Die erste Fiskallotterie bei der man mit dem Gewinner-Kassenbon zu jenen gehört, die sich landesweit 1.000.000 Lei aufteilen, war ein Erfolg. Man musste nur das richtige Datum vorweisen (diesmal war es der 7. Februar) mit einer Gesamtrechnung zwischen 6.00 und 6.99 Lei. Für manche überraschend hoch war die Zahl derjenigen, die solche Bons (in Original) vorweisen konnten – drei Tage nach der Ziehung waren es rund 2000, allein in Kronstadt an die 80. Einen Sonderfall stellte Constantin Lungu aus dem Kreis Arad dar.
Der sechsfache Vater, der nur knapp zwei Monate im Jahr als Kachelofenbauer Arbeit findet, konnte unter seinen 1500 gesammelten Kassenzetteln allein 23 solche Gewinner-Bons vorzeigen. Selbstverständlich sind es nicht seine Einkäufe gewesen die ihm diese Rechnungen einbrachten. Er hatte in Schmutzkörben nach ihnen gesucht oder sie von den Kassiererinnen erbettelt. Viele hätten ihn spöttisch belächelt. „Es ist doch klar - aus dieser Ziehung wird nichts“, hörte er immer wieder. Nun wartet er auf die Auszahlung – unabhängig von der Größe der Summe will Lungu zehn Prozent davon armen Leuten spenden.
Seinem Beispiel (das Sammeln der Kassenzettel, nicht unbedingt das Spenden) werden viele folgen denn: Mehr Bons – mehr Chancen und die Bons sind ja kostenlos. Bei Geschäften geht man nun sorgfältiger mit den Bons um. Sie werden von den Laden-Mitarbeiter eingesammelt. Was weiter geschieht, ist ungewiss. Werden sie vernichtet oder wird mit ihnen gehandelt? Es wäre keine Überraschung, wenn wir bald auch von einer Kassenbon-Mafia hören, also von Leuten und Strukturen, die solche Bons auftreiben, horten und verwerten. Zu prüfen wäre auch, wie kompliziert oder einfach es sein dürfte, nachträglich bei diesen Kassen entsprechende Zettel „herzustellen“, also zu fälschen. Was die Steuer-Kontrollbehörden vor zusätzliche Aufgaben stellen müsste.
Wie auch immer: besser Kassenbons suchen und sammeln als für das vermeintliche Gewinner-Los Unsummen auszugeben, vor den Spielautomaten stundenlang zu verharren oder, noch schlechter, krumme Geschäfte zu drehen. Ein Rezept gegen die Armut ist die Fiskallotterie nicht – eher für viele eine harmlose Illusion, endlich mal auch etwas zu gewinnen. Dass das, wie bei dem Arader Ofenbauer, mit fremden Bons geschieht, sollte niemanden stören: der eine glaubt nicht an sein Glück oder ist nicht darauf angewiesen – der andere will seinem Glück auf ehrliche Weise nachhelfen und steckt das ein, was achtlos weggeworfen wird.