In diesem Jahr wurde die Feier anlässlich der Verleihung des Apollonia-Hirscher-Preises zu einem späteren Zeitpunkt als üblich angesetzt. Sie fand am Montag, dem 25. September, beim Kronstädter Deutschen Forum statt. Dass Prof. Dr.-Ing. Dieter Simon der Preisträger für 2016 ist, war seit Jahresanfang bekannt. Der Preisträger selber gab zu, eine gewisse Zurückhaltung mit dem Gedanken zu verbinden für diesen Preis nominiert zu werden. Denn, vor bald zwei Jahrzehnten, war er einer der Initiatoren, dass alljährlich ein in der Heimatstadt aktiver Kronstädter oder eine Kronstädterin für der sächsischen Gemeinde erwiesene besondere Verdienste vom Kronstädter Forum und der Heimatgemeinschaft der Kronstädter (Deutschland) ausgezeichnet wird.
Der 17. Preisträger ist nun Dieter Simon – elf Jahre nachdem er im Forum, nach seiner Amtszeit als Vorsitzender des deutschen Kreisforums (1994 -2006) keine weitere leitende Funktion übernommen hatte. Er sähe in der Preisverleihung eine Bestätigung, die Ansprüche bezüglich der Preisvergabe erfüllt zu haben, was ihn sehr freue, sagte Prof. Simon nach der von Thomas Şindilariu gehaltenen Laudatio und nach der Übergabe der Apollonia-Hirscher-Plakette und der mit dem Preis verbundenen Dotation. Dabei kam es auch zu einer Premiere für diesen feierlichen Akt: erstmals war auch die Heimatgemeinde der Kronstädter auf höchster Ebene vor Ort vertreten durch ihren 2014 gewählten Ersten Vorsitzenden Anselm Honigberger. Herr Honigberger hatte sich, nach der Begrüßung des zahlreich anwesenden Publikums durch den Vorsitzenden des Ortsforums, kurz vorgestellt und den Preisträger beglückwünscht und ihm Kraft, Gesundheit, Frohsinn und viel Freude für die weitere Tätigkeit gewünscht. Er äußerte auch seine Hoffnung, dass die Tradition dieser Preisverleihung noch möglichst lange fortgeführt werden könne.
Die Laudatio auf Prof. Dieter Simon, die die KR in einer ihrer nächsten Ausgaben zu veröffentlichen beabsichtigt, ging auf die Verdienste des Preisträgers auf beruflicher und gesellschaftlicher Ebene ein. Letztere ist nicht zu trennen von dem Einsatz im Dienste der deutschen Kronstädter Gemeinschaft: sei es fürs Kronstädter Forum (als Forumsvorsitzender in einer Zeitspanne von drei Mandaten, sowie als Stadtrat des Forums innerhalb der Demokratischen Konvention – 1992 – 1996 und weitere vier Jahre als nicht wahlberechtigter Vertreter des Forums im selben städtischen Gremium), sei es für die evangelische Kirche (als Presbyter der Honterusgemeinde und als Mitglied der landeskirchlichen Versammlung).
Die Etappen und Umstände des Werdegangs des an Naturwissenschaften, aber auch an Geschichte und Deutsch interessierten Schülers der deutschen Schulabteilungen in Kronstadt bis zum Forscher in der Forstwissenschaft und zum dazu gehörenden Doktortitel sowie die akademische Laufbahn von Lektor bis zum Universitätsprofessor an der Kronstädter Forstfakultät beschrieb der Laudator auf einer gut dokumentierten, mit persönlichen Erinnerungen und auch anekdotischen Details bereicherten Art und Weise, die auch ihren Anteil an dem abschließenden langanhaltenden Publikumsbeifall hatte.
Aus einem an Wissen und Bildung hoch interessierten Jungen, dem jeder Schulanfang nur Freude bereitete, wurde später ein Onkel, den man, so erinnert sich Thomas Şindilariu, „alles, aber auch wirklich alles fragen konnte“. Ein Professor der sein Wissen weiter vermitteln kann, ein stolzer Vater (Sohn Frieder hat in Cambridge absolviert), ein Mitglied der Gemeinde, das sich für diese in vorbildlicher Weise ehrenamtlich zur Verfügung gestellt hat. Zu seinen Erfahrungen und Gedanken bezüglich des Ehrenamtes äußerte sich Prof. Simon nach seinem Dankwort für die Preisverleihung. Das Ehrenamt bedeute, etwas von einer Elite Gedachtes oder Projiziertes ins Volk einsickern zu lassen. Gerade bei den Sachsen gäbe es eine bemerkenswerte Tradition des Zusammenseins beginnend mit der Nationsuniversität und dem Eigenlandrecht bis, in kleineren Kreisen, zu den Zünften und Nachbarschaften. In seiner Großfamilie mütterlicher-seits konnte Dieter Simon noch manches mitbekommen und verinnerlichen, was Gemeinschaft und Ehrenamt in der Zwischenkriegszeit unter den Sachsen bewirken konnten. Alles Positive daran sei nicht nur sinnvoll und sinnfällig, sondern auch der Notwendigkeit gehorchend. Eine Gemeinschaft brauche Ehrenamtliche, um gut zu funktionieren. Mit dem Ehrenamt entdecke man Freiräume, um Verpflichtungen in der Gemeinschaft zu übernehmen ohne Vorteile zu erwarten, manchmal nicht einmal Anerkennung. All das sei kein „Selbstläufer“ und man müsse stets auf mögliche Fehlentwicklungen achten, weil Mischstrukturen und unklare Satzungen Gefahren mit sich bringen. Selber planen , selber durchführen und selber darüber ein Urteil sprechen – das könne nicht funktionieren; Mischämter seien zu vermeiden.
Seine Einschätzungen wollte Prof. Simon nicht als „leere Worte“ gelten lassen. Eher sollten sie als Ermunterung zu fruchtbaren Taten dienen. Die Glückwünsche an den Preisträger beim anschließenden Stehempfang werden sich wohl auch an dieses Plädoyer fürs Ehrenamt gerichtet haben. Die Würdigung des Preisträgers durch Preisvergabe und die damit verbundene Laudatio, die „Lektion“ des Professors Simon zu einem so aktuellen und notwendigen Thema wie die ehrenamtliche Tätigkeit im Dienste der Gemeinde und, nicht zu vergessen, die niveauvollen musikalischen Einlagen (Beethoven und Mozart) die Elena (Geige) und Paul Cristian (Klavier) einflochten – all dieses ließ auch diese Apollonia-Hirscher-Preisverleihung zu einer echten Feierstunde des Kronstädter Forums werden.