Ende des Vorjahres erschien im Klausenburger Verlag „Ecou Transilvan“ der von dem Regierungsdepartement für interthnische Beziehungen finanziell geförderte Band „Heinrich Wachner (1877 – 1960). Ein bedeutender siebenbürgischer Lehrer und Naturwissenschaftler“. Herausgeber sind zwei bekannte rumäniendeutsche Geografen, beide gebürtige Kronstädter: Wilfried Schreiber und Friedrich Philippi. Einbezogen werden auch Daten zur pädagogischen und wissenschaftlichen Tätigkeit Wachners, die einem anderen bekannten Kronstädter Naturkundler, Dr. Heinz Heltmann (1932 – 2021) zu verdanken sind.
Heinrich Wachner war nicht Kronstädter. Er hat aber zwischen 1919 und 1946 am Honterusgymnasium als Erdkunde- und Naturkundelehrer gewirkt. Sein bekanntestes Werk bleibt das 1934 erschienene „Kronstädter Heimat- und Wanderbuch“ – ein Buch das sechzig Jahre später im Kronstädter Verlag „aldus“ eine Neuauflage erfuhr, die sich ebenfalls einer großen Nachfrage erfreute. Seinerzeit wurde Wachners Buch als Beispiel für eine gelungene Gebietsmonografie gelobt. Es bleibt bis in unsere Tage ein Werk, in dem es sich lohnt, nachzuschlagen und nachzulesen.
Wachner war aber nicht nur ein begnadeter Lehrer, dessen Schulausflüge in die Schulgeschichte dieser traditionsreichen Kronstädter Unterrichtsanstalt eingegangen sind, sondern auch ein fleißiger und in manchen Bereichen bahnbechender Forscher in der rumänischen Geografie und Geologie.
Seine Verdienste in Forschung und in dem Verfassen von Lehrbüchern werden aufgezählt und gewürdigt.
Darüber hinaus wird in diesem Buch ein bisher unveröffentliches Manuskript von Heinrich Wachner und zwar „Die Umgebung von Raco{ul de Jos” abgedruckt. Es handelt sich um „eine Beschreibung des Alttals im Abschnitt seines Durchbruchs durch die inneren Gebirgszüge des Karpatenbogens (Per{ani-Gebirge)“, wie die Herausgeber es vermerken. In Raco{ musste Wachner mehrere Jahre verbringen, nachdem die Behörden des kommunistischen Regimes ihn in den 1950-er Jahren aus Kronstadt dorthin zwangsumsiedeln ließen. Der nun über 70 Jahre alte Lehrer in Rente blieb sich treu und setzte seine Forschertätigkeit fort indem er diese geologisch interessante Gegend auch von geografischer, naturkundlicher, historischer und wirtschaftlicher Seite her erkundete. Diese Beschreibung, ergänzt mit sechs Skizzen und einer Karte des Verfassers, nimmt rund die Hälfte des Bandes ein. Zum besseren Verständnis des Textes wird im Anhang ein Glossar mit geomorphologischen und geologischen Fachausdrücken und eine Tafel der geologischen Zeiten beigefügt, wie auch Fotos der Herausgeber aus Racoș und dem Alt-Durchbruch.
Ebenfalls bisher der Öffentlichkeit unbekannt sind die Ansprache anlässlich des 80. Geburtstages von Wachner die dessen verdienstvoller Nachfolger als Erdkundelehrer des Honterusgymnasiums, Kurt Philippi, 1957 bei einer Feier an dieser Schule hielt, und die Antwort in schriftlicher Form des Gefeierten, da er aus gesundheitlichen Gründen nicht selber dabei anwesend sein konnte. Aus letzterem Text ist ersichtlich, wie fleißig, aufopferungsvoll, pflichtbewusst und von seiner Arbeit begeistert Wachner war. Er selbst spricht von „äußerster Konzentration, Vernachlässigung des Familienlebens, Verzicht auf alle geselligen Veranstaltungen und auf die Teilnahme am öffentlichen Leben“ und beschreibt seinen Arbeitstag wie folgt: „Ich gewöhnte mich ganz früh am Morgen, sofort nach dem Aufwachen mit der Arbeit zu beginnen. An meinem am Bett angebrachten Schreibpult schrieb ich bis zum Beginn des Schulunterrichtes. In den so gewonnenen, täglich durchschnittlich vier Stunden konnte mit frischen Kräften eine ganze Menge geleistet werden. Der Tag gehörte der Schule. Abends war noch die Korrespondenz zu erledigen. Die sonntäglichen Wanderungen mit meinen Schülern waren meine einzige Erholung. So konnte ich es schaffen.“
Diese Einstellung und Disziplin würdigte derselbe Professor Kurt Philippi bei der Grabrede (ebenfalls im Band nachzulesen) am Innerstädtischen Friedhof in Kronstadt wo Wachner, gemäß seinem letzten Wunsch, neben seinen Vorgängern in der Burzenländer Heimatforschung (Julius Römer, Teutsch, Deubel) bestattet werden wollte. Als „heiligen Eifer für die Wissenschaft” bezeichnete Kurt Philippi diese unermüdliche Tätigkeit eines „sächsischen Mannes der sich durch sein Lebenswerk aus den Reihen der Masse seiner Zeitgenossen hervorgehoben hat“ Das soll in Worten der Anerkennung ausgedrückt und nicht mit Stillschweigen verdeckt werden, heißt es in dieser Rede.
Das ist nun 65 Jahre nach Wachners Tod auch mit der Veröffentlichung dieses Bandes geschehen. Nach der Neuauflage des „Kronstädter Heimat- und Wanderbuchs“, nach einer 2007 im Kronstädter Mure{enilor-Museum abgehaltene wissenschaftlichen Tagung anlässlich der damals 130 Jahre seit der Geburt des Kronstädter Geografen stehen nun Wachners Raco{-Manuskript, zwei Briefe und sein Antwortschreiben zu seinem 80.Geburtstag einem breiten Publikum zur Verfügung, bevor sie ihren Weg ins Archiv finden.