Die Nachricht klang anfangs interessant, doch nicht über eine neue archäologische Entdeckung hinaus: zwei Hobbyarchäologen haben einige Metallteile gefunden und diese an das Kreismuseum Kronstadt weitergereicht, dessen Fachleute sie weiter untersucht haben. Die Nachricht wurde von den Medien aufgegriffen, kommentiert und wieder vergessen.
Bis die Ankündigung einer Pressekonferenz des Geschichtsmuseums kam und die beiden Entdecker sowie die unterdessen gemachten Fortschritte vorgestellt wurden. Nicolae Pepene, Direktor des Geschichtsmuseums, überließ die Erklärungen der Einzelheiten, die sich nach und nach der Fachwelt als Sensation entpuppte, George Mitran, Direktor des Amtes für Kultur und Kulturerbe: Der Entdeckung der ersten Metallteile im Boden, Spangen, Bruchteile einer Schnalle und kleine Scherben durch die beiden Brüder Florin und Fănel Şerban folgten die gesetzlich festgelegten Schritte, nämlich Verständigung des Museums und eine erste Begutachtung der Stätte durch Fachleute.
Dieser Schritt hat seine Richtigkeit, denn nur ein Fachmann kann den Kontext eines Fundes beurteilen und in diesem besonderen Fall handelt es sich um viel mehr als nur einige verstreute Kleinteile. Die Archäologen des Kreismuseums fanden das, was ein Metalldetektor – der ja anfangs verwendet wurde – nicht melden kann, und zwar ein Tongefäß welches sich als Urne entpuppte. Diese Urne führt zu der Vermutung, dass wir es mit einer möglichen Grabstätte zu tun haben, eine Grabstätte wie wir sehr wenige aus dieser Zeitspanne kennen. Von Urnen gar nicht zu sprechen.“
Die Bedeutung der Artefakten wurde von Stelian Coşuleţ erklärt: „Die durch Zufall entdeckten Metallteile, Teile, welche mehr als zwei Jahrtausende alt sind, waren der Auslöser. Sie hätten vielleicht einmal durch einen Zufall entdeckt werden können, von einem Regen hervorgespült, getrennt von dem eigentlichen Kontext. Das war nicht der Fall, sie wurden neben dem was wir eine Bestattungsstätte nennen, gefunden, was die eigentliche Bedeutung darstellt, denn Gräber aus dieser Zeit sind sehr selten – nur einige, wenige, landesweit. Aus diesem Grund eben, ist es von außerordentlicher Bedeutung, die Ausgrabungen auszuweiten und fortzusetzen um den Gesamtkontext zu erforschen. Gräber werden meistens in der Nähe anderer Stätten angelegt, zeitweilige oder langfristige Siedlungen. Der Inhalt eines Grabes, manchmal Beigaben, manchmal Teile von Kleidung, andermal Teile von Waffen, stellt die Details klar, die dem Fachmann Schlussfolgerungen über Stand, Beruf, oder andere Eigenschaften des Beerdigten erlauben und dadurch auch auf die Siedlung, soweit diese vorhanden war, erhalten geblieben ist und natürlich auch ausgegraben werden kann.“
Eben diese Schlussfolgerungen, selbst wenn vorläufig noch mit äußerster Vorsicht gemacht, wurden von Lucica Savu, der Archäologin die als erste an der Fundstätte war, vorgetragen: „Freigelegt wurde die Urne neben den Resten von Asche und den schon erwähnten Spangen. Es folgten ein Paar Sporen in gutem Zustand und dann andere Metallteile. Die relativ große Zahl von Artefakten auf einer ebenso relativ kleinen Fläche lässt auf weitere Funde hoffen. Die bis jetzt ans Tageslicht gebrachten Artefakten lassen auf die Grabstätte eines Kriegers schließen, also jemand der wahrscheinlich auch ein Gefolge hatte, vielleicht sogar ein Gehöft mit Spuren von Bauten.
Ein besonderes Artefakt gehört auch zu diesen ersten Funden, neben der Urne, deren Inhalt erst von einem Anthropologen untersucht werden muss, bevor wir mehr wissen. Bei diesem besonderen Artefakt handelt es sich um einen gekrümmten Dolch, so wie er auch auf der Trajanssäule zu sehen ist. Die Bedeutung dieser gekrümmten Dolche wird als Teil einer rituellen Handlung oder eines Opfers gedeutet, doch es gibt noch viel zu wenig Belege, um das eindeutig behaupten zu können. Auch in dieser Hinsicht werden vielleicht weitere Funde mehr bringen.“ Um diese Funde überhaupt zu ermöglichen, wurden mittlerweile die notwendigen Schritte unternommen.
Für die Ausgrabungsstätte wurde seitens des Fachausschusses des Kulturministeriums der Status einer archäologischen Stätte beantragt. Das bedeutet deren Sicherung, Umzäunung und Bewachung für die Gesamtdauer der Forschungen, ihre Aufnahme in den nationalen Katalog der Fundstätten und natürlich, besonders wichtig, die Bereitstellung der notwendigen finanziellen Mittel.