die 17 Jahre, von 1973 bis 1990, in denen er „nicht in das Heimatland zurückkehren durfte“ und an die umso größere Freude, mit der er nun jährlich „mindestens zwei- oder dreimal“ die Heimat besucht. „Hier habe ich keine Feinde gefunden, sondern offene Arme, Gastfreundschaft und Freunde“, sagte Bergel. „In den vierzig Büchern waren Kronstadt und das Burzenland stets ein Leitfaden“.
Das Festival des Buches und der Musik wurde in Kronstadt von dem Bürgermeisteramt, dem Verein „Libris Cultural“ und dem Schriftstellerverband organisiert. Hans Bergel feiert heute seinen 87. Geburtstag und blickt nicht nur auf ein reiches, herausforderndes Leben und ein bemerkenswertes literarisches Schaffen zurück, sondern auch nach vorne, u.a. auf die Veröffentlichung seiner Tagebücher und Reiseaufzeichnungen, sowie auf die Arbeit an dem dritten Band seiner großen Romantrilogie. Im Oktober soll der Schriftsteller die Ehrenbürgerschaft seiner Geburtsstadt Rosenau empfangen.