Im Vorjahr wurde der vor 75 Jahren eingeleiteten Deportation der rund 70.000 arbeitsfähigen deutschen Angehörigen (Frauen im Alter von 18 - 30 Jahren, Männer zwischen 17 - 45 Jahren) aus Rumänien zur Zwangsarbeit in die ehemalige Sowjetunion gedacht. Tausende Opfer haben diesen Willkürakt nicht überstanden, sind fern der Heimat in der russischen Steppe begraben worden wobei diese Stellen unbekannt geblieben sind, andere überlebten die bis zu fünf Jahren dauernden Deportationstark traumatisiert und krank. Auch für mich persönlich stammt meine erste Kindheitserinnerung aus dem Januar 1945, als bei eisiger Kälte je ein russischer und ein rumänischer Soldat in Winterkleidung und bewaffnet mit Maschinengewehren in unserer Wohnung erschien und meinen Vater aufforderten, mit einigen Kleidungsstücken und etwas Nahrung mitzugehen. An meine mit drei Wochen am ersten Weihnachtstag verstorbene Schwester kann ich mich nicht mehr erinnern. Nach fünf Jahren waren wir, meine Mutter und mein älterer Bruder, auf dem alten Bahnhof von Kronstadt, wo wir den von der Deportation heimgekehrten Gatten und Vater begrüßten. Seine rechte Hand war in einen dicken Verband gewickelt als Folge eines Arbeitsunfalls, den er im August wenige Monate vor seiner Entlassung hatte. Und doch waren wir glücklich, daß er heimkehren konnte, nicht wie andere, die unschuldige Todesopfer der Kriegsfolgen und anschließenden Deportation wurden.
Im Kontext der im Vorjahr organisierten Gedenkveranstaltungen ist der Band „Denkmäler und Gedenktafeln für die im Januar 1945 in die Sowjetunion deportierten Rumäniendeutschen“ von Friedrich Philippi und Erwin Josef }igla als besonderes ehrendes und Erinnerungsdokument zu betrachten. Der über 230 Seiten umfassende Bildband erschien in hervorragender grafischer Gestaltung im Verlag „Banatul montan“ der InterGraf Druckerei in Reschitza, als 105. Buch des Kultur- und Erwachsenenbildungsvereins „Deutsche Vortragsreihe Reschitza“, umfaßt ein einleitendes Wort von Prof. Friedrich Philippi, Landeskirchenkurator der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien, ein besonderes guter Kenner der Geschichte und Ortschaften Siebenbürgens und auch Fotograf. Abgebildet sind dann im Inhalt die Denkmäler der Gefallenen der Rumäniendeutschen in den beiden Weltkriegen und der anschließenden Deportation in die Sowjetunion aus dem Banat, der Hauptstadt Bukarest, Siebenbürgens und auch aus Deutschland.
Zustandegekommen ist der aufliegende Band nach einem Aufruf von Erwin Josef }igla, Vorsitzender des Demokratischen Forums der Banater Berglanddeutschen, den er vor zwei Jahren an die Foren, Kirchengemeinden, Verbände und Heimatortsgemeinschaften der deutschstämmigen Angehörigen richtete, um dieses Gemeinschaftswerk zu schaffen. Der Dank der Herausgeber richtet sich an alle Mitwirkenden, die Fotomaterial eingesendet haben, wobei ein besondere Dank auch an das Ehepaar Corina und Dorin D˛r˛ban aus Sathmar geht, welche die Denkmäler in Nordsiebenbürgen und Ungarn dokumentiert haben. Die Gedenktafeln, die zu Ehren der Gefallenen im Ersten Weltkrieg vor allem in Kirchen und an öffentlichen Stellen errichtet wurden, gehören einer langen Tradition an. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden diese ergänzt mit ähnlichen Würdigungen, dies vor allem nach der politischen Wende von 1989, da bis dahin das Thema der Russlanddeportation tabu war. Die Namen der Opfer der Deportation wurden zu jenen des Zweiten Weltkrieges hinzugefügt, in anderen Fällen wurden separate Denkmäler errichtet, die nur den Opfern der Deportation gewidmet sind. Diesbezüglich ist das erste Denkmal landesweit zu erwähnen, das im Stadtzentrum von Reschitza nach einem Entwurf des bildenden Künstlers Hans Stendl errichtet und im Beisein des römisch-katholischen Bischofs Msgr. Sebastian Kräuter und des Bischofs der Evangelischen Landeskirche A.B. D.Dr. Christoph Klein am 14. Oktober 1995 eingeweiht wurde. Auch andere Denkmäler wurden in den letzten Jahren den Opfern gewidmet und eingeweiht, zum Teil sind es bleibende Mahnmale, von Künstlern geschaffen. Den Opfern besonders aus dem Ersten Weltkrieg sind nicht nur Gedenktafeln gewidmet worden, sondern auch gestickte Texte auf Fahnen oder Paramenten. In Brenndorf/Bod wurde ein neues Denkmal am Friedhof nach dem Entwurf des von dort stammenden Künstlers Reinhardt Schuster eingeweiht, in Honigberg/H˛rman und Bartholomae haben die Denkmäler eine besondere künstlerische Ausführung durch eine jeweilige Kirchenglocke erhalten. In Nordsiebenbürgen und im Banat sind einige neue Denkmäler nach besonderen Projekten gestiftet worden. Einige dieser Gedenktafeln enthalten außer den Namen der Opfer auch Bibelsprüche. In einigen Ortschaften sind neben den Namen auch die Hausnummern angegeben, da es mehrere Opfer gab, die gleiche Namen trugen. Erwin Josef }igla hatte 2010 einen solchen Bildband herausgebracht, der aber ergänzungsbedürftig war. Daher sein 2019 erfolgter Aufruf, auf eigene Initiative hin diesen bleibenden Dokumentband zu schaffen. Den beiden Autoren, ihren Mitarbeitern die das Fotomaterial lieferten, den Sponsoren wie auch dem Verlag und der Druckerei sei höchste Anerkennung für dieses Gemeinschaftswerk auszusprechen.