Wie auch in anderen Jahren, war am Martinstag am Honterushof rund um die Schwarzen Kirche viel mehr Bewegung als an anderen Tagen. Zum traditionellen Laternenumzug zu dem die Honterusgemeinde und das Honteruslyzeum eingeladen hatten, waren am Mittwochnachmittag vor allem die Schüler der Vorbereitungsklasse sowie der Grundschulklassen in großer Zahl erschienen, obwohl, wie Schuldirektor Helmut Wagner sagte, die Einladung an die Schüler aller Klassen gerichtet war. Viele Eltern und auch Großeltern begleiteten sie, wohl um zu sehen, wie dieses Fest, das kein traditionelles rumänisches Fest ist, überhaupt abläuft. Die bunten, zum Teil auch selbst gebastelten Laternen mit ihrem Kerzenlicht kamen dann mit der einsetzenden Abenddämmerung auch voll zur Geltung als die Kinder, in ihren Klassen gruppiert, zusammen mit den Lehrerinnen und mit Pfarrerin Adriana Florea ihren Rundgang um die imposante Schwarze Kirche machten.
Bis zum Laternenumzug wurde aber noch gesungen und an die Symbolik dieses Festes erinnert. Um den rund insgesamt drei- bis vierhundert Teilnehmern die Möglichkeit zu bieten, alles gut mitverfolgen zu können, hatten die Veranstalter am Pfarrhaus gegenüber dem Südportal einen zusätzlichen Scheinwerfer montiert, sowie die Verstärkeranlage installiert. Religionslehrer Jörg Stammwitz, der seit einigen Wochen aus Dresden nach Kronstadt gekommen ist, hatte mit den fünften Klassen bereits einige der Martinslieder wiederholt. Zuerst erklangen aber, in der Begleitung von Steffen Schlandt am Elektroklavier das beim Kircheneingang aufgestellt wurde, die Lieder „Lasst uns miteinander“, „Wenn das Brot das wir teilen“ und „Tragt in die Welt nun ein Licht“.
Pfarrerin Adriana Florea erklärte kurz, was das Kerzenlicht in der Dunkelheit mit sich bringt und wie groß und bereichernd gemeinsam geteilte Freude sein kann. Jörg Stammwitz hatte zuvor lebendig und ergreifend die Martinssage den Kindern umrissen: vor Kälte zitternd, umhüllte er sich in einem Stück des geteilten roten Mantels der nachher am Kirchhof zusammen mit einer angezündeten Kerze abgelegt wurde – ein Symbol der christlichen Nächstenliebe, des Mitgefühls, der Solidarität, der Aufmerksamkeit für die Nöte der anderen, der Armen und Schwachen.
Nach dem von Pfarrerin Florea gesprochenen Gebet und Segensspruch war es für die langsam ungeduldig werdenden Kinder soweit: sie konnten nun ihre Laternen einsetzen und den Weg um die Kirche beleuchten. Zuvor wurden Brezenl an alle ausgeteilt; Brezeln, die die Kirchengemeinde gekauft hatte, die aber auch von manchen Klassen bereit gestellt wurden. Mit dabei beim Verteilen: drei Jugendliche aus Deutschland,, die seit September für ein Jahr im Rahmen des Internationalen Jugendfreiwilligendienst bei der Honterusgemeinde im Einsatz sind. Es handelt sich um: Elias Pflume (entsandt von dem Evangelischen Verein für Innere Mission), Caroline Kienzle und Tobias Jäck (beide entsandt von der Evangelischen Landeskirche Baden). Nach dem Rundgang wollten viele nicht einfach nach Hause gehen. Sie blieben gute weitere Minuten am Kirchhof; manche Klasse versammelte sich etwas abseits und sang nochmals die Martinslieder - weil sie schön sind, weil gemeinsames Singen Spaß macht und weil die Eltern das auch hören und mitbekommen sollten.