ImPuls, die Theatergruppe des Kronstädter Jugendforums, besteht schon seit 2006 und hat es in den acht Jahren nach der Gründung durch viel Ehrgeiz und Enthusiasmus immer zu gelungenen Aufführungen geschafft, obwohl man immer merken konnte, dass eine professionelle Leitung fehlt.
Ab Frühjahr 2014 kam die lang ersehnte Verstärkung: Georgiana Ion, Honterus- und Schauspielstudium-Absolventin übernahm die Koordinierung der Gruppe. Bis Dezember dieses Jahres wird Georgiana als IFA-Kulturmanagerin beim Jugendforum arbeiten. Sie wird mehrere Projekte wie die Clique-Schülerzeitung oder die Organisation der Honterus-Gala koordinieren; ihr Schwerpunkt liegt aber natürlich bei Theater.
Georg Büchner, Temeswar und amerikanische Methoden
Georgiana hat 2005 das Honterus-Lyzeum absolviert. Es folgte ein Studium bei der Universität für Theater-und Filmwissenschaft Bukarest (UNATC) und ein Theaterpädagogik-Master bei derselben Uni. „Ich wollte schon immer mit Kindern Theater machen“, meint sie. Nach Abschluss der Uni wurde dieser Traum wahr: Georgiana erhielt eine Stelle als Theaterpädagogin am „Hermann Oberth“-Privatkindergarten in Bukarest. Das hektische Leben in der Hauptstadt hat ihr aber nicht gefallen und 2012 kehrte Georgiana zusammen mit ihrem Ehemann, der auch Schauspieler ist, in ihre Heimatstadt zurück. „Kronstadt ist zwar kleiner und bietet für einen Schauspielabsolventen nicht so viele Perspektiven wie Bukarest, aber wir wollten es versuchen“.
Kurz nach ihrer Rückkehr erhielt Georgiana eine Stelle an der Kronstädter Volkshochschule, wo sie Schauspiel-, Musical- und Puppentheaterkurse hält. „In meinen Kursen verwende ich immer die amerikanischen Schauspielmethoden, die ich selbst in der Uni studiert habe. Sie helfen den jungen Schauspielern, ihre Ausdruckskraft zu steigern und mehr Sicherheit zu gewinnen”.
Im März 2014 kam das Angebot, als IFA-Kulturassistentin die Jugendtheatergruppe ImPuls zu betreuen. Vom ersten Treffen an mochte Georgiana ihre „Schüler“. „Sie wollten alle nach Temeswar, zum Internationalen Deutschsprachigen Jugendtheaterfestival, und brauchten ein Stück, das sie aufführen sollten. Da wir ein Stück eines deutschen Autors einstudieren wollten, fiel die Wahl auf die Komödie „Leonce und Lena“ von Georg Büchner. Es ist kein leichtes Stück, und die Sprache ist auch sehr schwierig. Aber es hat ihnen gefallen, und sie wollten es unbedingt vorbereiten“, erzählt Georgiana. Für die Zehn- und Elftklässler war es am Anfang nicht leicht, das 1836 geschriebene Stück zu verstehen, aber mit großem Ehrgeiz und Lust am Spielen schaffte es die Gruppe Anfang Juni, eine Premiere-Aufführung im Gemeinderaum der Honterusgemeinde darzubieten. Gleich danach konnten die Honterus-Schüler auf der Bühne des Jugendfestivals in Temeswar auftreten und dort an Workshops teilnehmen.
„Man müsste Schauspielunterricht an allen Schulen einführen“
Während der Sommerferien nahm die Theatergruppe an einem dreitägigen Schauspielworkshop teil, der im Bucegi-Gebirge bei der Padina-Hütte unter der Leitung von Georgiana stattfand. Neben Improvisationstechniken, Bewegungs-Übungen und Übungen zur Stimmenerwärmung lernten die Schüler besser in Teams zusammenzuarbeiten. „Es haben nicht nur ImPuls-Mitglieder teilgenommen, sondern auch Freunde von ihnen, die am Ende total begeistert waren. An Talent und Rezeptivität fehlt es ihnen nicht, das ist sicher“, meint Georgiana.
Im September fing das „normale“ Programm an. Einmal in der Woche trifft sich die Gruppe im Festsaal des Forums um eine neue Aufführung vorzubereiten. „Die Veranstaltung ist speziell für die Gala der Honterus-Absolventen gedacht, die in diesem Winter zum zweiten Mal stattfinden wird. Wir bereiten 6 lustige Sketches vor, die wir zusammen aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt haben“. Wenn der Enthusiasmus groß ist, kann nichts schief gehen. Und über Enthusiasmus verfügt die ImPuls Theatergruppe mehr als genug. In Zukunft wird Georgiana versuchen, für das Repertoire der Gruppe Jugendstücke ausfindig zu machen, die zu den jungen Schauspielern passend sind.
Der Schauspielunterricht müsste in allen Schulen Pflicht sein, meint die junge Kulturassistentin. Theaterkurse sind für alle Schüler gut, nicht nur für diejenigen, die später an ein Schauspielstudium denken. Die Workshops helfen jungen Leuten, sich selbst durchzusetzen und stärken sie für die Herausforderungen des Erwachsenwerdens. „Man überwindet Lampenfieber, man hat keine Angst, vor einer größeren Gruppe zu sprechen, man lernt sich selbst besser kennen und man lernt, mit anderen zusammenzuarbeiten. Das hilft immer auf dem weiteren Lebensweg“, meint Georgiana.