Der Kronstädter Maler Karl Hübner (1902 – 1981) war über vier Jahrzehnte lang eine aktive und regelmäßige Präsenz im kulturellen Leben seiner Heimatstadt. Zahlreiche persönliche und Gruppenausstellungen reflektieren in dieser Zeit eine rege Künstlertätigkeiten in der aber, wie bei anderen Künstler, auch Schwankungen sogar Widersprüche auftauchen. Hübner war bemüht, in seiner Malkunst neue Wege zu suchen und zu versuchen.Trotzdem ist sein Werk, nach seinem Tod vor rund drei Jahrzehnten, nicht gebührend beachtet worden, so dass auch Hübner zu den „vergessenen Kronstädter Malern“gezählt werden konnte, denen das Kronstädter Kunstmuseum 2008 eine Sonderausstellung gewidmet hatte.
Die am Freitag eröffnete Retrospektivausstellung nimmt sich nun vor, Fachleute, aber auch Kunstliebhaber, auf Karl Hübner und sein Werk aufmerksam zu machen, eine Neubewertung seiner Rolle in der Kronstädter Malkunst des vorigen Jahrhunderts anzuregen, sagte Ausstellungskurator Radu Popica bei der Vernissage.
Die Ausstellung zeigt vierzig Kunstwerke (Malerei und Grafik), die aus den Beständen des Kunstmuseum Kronstadt, des Hermannstädter Brukenthalmuseums und des Szekler Nationalmuseums Sanktgeorgen/Sf. Gheorghe sowie aus mehreren Privatsammlungen (Familie Hübner Kronstadt und Deutschland, Franz Illi, Ioan Vlad, Depner-Wittstock-Philippi) stammen.
Sie verdeutlichen den künstlerischen Werdegang des Malers, der nach einem Studienjahr in Berlin (1926-27) und nach dem Studium an der Bukarester „Schule der schönen Künste“ (1927-30) zunächst in der Hauptstadt ein eigenes Atelier führen konnte. Seine künstlerische Reife erlangt er aber in Kronstadt, wohin er bereits Ende 1932 zurückkehrte, um als freier Künstler zu wirken.
In dem die Retrospektive begleitenden Ausstellungskatalog beschreibt Radu Popica den Platz der Hübner in der Zwischenkriegszeit in der rumänischen Malkunst zugeordnet werden kann, wie folgt: „Karl Hübner gehört zu jenen Künstlern, die die vorherrschend postimpressionistische Tradition der rumänischen Malerei, aber auch die Versuchung durch die Avantgarde ablehnen und einen ‘dritten Weg’ wählen.“
Nach 1944 beginnt eine neue Schaffensperiode in der auch Hübner gezwungen war, Zugeständnisse gegenüber den Machthabern zu machen, um überhaupt weiterhin als Künstler wirken zu können. Er beschränkt sich jedoch nicht auf die vom Regime erwarteten themenkonformen Malereien, sondern malt mit Vorliebe Familienporträts und Kronstädter und Schäßburger Baudenkmäler.
Später, während der relativen Liberalisierung in den Endsechziger und Anfang der siebziger Jahre, versucht er auch kubistische und futuristische Maltechniken um gegen Ende seiner Laufbahn auf frühere allegorische und mythologische Kompositionen zurückzukommen.
Die bis zum 4. November geöffnete Ausstellung bietet die beste Gelegenheit, die verschiedenen Etappen einer langen und produktiven Künstlerlaufbahn mit ihren thematischen und stilistischen Eigenheiten anhand der ausgestellten Werke zu entdecken und zu schätzen.