Zu Ehren der „Königin aller Instrumente“ wurde am 27. April in der Schwarzen Kirche ein Fest gefeiert. Zum ersten Mal erklangen im Rahmen eines einzigen Musikabends alle Orgeln, die sich zurzeit im Kronstädter Gotteshaus befinden – und man kann nur staunen, wie viel Persönlichkeit und Farbe, wie individuelle Charakterzüge im Klang jedes Instruments gespeichert sind. Außerdem kann die Orgel alle Empfindungen ausdrücken, den Hörer in unterschiedlichste Stimmungen tauchen lassen – und das Repertoire, ob kirchlich oder weltlich, ob aus der Renaissance oder der Moderne - gibt den Musikern praktisch unbegrenzte Möglichkeiten.
Zwei Instrumente – die Buchholz- und die Hesse-Orgel – sind in der Schwarzen Kirche zu Hause, die anderen zwei kamen hierher nur „zu Besuch“. Sie wurden aus Bodendorf und Reps nach Kronstadt verlagert, wurden sorgfältig restauriert, nach langer Zeit wieder eingeweiht, und sollen schließlich wieder in anderen Kirchen die Menschen erfreuen.
Die älteste von allen, die Orgel aus Reps (1699), stammt von einem unbekannten Meister und wurde Jahrzehnte nach ihrem Bau von Johannes Prause, dann im 20. Jahrhundert von Karl und Otto Einschenk repariert. Sie gehört zu den wertvollsten in Siebenbürgen und leuchtet seit der Restaurierung wieder in sonnigen Farben und Tönen. Erneut bewies sie ihre Kraft mit Hilfe des Organisten Erich Türk aus Klausenburg in der „Fantasia chromatica“ von Jan Pieterszoon Sweelinck und dank des Musikers Dan Racoveanu aus Bukarest in Werken von Peeter Cornet und Johann Jakob Froberger – in raffinierten Musikstücken also, die ebenfalls im 17. Jahrhundert komponiert wurden und genau wie die Repser Orgel die Jahrhunderte überdauert haben.
Anders als die zarten, vokalen Klänge des alten Instruments hört sich die Orgel von Carl Hesse (1861) an, die vor vielen Jahren aus Paßbusch, Kreis Bistritz, nach Kronstadt gebracht wurde und hier als Chororgel ein neues Zuhause gefunden hat. Virtuosität und Selbstbewusstsein strahlte die Sonate von Antonio Maria Montanari aus, die von der Geigerin Elena Cristian und dem Organisten Paul Cristian dargeboten wurde. Majestätisch hingegen war die Fantasie von Adolf Friedrich Hesse, bei der sich Paul und Horia Cristian das Manual teilten.
Frisch restauriert ist auch das Instrument aus Bodendorf (Johannes Hahn, 1805), für das der Musikabend in der Schwarzen Kirche zugleich ein „Abschiedskonzert“ war. Die Orgel wird fortan in der Martinsberger Kirche erklingen. Mit gewohnter Souveränität, Leichtigkeit und ansteckender Freude spielte Steffen Schlandt auf ihr Werke von Johann Helmich und Carl Philipp Emmanuel Bach.
Die prächtige Orgel von Carl August Buchholz (1839) präsentierte sich diesmal von zwei weniger bekannten Seiten. Mal tänzerisch, wie man es selten in Kirchen hört, mal kontemplativ und verinnerlicht, zugleich inspiriert aus der rumänischen Folklore und doch sehr modern war sie in den „Siebenbürgischen Bildern“ („Imagini transilvane“), einer Suite, die vom Bukarester Musiker Marcel Costea komponiert und nun aufgeführt wurde. Anschließend interpretierte Hans Eckart Schlandt den „Karfreitagszauber“ aus Richard Wagners „Parsifal“, ein Werk mit hellen, warmen Harmonien, die Licht und Erlösung ausströmen.
Zum Schluss trafen sich die vier Instrumente mit so unterschiedlichen Herkunftsorten, Geschichten und Meistern in einem Dialog, dem „Te Deum“ von Marc-Antoine Charpentier. Und selbst wenn das C-Dur auf jeder Orgel völlig anders klingt, gibt es einen gemeinsamen Nenner des „Quartetts“: die Restaurierung durch die Werkstatt in Honigberg, genauer durch das Team des Schweizer Orgelbaumeisters Ferdinand Stemmer, der an diesem 27. April seinen Geburtstag feierte. Ihm, seinen Kollegen und zahlreichen Spendern, den Musikern, die Benefizkonzerte gegeben haben, sowie dem Konzertpublikum der vergangenen Jahre ist es zu verdanken, dass die edlen Instrumente aus ihrem Dornröschenschlaf erwachen.